Amiga

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Bereits Ende der 1940er Jahre (!) gegründetes Label des späteren VEB Deutsche Schallplatten, in der DDR staatlich kontrollierter Monopolist für jegliche Tonträgerveröffentlichungen. Unter "AMIGA" lief stets die nach dem jeweiligen Zeitgeschmack definierte Form von Unterhaltungsmusik. Im Verlauf von vier Jahrzehnten spannte sich so der musikalische Bogen von volkstümelnder Folklore über Schlager, Tanzorchester, Jazz in allen Facetten, Liedermacher, Chanson, später dann auch Beat, noch später Rock (inklusive der begehrten omnipräsenten West-Lizenz-Platten) und schließlich, einen Lidschlag vor dem Ende DDR, bis hin zu den musikalischen Unruhestiftern aus Punk, Wave & Avantgarde. Feeling B & Co. wurden somit "Labelmates" von Herbert Roth, Frank Schöbel und Louis Armstrong, aber auch von den Beatles, Pink Floyd & AC/DC !
Musikalische Türöffner & Grenzgänger im Amiga-Programm ab 1981 sind ein Thema für sich, wie z.B. Keks, die Gaukler Rock Band, Christin D., Prinzz, Juckreiz, Mona Lise, Scheselong oder die frühen Pankow, not-to-forget unangepasste Blueser wie Jonathan, Zenit oder Monokel, bei Interesse gern mehr!.
Das erste "echte" Szene-Gewächs im Sinne des hier gemeinten Untergrunds versteckten jedoch ein paar Mutige erst 1986 auf dem seit 1981 regelmäßig bei Amiga veröffentlichten Jahres-Überblicks-Doppel-Vinyle "Das Album - Rock-Bilanz": ausgerechnet die ideologisch besonders hart umkämpften Hard Pop klampften mit "In dieser Nacht" gegen den grassierenden Ostrock von Puhdys & Co an! In den "Rock-Bilanzen" von 1988 und 1989 oder unter dem fetzigen Motto "Heiß drauf! Startschuß '88" in ähnlicher Guerilla-Taktik untergebrachte Tracks von Die Art, den Skeptikern, Naiv, Sandow, AG Geige, die anderen oder Feeling B waren dann als Quoten-Exoten schon beinahe wohlgelitten. Ab 1986 öffnete sich das Label sporadisch auch dem vorher ästhetisch beargwöhnten Heavy Metal Genre, hierzu erschien eine Compilation sowie eine Hand voll Tonträger von Formel 1, Babylon und Biest.
Der erste ausschließlich den (ab hier auch so genannten) "anderen bands" vorbehaltene Tonträger war im Mai 1988 die Compilation "Kleeblatt Nr.23" mit Feeling B, Hard Pop, Sandow und WK 13. Eine weitere Öffnung des Programmes hin zu subkulturellen deutschen Klängen kündigte sich im Frühjahr 1989 durch Editionen von Die Ärzte und Rio Reiser in der beliebten 7" EP Reihe "Quartett" an. Im Mai 1989 wurde der ex-Frontmann der Ton Steine Scherben sogar mit dem Mix der LP der Blankenfelder Boogie Band beauftragt, einem für die damaligen Labelverhältnisse extrem spontan umgesetzten Band-Projekt von Lutz Kerschowski (der 1990 Gitarrist in Rio's Backing Band wurde). Gleichfalls im Februar 1989 erschien das "Quartett"-Debüt der Skeptiker. Das hier zum zweiten Mal verwendete Logo "die anderen bands" trugen bis zum Frühjahr 1990 nur noch der "Parocktikum"-Sampler (Mai 1989) und die EP von den Mixed Pickles (Februar 1990). Die gleichfalls 1990er Longplay-Debüts von Feeling B (Januar), Sandow (Februar), AG Geige (März) und den Skeptikern (April) sowie die EP der Körper der Einfalt (April) trugen dieses unter den Musikern umstrittene Etikett schon nicht mehr. Eine weitere bereits eingespielte (?) Quartett EP von Inflagranti, geplant für die VÖ im Mai 1990, blieb durch das Ende der volkseigenen Tonträgerproduktion unveröffentlicht. Mehrere frühe LP Projekte (ab Herbst 1989), wie mit die anderen und Die Art, blieben unrealisiert weil die Bands Eingriffe in die Texte oder Titelauswahl ablehnten, andere wurden noch als Amiga-Produktionen geplant aber erst als Z / Zong Records (dem neuen Pop & Rock Label der privatisierten Deutsche Schallplatten Berlin GmbH) Veröffentlichungen umgesetzt.
Nach dem insgesamt recht konfusen Gesamt-Relaunch der Deutschen Schallplatten GmbH verschwand somit das Label AMIGA im Frühjahr 1990 zunächst von der Bildfläche, um Mitte der 90er unter der turbokapitalistischen Sony/BMG Fahne wieder aufzutauchen, nun aber vor allem für die endlose Ausschlachtung des Ost(algie)-Rocks.
Dank des neuen Label-Chefs Jörg Stempel (bereits 1981 bis 1988 bei Amiga beschäftigt, 1990 bis 1994 Vertriebsleiter Ost bei der BMG) wurden neben zahllosen CD-Re-Issues im Low-Budget-Sektor ab 1995 auch Neuproduktionen bekannter DDR-Interpreten unter Amiga veröffentlicht. Für zielgruppen-präzisere Wiederveröffentlichungen aus dem Amiga-Backkatalog mit teilweise geringerem kommerziellen Potential gründete Stempel 2005 das eigene Label Sechzehnzehn Musikproduktion, das mit Hilfe des BuschFunk Vertriebs vermarktet wird.

Diskographie (Auswahl)

Aufgelistet sind nur die für das Parocktikum relevanten LP & EP Veröffentlichungen. Die LP's wurden in der Regel immer gleichzeitig als MC veröffentlicht.

12"LP

7"SP/EP