"Alösa Frühlingsfest": Unterschied zwischen den Versionen

Aus Parocktikum Wiki
K
Zeile 1: Zeile 1:
Die im Ost-Berliner Stadtteil Rummelsburg gelegene neugotische [http://de.wikipedia.org/wiki/Erl%C3%B6serkirche_(Berlin-Rummelsburg) Erlöserkirche] wurde mit ihrer Gemeinde in den 1980er Jahren zu einem Zentrum und Schauplatz verschiedener mit der KvU-Bewegung (Kirche von Unten) verbundenen Oppositionsthemen. <br>Im Rahmen der Unterstützung alternativer Jugendkultur in der DDR bot sie sich auch als Veranstaltungsort für Konzerte unangepasster Rockgruppen an, denen eine offizielle Auftrittsgenehmigung verweigert wurde oder die aus politischen Gründen darauf verzichteten, zunächst in Form so genannter "Blues-Messen". Im Juli 1983 spielten hier so zum ersten Mal auch Punkbands der "1. Generation", die Berliner '''[[Planlos]]''', '''[[Namenlos (Berlin)|Namenlos]]''' und '''[[Unerwünscht]]'''. Die damals noch rivalisierenden Szenen der Punks und Blueser fanden sich später in oppositioneller Koexistenz, wie auch an vielen anderen kirchlichen Auftrittsorten in der DDR. Neben den sporadischen "offiziellen" Musik-Messen bot die Kirche mit ihrem "Leichenkeller" genannten Gewölbe der Szene auch ein regelmäßiges Domizil, in dem Konzerte als nicht genehmigungspflichtige Privatpartys durchgeführt werden konnten. <br>Mitte der 80er verschob sich das musikalische Profil deutlich in Richtung Punk & Verwandtes. Mit 2500 Besuchern und 16 Bands aus der DDR, dem sozialistischen Ausland, der BRD und sogar aus Italien und West-Berlin stellte das so genannte '''"Alösa Frühlingsfest"''' am 21. und 22. April 1988 den Höhepunkt dieser Entwicklung dar (das lautmalerische "A-lös-A" nahm Bezug auf die in der Punkszene verbreiteten Ideale des Anarchismus). Die Teilnehmer dieses Konzertes waren:
Die im Ost-Berliner Stadtteil Rummelsburg gelegene neugotische [http://de.wikipedia.org/wiki/Erl%C3%B6serkirche_(Berlin-Rummelsburg) Erlöserkirche] wurde mit ihrer Gemeinde in den 1980er Jahren zu einem Zentrum und Schauplatz verschiedener mit der KvU-Bewegung (Kirche von Unten) verbundenen Oppositionsthemen. <br>Im Rahmen der Unterstützung alternativer Jugendkultur in der DDR bot sie sich auch als Veranstaltungsort für Konzerte unangepasster Rockgruppen an, denen eine offizielle Auftrittsgenehmigung verweigert wurde oder die aus politischen Gründen darauf verzichteten, zunächst in Form so genannter "Blues-Messen". Im Juli 1983 spielten hier so zum ersten Mal auch Punkbands der "1. Generation", die Berliner '''[[Planlos]]''', '''[[Namenlos (Berlin)|Namenlos]]''' und '''[[Unerwünscht]]'''. Die damals noch rivalisierenden Szenen der Punks und Blueser fanden sich später in oppositioneller Koexistenz, wie auch an vielen anderen kirchlichen Auftrittsorten in der DDR. Neben den sporadischen "offiziellen" Musik-Messen bot die Kirche mit ihrem "Leichenkeller" genannten Gewölbe der Szene auch ein regelmäßiges Domizil, in dem Konzerte als nicht genehmigungspflichtige Privatpartys durchgeführt werden konnten. <br>Mitte der 80er verschob sich das musikalische Profil deutlich in Richtung Punk & Verwandtes. Mit 2500 Besuchern und 16 Bands aus der DDR, dem sozialistischen Ausland, der BRD und sogar aus Italien und West-Berlin stellte das so genannte '''"Alösa Frühlingsfest"''' am 21. und 22. April 1988 den Höhepunkt dieser Entwicklung dar (das lautmalerische "A-lös-A" nahm Bezug auf die in der Punkszene verbreiteten Ideale des Anarchismus). Die Teilnehmer dieses Mini-Festivals waren:




Zeile 18: Zeile 18:




Von den Konzerten existieren zahlreiche Video- und Audio-Aufnahmen, die aber sämtlich erst nach der Wende aufgearbeitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, im Rahmen des nichtkommerziellen Tape- und Datenaustauschs und auch als Web-Download.
Von den Konzerten existieren diverse Video- und Audio-Aufnahmen, die aber überwiegend erst nach der Wende aufgearbeitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, meist im Rahmen des nichtkommerziellen Tape- und Datenaustauschs und auch als Web-Download. Eine Ausnahme bildete bereits 1988 die seltene semi-offizielle Tape-Compilation ''[http://tapeattack.blogspot.de/2011/01/va-fruhlingsfest-alosakirche-2223041988.html "Frühlingsfest '88"]'' auf dem polnischen Independent-Label QQRYQ Tapes (die beiden polnischen Bands des Festivals sind hierauf gar nicht vertreten!).<br>1989 und 1990 gab es weitere Auflagen des Frühlingsfestes, die aber nicht annähernd den Status und die Aufmerksamkeit des Originals erreichen konnten.




[[Kategorie:Berlin]]
[[Kategorie:Berlin]]
__NOEDITSECTION__
__NOEDITSECTION__

Version vom 29. Juli 2012, 16:17 Uhr

Die im Ost-Berliner Stadtteil Rummelsburg gelegene neugotische Erlöserkirche wurde mit ihrer Gemeinde in den 1980er Jahren zu einem Zentrum und Schauplatz verschiedener mit der KvU-Bewegung (Kirche von Unten) verbundenen Oppositionsthemen.
Im Rahmen der Unterstützung alternativer Jugendkultur in der DDR bot sie sich auch als Veranstaltungsort für Konzerte unangepasster Rockgruppen an, denen eine offizielle Auftrittsgenehmigung verweigert wurde oder die aus politischen Gründen darauf verzichteten, zunächst in Form so genannter "Blues-Messen". Im Juli 1983 spielten hier so zum ersten Mal auch Punkbands der "1. Generation", die Berliner Planlos, Namenlos und Unerwünscht. Die damals noch rivalisierenden Szenen der Punks und Blueser fanden sich später in oppositioneller Koexistenz, wie auch an vielen anderen kirchlichen Auftrittsorten in der DDR. Neben den sporadischen "offiziellen" Musik-Messen bot die Kirche mit ihrem "Leichenkeller" genannten Gewölbe der Szene auch ein regelmäßiges Domizil, in dem Konzerte als nicht genehmigungspflichtige Privatpartys durchgeführt werden konnten.
Mitte der 80er verschob sich das musikalische Profil deutlich in Richtung Punk & Verwandtes. Mit 2500 Besuchern und 16 Bands aus der DDR, dem sozialistischen Ausland, der BRD und sogar aus Italien und West-Berlin stellte das so genannte "Alösa Frühlingsfest" am 21. und 22. April 1988 den Höhepunkt dieser Entwicklung dar (das lautmalerische "A-lös-A" nahm Bezug auf die in der Punkszene verbreiteten Ideale des Anarchismus). Die Teilnehmer dieses Mini-Festivals waren:



  • OPM / Sanov 1 / Do Rady (alle CSSR)
  • Trybuna Brudu / Karcer (alle Polen)
  • Aurora (Ungarn)
  • Horschix Enkel / Total im Arsch (West-Berlin)
  • Pissed Spitzel (BRD)
  • Lager (Italien)


Von den Konzerten existieren diverse Video- und Audio-Aufnahmen, die aber überwiegend erst nach der Wende aufgearbeitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, meist im Rahmen des nichtkommerziellen Tape- und Datenaustauschs und auch als Web-Download. Eine Ausnahme bildete bereits 1988 die seltene semi-offizielle Tape-Compilation "Frühlingsfest '88" auf dem polnischen Independent-Label QQRYQ Tapes (die beiden polnischen Bands des Festivals sind hierauf gar nicht vertreten!).
1989 und 1990 gab es weitere Auflagen des Frühlingsfestes, die aber nicht annähernd den Status und die Aufmerksamkeit des Originals erreichen konnten.