Die neuen Bands

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Artikelserie in der DDR Zeitschrift "Unterhaltungskunst" (UK), später (ab März 1989) umbenannt in "Journal für Unterhaltungskunst", zuletzt (ab Mai 1990) "Journal Art + Action".

Dieses jahrelang recht unscheinbar dahergekommene Fachblatt beschäftigte sich in typischer Manier der DDR-Kulturbürokratie mit verschiedenartigsten vom Bereich der "echten" Kunst abgegrenzten Live-Unterhaltungsformen, von Diskotheken, Varietè, Kleinkunst, Kabarett und sogar Zirkus (!) bis hin zum Jazz-, Pop- und Rock-Alltagsbrot an der Basis, in den Klubs und Kaschemmen der Republik. Schwerpunkt der Artikel waren meist berufsständische Aspekte wie Steuern, Materialbeschaffung, Recht, Ausbildung, sowie der omnipräsente "Bildungs- und Unterhaltungsauftrag" der für sämtliche Formen von Kulturvermittlung in der DDR existenzgrundlegend war.

Vermutlich war es eine berechnete und gelungene Finte von schlitzohrigen Journalisten, ausgerechnet in diesem drögen "Amtsblatt" die ersten regelmäßigen Veröffentlichungen über die jungen Wilden des Rock-Untergrunds zu lancieren, denen in den anderen Medien (Amiga Label, DDR Rundfunk) zeitgleich das Etikett "die anderen bands" übergeholfen wurde. Die Artikelreihe "Die neuen Bands" (später nur noch "Neue Bands") wurden von den UK Redakteuren Jürgen Balitzki und Helmut Fensch ins Leben gerufen. Die erste Folge erschien im Februar 1988. Die Autoren waren anfangs Szene-Kenner wie Jürgen Balitzki, Bernd Gürtler, Peter Zocher, Lutz Schramm und Jürgen Winkler, dann verstärkt durch Schreiber aus dem inneren Zirkel der Musiker selbst wie Christoph Tannert (Teurer denn je), Ronald Galenza (ex- Jähzorn) und Ebi Fischel. Bis Dezember 1988 war die Reihe durchnumeriert (Nr. in Klammern, s.u.), danach wurde das Erscheinungsbild lockerer und es erschienen auch Artikel zu angrenzenden Themen (wie z.B. "HipHop in Sachsen"), hin und wieder aber auch über Bands, die musikalisch eher deplaziert wirkten (Regenwiese, Trugschluss, Die Zöllner).

Im Spätsommer 1990 wurde das Blättchen des mittlerweile nicht mehr volkseigenen Henschel-Verlages eingestellt, inzwischen scharrten aber neben den frischen "Leitmedien" NMI (mitbegründet von Jürgen Balitzki) und Messitsch (mitbetrieben von Jürgen Winkler) auch jede Menge Fanzines jeder Couleur vernehmbar mit den Hufen, um den zunehmend grassierenden Tönen des Untergrunds adäquat Schrift und Stimme zu verleihen.

Ausgaben

Unterhaltungskunst

Journal für Unterhaltungskunst

Journal Art + Action