Hartmut Productions

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Label für Eigenproduktionen der Leipziger Band Die Art, später auch Mailorder, 1988 bis ca. 1993.

Als "Label" wurde Hartmut erstmals 1988 für das zweite selbstproduzierte und -vertriebene Tape "Just another Hit - Live" verwendet. Namensgebung und das selbstironische (weil damals de facto nutzlose) Spiel mit der Label-Idee waren typisch für den zuweilen skurrilen Humor der Band und speziell ihres Sängers und Label-Betreibers Holger "Makarios" Oley, seinen Climax erreichte dieser Running Gag 1989 mit dem kurzlebigen Die Art-Nebenprojekt The Hartmuts. Der ungeheure Erfolg des nachfolgenden Hartmut-Produkts (Tape "Dry" 1989) verhalf dem Name jedoch zu erheblicher, auch überregionaler Bekanntheit und legte dessen fortgesetzte Verwendung nahe. Allerdings konnten die seit 1990 möglichen offiziellen Tonträgerproduktionen nicht von der Band in Eigenregie realisiert werden, sondern im Rahmen mehrerer, teils sehr kurzlebiger Schallplattenverträge (zuerst Peking Records, dann auf dem Amiga-Nachfolger Z / Zong Records, später DSB, ab 1994 Our Choice / Rough Trade).

Hartmut Productions existierte ab 1990 weiter als Vertriebsplattform für Die Art Tapes der Jahre 1987 bis 1989, später auch für Kassetten befreundeter (z.B. Die anderen, Elektro Artist, AG Geige, Die 3 von der Tankstelle) und neuer Bands (z.B. Scandalous Smile, Believe In Falter, Psychohygiene, The Calyx Of Rose), sowie für sporadisch außerhalb ihres eigenen Plattenvertrages hergestellte Tonträger und Merchandisingprodukte wie T-Shirts, einen Video-Mitschnitt des Konzertes in Warschau 1992 und einen Gedichtband von Holger Oley & Thomas Weber. Von Februar 1992 bis September 1993 wurde der Mailorder-Katalog als Bestandteil des Leipziger Fanzines URGH! (Ausgabe 3 bis 6) verteilt. In dieser Zeit erreichte der Katalogumfang an vertriebenen Artikeln sowohl seinen Höhepunkt wie auch seine anschließende radikale Reduktion, da das Interesse an den unabhängig hergestellten Tonträgern in diesem Zeitraum stark nachließ und somit der Aufwand für den Mailorder-Versand für die Beteiligten zeitlich und wirtschaftlich nicht mehr effektiv zu bewältigen war.

Neben den vier Original-Tapes von Die Art (das erste, "Would you mind us looking for?" von 1987, wurde erst 1990 "nachträglich" zum Hartmut-Produkt erklärt) gab es bis 1993 noch vier weitere "echte" Hartmut-Tonträger. Die in der NMI vom September 1990 erwähnte Hartmut-Diskographie inklusive Tapes von befreundeten Gruppen (z.B. Wartburgs für Walter als HP005) war entweder ein für die Zeitungsmacher erfundener Insider-Joke oder eine nur kurzlebige Label-Idee. Die Nummer 006 für die "Trance EP" von 1993 bezog sich vermutlich auf die fünf zuvor veröffentlichten Tapes.

Die für Fans erstellten CD Re-Issues der legendären MC's "Dry" (1999) und "Would you mind ..." (2008) trugen schließlich aufs Neue stilecht und historisch korrekt das Label der Hartmut Productions.


Diskografie & weitere Produkte:

  • Would you mind us looking for? (Tape 1987)
  • Just another hit - live (Tape 1988)
  • Dry (Tape 1989)
  • Just another hit again (Tape 1989)
  • The Wellknown & the Unknown (Demos + Live 1991, Tape 1991)
  • Holger Oley & Thomas Weber: Zwei Produkte (Gedichtband, Mirabellas Bataillone/P.N.G./Hartmut Productions 1991)
  • Warsaw - Live Juni 1992 (VHS Video 50 Minuten / 10 Tracks Live "Gold" Tour + Promo-Clip "Black Dust", Hartmut Productions 1992)
  • Trance EP (3"MCD in Pappcover, hergestellt als Eintrittskarte für das Record-Release-Konzert des Albums "Gift" am 5.5.1993 im Haus Leipzig, CD 006-HP DSB/Hartmut Productions 1993)
  • The Hartmuts - Live im Reginapalast (Tape rec. 1989, Hartmut Productions 1993)

Quelle: NMI Nr. 8/1990