Limited Edition - Big Savod

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Keimzeit, Die Toten Hosen..,eigentlich aber BIG SAVOD & THE DEEP MANKO

Enjoy, die rasende Ostreporterin schlagt wieder zu! Diesmal schleicht sie sich, mit Mikrophon bewaffnet, unauffällig in die Küche eines deutschen Schallplattenvertriebs, wo sich Reinhardt und Andy nach der Abgabe ihrer Promotion-CD einen Kaffee schmecken lassen. HA! Nun sind sie dran. Für die beiden besteht in den verwinkelten Räumen keine Möglichkeit zur Flucht. Auch der Versuch sich so intensiv mit den Kaffeetassen zu beschäftigen, um den löchernden Fragen auszuweichen, schlagt fehl. Wer mich kennt, weiß, daß er keine Chance hat...die sollen mich kennlernen! Meine Langfinger haben sich indes die Promoscheibe gekrallt und meine Augen mustern argwöhnisch das bläuliche Cover. KEEP ON ROCKIN' IN A FREE WORLD ... BIG SAVOD AND THE DEEP MANKO steht auf dem Fernsehbild eines US- Army- Manövers in der Nahe von Las Vegas. Ein Manöver, wo US- Soldaten sich den tödlichen Strahlen einer Atomexplosion aussetzen, um für den "Ernstfall" zu proben...Keep On Rockin' In A Free World. Sitzen mir hier zwei aus Kaffeetassen schlürfende Pessimisten gegenüber, die der Meinung sind, daß die Menschheit in Ihrer Dummheit eh' nicht mehr zu retten ist? "Dieser Neu- Young- Song bringt unsere Gedanken auf den Punkt. Klar sind wir Pessimisten." kommt es staubtrocken aus Reinhardts Mund, der der Kaffeetasse so die Chance zur Erholung läßt, "Unsere Texte sind sehr viel finsterer als unsere Musik. Aber wir sind Pessimisten mit Galgenhumor. Man muß das Schicksal beeinflußen, indem man versucht, damit zu leben. Stell dir vor, eine Flutwelle kommt. Dann kannst du dich breitbeinig hinstellen und warten, bis sie über dir zusammenbricht. Dann wird sie dich zermalmen. Oder aber, du hechtest hinein und schwimmst mit." Was soll man darauf jetzt sagen? Wenn BIG SAVOD so eine Art Arche Noah sind, warum singen sie dann nicht deutsch? Ist es etwa das leidige Problem mit der deutschen Sprache? Aber Bands wie die Fantastischen Vier oder auch Keimzeit haben diese Schwierigkeiten doch langst beseitigt... R: "Wenn wir jetzt auf einmal deutsche Texte machen, würden sich erstens wieder alle an den Kopf fassen (' Was soll denn das nun schon wieder?!'), und zweitens würde das bei uns wohl etwas daneben klingen, weil wir gelernt haben, mit der englischen Sprache umzugehen. Keimzeit-Musik funktioniert nach anderen Gesetzen. Bei uns erfüllt die Stimme die Funktion eines Instrumentes, insofern ist der Text nachgeordnet. Auf den Plattencovern drucken wir unsere Texte aber ab, damit die Leute dann nochmal einen Kick' kriegen." Den Versuch einmal deutsch zu singen, haben sie dennoch gewagt. Ein Benefizprojekt für die ökologische Hilfe Neuseelands spielte am 26. Juni im Duncker-Club in Berlin. Reinhardt war dabei mit deutschen Texten am Mikrophon, und ob REINfall oder nicht, das Ganze soll auch auf CD aufgenommen werden. Weil wir gerade bei Terminen sind, die Gelegenheit den musikalischen Gesetzen Keimzeits und BIG SAVODs im direkten Vergleich auf die Spur zu kommen, besteht am 4. Juli an der Parochialkirche am Alexanderplatz.

R: Da werden sicher 'ne Menge Leute kommen, da Keimzeit jetzt ja so angesagt ist.

Könnt ihr euch das erklären?

R: Die sind inhaltlich garnicht soweit weg von den Fantastischen Vier, alles ist ziemlich egal, nach dem Motto "Es läuft eh' nix mehr, vergeßt es. Laßt uns lieber noch 'n bisschen Spaß haben. Das ist auch eine Art Bewältigung, das bewußte Ausblenden der Probleme. Dennoch sind sie auf eine ganz eigentümliche Weise trotzdem engagiert. Sie schaffen es, daß die Öko- und Bluestypen, die noch den Anspruch haben, engagiert zu sein, die Texte so verstehen, daß sie auch für sie passen. Aus dieser Szene kommen Keimzeit ja auch...

Andy träumt zurück...

Im Osten gab es ...und gibt es immernoch...so 'ne ganz eigenwillige Szene, die sich früher so in Gasthöfen abspielte. Auf Dörfern, die nur aus dem Gasthof und zwei weiteren Häusern bestanden, sind da die übelsten Parties abgegangen. Da haben dann um neun die ersten (Goldie- Trinker) unterm Tisch gelegen... ach, um sieben schon.... Da wurde dann von "Sweet Home Alabama" bis "Kokain" alles gecovert. Und wenn dann Bands wie Keimzeit gespielt haben, sind die Leute hunderte von Kilometern gefahren, um sich die anzugucken... (Schwärm!]

R: Ich glaube, daß viele Leute die Texte von Keimzeit überhaupt nicht verstehen. Die sind eigentlich ABGEFUCKT bis ins Mark, oder abgrundtief traurig, wenn man will, daß sie so sind. Das ist unheimlich gut beherrschtes Handwerk, denn die Texte sind auslegbar. Das geht mir gar nicht so leicht über die Lippen, weil wir eigentlich garkeine Keimzeitfreunde sind, aber man muß sagen, sie haben verdammt lange für diesen Erfolg gearbeitet und sind dabei auch ziemlich cool geblieben.

Unsere Gedanken bleiben in Kleinkleckersdorf bei Goldbrandt und Kerzenschein hängen und unsere Hände führen die Kaffeetassen völlig selbstständig an die Lippen. Ach ja, seufz.

Was ist DAS denn jetzt? Wo bleibt der Enthusiasmus? Wo bleiben die bissigen, hinterlistigen Fragen, die den Interviewpartner in die Enge treiben und ihn nur ein drucksendes "Ja, aber..." rausbringen lassen? Statt dessen...

Ja, aber...

Vielleicht hilft es ja, die beiden auf ihre letzte Tour mit dem traurigem Clown Jock Mac-Donald und seinen Bollock Brothers anzusprechen, kch kch kch...

R: War o.k. War wirklich gut... wir wissen ja, daß er bisweilen ein etwas komplizierter Mensch ist, aber es war fair. Wir hatter einen guten Soundcheck, konnten solange spielen wie wir wollten, haben Kohle bekommen, wie es sich gehört und hatten auch immer einen Platz zum schlafen.

Warum habt ihr denn nicht in Berlin gespielt? Hattet ihr etwa eine Vorahnung, daß nur 150 Leute kommen?

R: Wir wollten nicht, weil wir demnächst das Konzert mit Keimzeit haben, da kommen viel mehr Leute und wir bekommen mehr Gage So hätten wir uns einfach unter Preis verkauft. Im Osten spielen wir auch lieber selbst als Headliner. Da bringt uns das nicht viel als Support einer englischen Band zu touren, die dort auch nicht soo bekannt ist.

Unterm Preis verkauft??? (..der Versuch einer Provokation] Seid ihr etwa fünf miese geldgierige Ratten?

R: (bleibt einfach sachlich, shit.) Wir sind nicht so naiv, mit den Vokabeln Betrug, Lüge und Ehrlichkeit im R'n'R rumzustochern. Das ist albern, seit da eine Mark gerollt ist. Wenn ich auf einer Band rumkotze, daß die zuviel Geld machen, weiß sowieso jeder, daß ich nur sauer bin, weil ich nicht soviel Geld kriege. Andere Bands würden sich vielleicht nach unseren Gagen die Finger lecken, aber wir haben einen ziemlich aufwendigen Lebensstil. Also wenn jemand Geld in den Fingern hat, haut er es raus. Für Drogen oder was weiß ich... das ist doch immer so.

Hört sich ja an, als ob ihr mit Campino saufen gewesen seid. Der gibt auch immer alles zu und keiner kann ihn dann mehr "fertig" machen, arme Journalisten...

R: Den soll man ja auch nicht fertig machen. Die Hosen sind schon irgndwie jenseits von Gut und Böse. 'Ne Punkband, die so'n Ding durchzieht und jetzt auf diesem Level ist, das ist schon ein Hammer... ... Gegen die SexPistols hat ja auch keiner was. Da sind die Toten Hosen zwar etwas spießiger...wie die Pistols mit Bausparvertrag..., aber man muß das wirklich anerkennen.

Vielleicht haben die ja auch etwas Geld für Euch?

R: Hm. Vielleicht sollten wir einen Aufruf formulieren?!

...den drucken wir aber nicht ab...der Brief an Campino ist aber bereits unterwegs. Warum seit ihr eigentlich hier? (remember: Küche +++ deutscher Plattenvertrieb +++ psst!] Ist euer Deal mit [...] aus Geldgründen gescheitert?

R: Es geht nicht nur um Geld, sondern darum, daß ordentlich gearbeitet wird, daß die Promotionabteilung das Produkt schätzt. Das war bei [...] leider nicht der Fall. Die fanden uns scheiße und haben sich das bei ihrer Arbeit auch anmerken lassen.

Die neue EP "Keep On Rockin'..." soll ihnen nun dabei helfen, sich in die Herzen anderer Promoterinnen zu spielen, vielleicht ist sie aber ein Vorbote... will sagen eine Vorauskopplung zu einem geplanten Longplayer?

R: Erstmal wollen wir uns damit zurückmelden und wieder auf uns aufmerksam machen. Aber wir haben genug Songs zusammen für unsere nächste LP. Ob die Songs von "Keep On Flockin' ..." da auch drauf sind, kommt darauf an, wie sich die EP verkauft. Wenn sie gute Stückzahlen bringt, wollen wir sie lieber eigenständig lassen. Die EP ist zwar sehr abwechslungsreich, aber als Promotionteil ein bißchen zu konfus. Eine krachige Coverversion, vier eigene Titel, einer davon halbwegs flott, eine Filmmusik, ein Ohrwurmsong und einer zum träumen.

Ein Glück, das der Gesang von BIG SAVOD eindeutig ist. Was soll diese Spielerei?

R: Deswegen ist BIG SAVOD nie berühmt geworden...wir sind immer in die Breite gegangen (Keine Angst, Fettsäcke sind sie nicht). Immer sitzen wir zwischen zwei Stühlen. Wir sind nie 'ne Popband gewesen, die für die Industrie interessant wäre... dazu ist es doch zu SCHRÄG, wir sind aber auch keine Punkband, machen keinen deutschen Hip Hop und sind auch keine Szenekultband, werden auch nie eine sein, weil wir einfach nicht so drauf sind. Wir wollen unsere Musik aber auch nicht so stylen, daß sie der Industrie gefallt.

Wunderbar

R: Das Problem ist nur, wer gibt uns die nächsten zwanzigtausend Mark?

Und wer gibt uns die nächsten zwanzigtausend Mark? Nun lassen wir das Thema Geld mal beiseite (unsere Kontonummer findet ihr im Impressum). Habt Ihr nicht mal was Schönes zu erzählen?

A: Unsere Dänemark- Tour muß unbedingt erwähnt werden... (Ist hiermit getan) ...die war so klasse... (schwärm!)

Wieviel mehr oder weniger begeisterte Zuhörer hattet ihr denn da?"

A: ...Oh, oh...Hallen, Stadien...die Räumlichkeiten waren garnicht so klein, aber... verraten wir das jetzt? (schwitz) na können wir ja: So dreißig bis vierzig Leute.

R: Das schone an Dänemark ist, egal wie ABGEFUCKT der Schuppen auch ist, da geht vor dem Einlaß einer rum und stellt auf jeden Tisch eine Kerze. Die Klubs sehen da meist aus wie 'ne Studentenmensa und da stehen dann so Metalltische drin mit hellblauen Plastiktischdecken...

Sehr romantisch. Bevor die beiden jetzt sentimental werden und mir stundenlang von hellblauen Plastiktischdecken mit Kaffetassenrändern und durchgenuckelten Kaugummis erzählen, stelle ich ihnen lieber noch schnell die zwei abschließenden Fragen, wie oft sich die fünf untereinander streiten und wie sie der Inzucht unter den Ex- DDR-Bands zum Opfer fielen. BIG SAVOD besteht nämlich inzwischen nur noch aus zwei äschten Maeissnär Gründungsmidgliedärn (meinen zwei sprechenden Kaffeetassen hier). Die drei anderen Mitspieler sind ExSkeptiker- Trommler Marcel Hofer und die beiden HIPpies Alex Istschenko und Herr Totenhöfer.

R: Inzucht ist schon irgendwie wahr... wir hatten entscheidende personliche Probleme, konnten keine Songs mehr erarbeiten... Ist das nicht normal, wenn man so lange zusammengearbeitet hat?

R: Nee, das kommt auf den Menschen an. Mit Marcel passiert uns das nie, kannst mich in zehn Jahren nochmal fragen...

Gleiche Zeit, gleiche Stelle.

R: Unser Problem ist, daß diese Umsetzungen immer die Musik verändert haben. Das hat uns zurückgeworfen. Wir haben nicht einfach nur umbesetzt, sondern wir haben dann andere Musik gemacht. Zumindest ist der Charakter der Songs geblieben und sie singen nicht plötzlich Straßenkampflieder. So, mit dieser Anspielung auf die [...] trete ich unauffällig meinen Rückzug an und überlasse die Kaffeetassen ihrem Schicksal. Kein Wunder, daß in diesem Verein der Kaffee ständig alle ist! Süchtig diese Jungs, süchtig! zss zss zss