Noiseworks: Unterschied zwischen den Versionen

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Legendäres sächsisches Independent-Label, gegründet 1989 in Karl-Marx-Stadt, bis 2004 in Chemnitz ansässig.
Legendäres sächsisches Independent-Label, gegründet 1989 in Karl-Marx-Stadt, bis 2004 in Chemnitz ansässig.


Im Sommer 1989 unter dem Namen '''Noiseworks Cassettes''' von Karsten Zimalla und Karsten Zinsik gegründet und bis 2004 ansässig in Chemnitz, danach Übergabe des Labels von Karsten Zinsik an Patrick Obach und Umzug nach Luxemburg (!).<br>Im September 2011 stellte das Label zunächst seine Tätigkeit ein, lies dazu [http://www.zinsik.de/NOISEWORKS/LVZ.pdf hier].  
Bereits im Sommer 1989 wurde das Label unter dem Namen ''Noiseworks Cassettes'' von Karsten Zimalla und Karsten Zinsik in Karl-Marx-Stadt gegründet und war dann mit wechselnder Aktivität bis 2004 in Chemnitz ansässig. Danach übergab Zinsik das Label (de facto den Namen und das Konzept) an seinen Luxemburger Freund Patrick "Obi" Obach, der es dort zunächst bis 2011 weiter betrieb und nach längerer Pause 2013/2018 erfolgreich wieder belebte.


'''Noiseworks Cassettes''' (später nur noch '''Noiseworks''') verfolgte anfänglich keine kommerziellen Ziele sondern diente ausschließlich der Dokumentation von Aufnahmen der Karl-Marx-Städter Experimental-/Avantgardeformation '''[[Die Arroganten Sorben]]''' und deren Nebenprojekten, an denen Zinsik und Zimalla beteiligt waren. Aus der Einwerbung ähnlich gearteter Projekte aus den Bereichen White Noise / Industrial / Free Jazz ab 1990 entwickelte sich schließlich doch eine "konventionellere" Label-Tätigkeit inklusive der Öffnung hin zu poppigeren Klängen und Bands aus den Alten Bundesländern (z.B. Das ME.T.A.-Modell aus Paderborn, sowie Koproduktionen mit dem ''Hände-Hoch-Label'' aus Stuttgart auf NW.C 011 bis 014), ohne aber den Pioniergeist für in der Öffentlichkeit chronisch unterrepräsentierte Musik aufzugeben. 1999 wurde für die ursprünglich bei Labelgründung favorisierte musikalische Ausrichtung Avantgarde / Experimentelles wiederum ein Sub-Label namens ''Cassiber'' gegründet. Zwischen 1996 und 2004 erschienen über 200 (!) Tonträger, anfangs ausschließlich MC's, später auch CD, LP und 7" und zahlreiche Sampler von und mit Bands rund um den Globus aber auch immer wieder von ostdeutschen Acts & Newcomern.
Der von spontaner Begeisterung und bisweilen liebenswert-chaotischer Kreativität seines Spritus Rector geprägte Output des Labels lässt sich in seiner "sächsischen Amtszeit" in drei Phasen einteilen:


Mitgründer und -betreiber Karsten Zinsik war und ist seit 1993 gleichzeitig Autor und Moderator der beliebten Privatradio-Sendung "Blue Monday" (früher Energy Sachsen, zZ. Radio T Chemnitz, Radio Blau Leipzig, Radio Corax Halle/S.), die sich unter anderem auch intensiv der sächsischen Independent Szene widmet. Zwischen 1994 und 1997 wurden in diesem Rahmen diverse Bands aus der Region produziert und auf dem Sublabel ''[[Sound Jack Records]]'' eine feine kleine Samplerreihe veröffentlicht (Infos zur Sendung + den Samplern: [http://www.zinsik.de/bluemonday/ Blue Monday]).
'''Phase 1:''' ''Noiseworks Cassettes'' diente anfangs ausschließlich der Dokumentation von Aufnahmen der Karl-Marx-Städter Experimental-/Avantgardeformation '''[[Die Arroganten Sorben]]''' und deren diversen Nebenprojekten, an denen Zinsik und Zimalla beteiligt waren. Aus der Veröffentlichung ähnlich gearteter lokaler Projekte aus den Bereichen White Noise / Industrial / Free Jazz / Punk entwickelte sich ab 1990 schließlich doch eine "konventionellere" Label-Tätigkeit inklusive der Öffnung hin zu poppigeren Klängen und Bands aus den Alten Bundesländern wie z.B. '''Das ME.T.A.-Modell''' aus Paderborn, sowie Koproduktionen mit dem ''Hände-Hoch-Label'' aus Stuttgart (NW.C 011 bis 014), ohne dabei den Fokus auf in der Öffentlichkeit chronisch unterrepräsentierte Musik aufzugeben. 1992 endete diese erste Tape-Phase offensichtlich, nachdem sich im gleichen Jahr '''[[Die Arroganten Sorben]]''' auflösten und Karsten Zimalla das Label verließ.
 
'''Phase 2:''' 1993 startete Karsten Zinsik seine rasch sehr beliebte Privatradio-Sendung [http://www.zinsik.de/bluemonday/ "Blue Monday"] (früher Energy Sachsen, später bei Radio T Chemnitz, Radio Blau Leipzig, Radio Corax Halle/S.), die ihm bald den Ruf eines "sächsischen John Peel" einbrachte. Hierzu trugen exklusive Radio-Sessions und Live-Übertragungen regionaler Bands bei, deren Ertrag folgerichtig ab 1994 auch wieder über ein Label namens ''Sound Jack Records'' verfügbar gemacht wurde. Unter diesem Namen wurden mehrere Tape-Compilations und schließlich auch erste CD's mit dem Schwerpunkt auf sächsischen Bands veröffentlicht, gern auch außerhalb der Metropolen Dresden, Chemnitz und Leipzig. So entstanden u.a. lokale Sampler von [[Sampler - Never sleep - Der Thalheim Sampler|Thalheim]] und später [[Sampler - Annaberg rockt|Annaberg-Buchholz]].
 
'''Phase 3:''' Ab 1996 nutzte Zinsik wieder das ''Noiseworks'' Label, manchmal auch ''Noiseworks Records'' (die Verwendung ist nicht ganz einheitlich, vielleicht wurde "Records" vor allem für Vinyl-VÖ verwendet). Die Veröffentlichungen begannen mit NW 100, anfangs wieder mit vielen Compilations, und fast ausschließlich in CD-Format. Musikmarkt-Trends wie der wieder einsetzende Vinyl-EP-Boom (z.B. durch die damals grassierende Ostwestfalen-Szene, die selbstverständlich auch bei ''Noiseworks'' eine Heimat fand) in den späten 1990ern wurden ebenso spontan aufgegriffen wie dann wieder aufgegeben. Numerierung und Veröffentlichungsdaten laufen nicht immer konform, ein Anzeichen daß manche CD-Projekte auch mal länger in Karstens Schublade "reiften". Zu den regionalen Bands kamen mehr und mehr westdeutsche und internationale Acts, bevorzugt aus Polen und Tschechien aber auch Australien, Neuseeland und USA, bis wohin sich die Fühler des begnadeten Netzwerkers Zinsik ausstreckten. 1999 entstand noch ''Cassiber'' als ''"subdivision of Noiseworks Records for (Modern) Jazz, Experimental and Electronic Music"'', eine Art Back-to-the-Roots zur ''Noiseworks Cassettes'' Zeit. Neben allen kreativen Sprüngen und einer enormen musikalischen Bandbreite von Heavy Metal bis Avantgarde-Folklore entstanden als (beinahe) Konstante im Jahrestakt Compilations, deren Zahl im Titel auf das Jahr des Label-Bestehens anspielten (beginnend mit ''[[Sampler - 8|"8"]]'', endend mit ''[[Sampler - Mani.Fest.15|"Mani.Fest.15"]]'') und ab 2002 (?) parallel aus Anlaß der Teilnahme an der wichtigen Leipziger Fachmesse [http://leipzig-popup.de/ "(POP UP"] (vorher "Popkultur") erschienen. Regelmäßig präsentierte Zinsik dort von ihm geförderte Bands. Nach der "(POP UP" 2004 gab Zinsik überraschend seinen Rückzug aus dem Label bekannt. Mit der "Übergabe" an Patrick Obach und dem damit verbundenen Umzug des Labels nach Luxemburg endete die sächsische Erfolgsgeschichte.
 
Im September 2011 stellte das Label zunächst seine Tätigkeit ein, lies dazu [http://www.zinsik.de/NOISEWORKS/LVZ.pdf hier].  


''Quelle: NMI 7/1990''
''Quelle: NMI 7/1990''
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* NW.C 002: '''[[Die Sorbischen Partisanen]]''' - Fighting Arts
* NW.C 002: '''[[Die Sorbischen Partisanen]]''' - Fighting Arts
* NW.C 003: '''[[Die Arroganten Sorben]]''' - The S.o.S. Remixed Versions
* NW.C 003: '''[[Die Arroganten Sorben]]''' - The S.o.S. Remixed Versions
* NW.C 004: '''[[D.K.P.]]''' (D.A.S. Krach Projekt) - Liste 8!
* NW.C 004: '''[[D.K.P.]]''' (= '''D'''.A.S. '''K'''rach '''P'''rojekt) - Liste 8!
* NW.C 005: '''Das ME.T.A.-Modell''' - Live in der Apotheke
* NW.C 005: '''Das ME.T.A.-Modell''' - Live in der Apotheke
* NW.C 006: '''[[The Grouwen]]''' - King Midas has got donkeys ears
* NW.C 006: '''[[The Grouwen]]''' - King Midas has got donkeys ears

Version vom 7. August 2019, 12:15 Uhr

Legendäres sächsisches Independent-Label, gegründet 1989 in Karl-Marx-Stadt, bis 2004 in Chemnitz ansässig.

Bereits im Sommer 1989 wurde das Label unter dem Namen Noiseworks Cassettes von Karsten Zimalla und Karsten Zinsik in Karl-Marx-Stadt gegründet und war dann mit wechselnder Aktivität bis 2004 in Chemnitz ansässig. Danach übergab Zinsik das Label (de facto den Namen und das Konzept) an seinen Luxemburger Freund Patrick "Obi" Obach, der es dort zunächst bis 2011 weiter betrieb und nach längerer Pause 2013/2018 erfolgreich wieder belebte.

Der von spontaner Begeisterung und bisweilen liebenswert-chaotischer Kreativität seines Spritus Rector geprägte Output des Labels lässt sich in seiner "sächsischen Amtszeit" in drei Phasen einteilen:

Phase 1: Noiseworks Cassettes diente anfangs ausschließlich der Dokumentation von Aufnahmen der Karl-Marx-Städter Experimental-/Avantgardeformation Die Arroganten Sorben und deren diversen Nebenprojekten, an denen Zinsik und Zimalla beteiligt waren. Aus der Veröffentlichung ähnlich gearteter lokaler Projekte aus den Bereichen White Noise / Industrial / Free Jazz / Punk entwickelte sich ab 1990 schließlich doch eine "konventionellere" Label-Tätigkeit inklusive der Öffnung hin zu poppigeren Klängen und Bands aus den Alten Bundesländern wie z.B. Das ME.T.A.-Modell aus Paderborn, sowie Koproduktionen mit dem Hände-Hoch-Label aus Stuttgart (NW.C 011 bis 014), ohne dabei den Fokus auf in der Öffentlichkeit chronisch unterrepräsentierte Musik aufzugeben. 1992 endete diese erste Tape-Phase offensichtlich, nachdem sich im gleichen Jahr Die Arroganten Sorben auflösten und Karsten Zimalla das Label verließ.

Phase 2: 1993 startete Karsten Zinsik seine rasch sehr beliebte Privatradio-Sendung "Blue Monday" (früher Energy Sachsen, später bei Radio T Chemnitz, Radio Blau Leipzig, Radio Corax Halle/S.), die ihm bald den Ruf eines "sächsischen John Peel" einbrachte. Hierzu trugen exklusive Radio-Sessions und Live-Übertragungen regionaler Bands bei, deren Ertrag folgerichtig ab 1994 auch wieder über ein Label namens Sound Jack Records verfügbar gemacht wurde. Unter diesem Namen wurden mehrere Tape-Compilations und schließlich auch erste CD's mit dem Schwerpunkt auf sächsischen Bands veröffentlicht, gern auch außerhalb der Metropolen Dresden, Chemnitz und Leipzig. So entstanden u.a. lokale Sampler von Thalheim und später Annaberg-Buchholz.

Phase 3: Ab 1996 nutzte Zinsik wieder das Noiseworks Label, manchmal auch Noiseworks Records (die Verwendung ist nicht ganz einheitlich, vielleicht wurde "Records" vor allem für Vinyl-VÖ verwendet). Die Veröffentlichungen begannen mit NW 100, anfangs wieder mit vielen Compilations, und fast ausschließlich in CD-Format. Musikmarkt-Trends wie der wieder einsetzende Vinyl-EP-Boom (z.B. durch die damals grassierende Ostwestfalen-Szene, die selbstverständlich auch bei Noiseworks eine Heimat fand) in den späten 1990ern wurden ebenso spontan aufgegriffen wie dann wieder aufgegeben. Numerierung und Veröffentlichungsdaten laufen nicht immer konform, ein Anzeichen daß manche CD-Projekte auch mal länger in Karstens Schublade "reiften". Zu den regionalen Bands kamen mehr und mehr westdeutsche und internationale Acts, bevorzugt aus Polen und Tschechien aber auch Australien, Neuseeland und USA, bis wohin sich die Fühler des begnadeten Netzwerkers Zinsik ausstreckten. 1999 entstand noch Cassiber als "subdivision of Noiseworks Records for (Modern) Jazz, Experimental and Electronic Music", eine Art Back-to-the-Roots zur Noiseworks Cassettes Zeit. Neben allen kreativen Sprüngen und einer enormen musikalischen Bandbreite von Heavy Metal bis Avantgarde-Folklore entstanden als (beinahe) Konstante im Jahrestakt Compilations, deren Zahl im Titel auf das Jahr des Label-Bestehens anspielten (beginnend mit "8", endend mit "Mani.Fest.15") und ab 2002 (?) parallel aus Anlaß der Teilnahme an der wichtigen Leipziger Fachmesse "(POP UP" (vorher "Popkultur") erschienen. Regelmäßig präsentierte Zinsik dort von ihm geförderte Bands. Nach der "(POP UP" 2004 gab Zinsik überraschend seinen Rückzug aus dem Label bekannt. Mit der "Übergabe" an Patrick Obach und dem damit verbundenen Umzug des Labels nach Luxemburg endete die sächsische Erfolgsgeschichte.

Im September 2011 stellte das Label zunächst seine Tätigkeit ein, lies dazu hier.

Quelle: NMI 7/1990

Weitere Infos zu Bands + Musik: Noiseworks

Diskographie

Noiseworks Cassettes (1989 bis 1992)

Sound Jack Records (1994 bis 1995)

Noiseworks / Noiseworks Records (1996 bis 2004)