Jens Müller: Unterschied zwischen den Versionen

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Musiker und Songschreiber aus Berlin (*1967).
Musiker und Songschreiber aus Berlin (*23. Dezember 1967).


Jens begann seine Musikerkarriere bei der Berliner Combo '''[[Kleinkariert]]''', bevor er 1987 auf dem zuvor hart umkämpften Schlagzeugstuhl der Untergrund-Helden '''[[die anderen]]''' landen konnte. Mit ihm begann die erfolgreichste Phase der Berliner Indie-Ska-Band, die in einem Auftritt im West-Berliner Szene-Auditorium "ECSTASY" im Mai 1989, zusammen mit '''[[Feeling B]]''' und '''[[Tina Has Never Had A Teddy Bear]]''', gipfelte und kurz darauf ihr jähes Ende fand. Dieser für nonkonforme Amateurbands einmalige Trip über die Berliner Mauer hinweg kam durch Vermittlung des amerikanischen Produzenten [https://en.wikipedia.org/wiki/Jack_Rieley Jack Rieley] (1942-2015) zustande.
Jens begann seine Musikerkarriere bei der Berliner Combo '''[[Kleinkariert]]''', bevor er 1987 auf dem zuvor hart umkämpften Schlagzeugstuhl der Untergrund-Helden '''[[die anderen]]''' landen konnte. Mit ihm begann die erfolgreichste Phase der Berliner Indie-Ska-Band, die in einem Auftritt im West-Berliner Szene-Auditorium "ECSTASY" im Mai 1989, zusammen mit '''[[Feeling B]]''' und '''[[Tina Has Never Had A Teddy Bear]]''', gipfelte und kurz darauf ihr jähes Ende fand. Dieser für nonkonforme Amateurbands einmalige Trip über die Berliner Mauer hinweg kam durch Vermittlung des amerikanischen Produzenten [https://en.wikipedia.org/wiki/Jack_Rieley Jack Rieley] (1942-2015) zustande.


Rieley war von 1970 bis 1973 Manager der '''Beach Boys''' und hatte 1975 eine eigene Album-Veröffentlichung als Musiker. Anfang der 80er arbeitete er mit Peter Schimmelpfennig, dessen Label ''POOL'' neben Westberliner Künstlern als West-Vertriebsarm für DDR-Produktionen des Staatslabels ''[[Amiga]]'' bekannt war, zusammen. Es entstand unter anderem  das Album „Dreamer“ von '''City'''. Die Produktionen von Rieley bei ''POOL'' waren nicht erfolgreich. Weder für '''City''' noch für die Westberliner '''Bel Ami''' brachten die englischsprachigen Versionen ihrer Alben den erhofften internationalen Durchbruch.<br>Unter dem Manager-Pseudonym "Ran Jak" nahm 
Rieley 1988 Kontakt zu Beteiligten des Ost-Berliner Szene-Untergrund auf. Dabei entstand die Idee, aus Material, das Jens Müller parallel zum Repertoire von '''die anderen''' geschrieben hatte, ein auf seine Person zugeschnittenes Soloprojekt zu entwickeln. Ende 1988 hatte Jens unter dem Namen '''[[Flat Cat Drive A Jet]]''' bereits Erfahrungen als Frontmann gesammelt. Wie genau es Rieley gelang, für ihn und Vico Wildanger von '''Tinas Has Never Had A Teddybear''' Pässe für die nötigen Reisen nach Großbritannien zu beschaffen ist nicht übermittelt. Jens und Vico nahmen im ersten Halbjahr 1989 im Londoner Studio "The Spike" unter der Regie von Jack Rieley und Studiobesitzer Doug Martin die 10 Songs für das Debütalbum auf. Gastgesang wurde von Juliet Roberts von der britischen Rockjazz-Band '''Working Week''' beigesteuert, zwei Songs waren von Dafty Richter (ebenfalls [[die anderen]] und [[Flat Cat Drive A Jet]]) mitkomponiert. Die angekündigte Begleitformation '''Trench Band''', nach dem von Rieley kreierten Genre-Hype "Trench Rock", war allerdings ein Phantom. Die Platte erschien Anfang 1990 unter dem Solo-Pseudonym '''J.''' bei ''Amiga''. Jens übernahm es für einige Jahre als Alter Ego und modifizierte es später als Künstlername "Jaye Muller". Er bezeichnete das Album später selbst als ''"...nicht unbedingt internationaler Maßstab oder hitfähig (...) die Songs vielleicht, aber die Aufnahmen davon nicht unbedingt."'' ([http://www.deutsche-mugge.de/index.php/portraits/2850-j-jens-mueller.html Interview mit Jens Müller], Februar 2016).<br>
1990 zog Jens Müller nach Paris. 1992 veröffentlichte er in Frankreich ein zweites Album bei ''Polydor''. Es spiegelte das Lebensgefühl der frühen 90er aus der Sicht eines Typen aus der vergangenen DDR (''"Born on the wrong side of town"'', ''"The beast no one ever tamed (Gestapo)"''), inklusive Martin Niemöllers ''"First they come..."'' Zitat. Musikalisch rangiert das Album mit Rap auf kräftigen Gitarren zwischen '''Chumbawamba''' und '''Disposable Heroes Of Hiphoprisy''' mit einem kleinen Spritzer '''Prince''', ohne deren Kraft und inhaltliche Relevanz zu erreichen.<br>Ab 1994 betätigten sich Jens Müller und Jack Rieley in den USA erfolgreich als IT-Unternehmer. Die Idee, einen Service anzubieten, der eine Brücke zwischen alten Technologien wie FAX und neuen Lösungen wie E-Mail schlägt, stellte sich damals als machbar und lukrativ heraus.<br>Seit 2002 veröffentlicht Jens Müller wieder Musik unter den Namen '''Jaye Muller''' und '''Count Jaye'''. Zusammen mit [https://www.bpattonmusic.com/ Ben Patton] entstanden zwischen 2005 und 2010 zudem mehrere Alben als '''[https://www.facebook.com/mullerandpatton/ Muller and Patton]'''.
Rieley war von 1970 bis 1973 Manager der '''Beach Boys''' und hatte 1975 eine eigene Album-Veröffentlichung als Musiker. Anfang der 80er arbeitete er mit Peter Schimmelpfennig, dessen Label ''POOL'' neben Westberliner Künstlern als West-Vertriebsarm für DDR-Produktionen des Staatslabels ''[[Amiga]]'' bekannt war, zusammen. Es entstand unter anderem  das Album „Dreamer“ von '''City'''. Die Produktionen von Rieley bei ''POOL'' waren nicht erfolgreich. Weder für '''City''' noch für die Westberliner '''Bel Ami''' brachten die englischsprachigen Versionen ihrer Alben den erhofften internationalen Durchbruch.<br>Unter dem Manager-Pseudonym "Ran Jak" nahm 
Rieley 1988 Kontakt zu Beteiligten des Ost-Berliner Szene-Untergrund auf. Dabei entstand die Idee, aus Material, das Jens Müller parallel zum Repertoire von '''die anderen''' geschrieben hatte, ein auf seine Person zugeschnittenes Soloprojekt zu entwickeln. Ende 1988 hatte Jens unter dem Namen '''[[Flat Cat Drive A Jet]]''' bereits Erfahrungen als Frontmann gesammelt. Wie genau es Rieley gelang, für ihn und Vico Wildanger von '''Tinas Has Never Had A Teddybear''' Pässe für die nötigen Reisen nach Großbritannien zu beschaffen ist nicht übermittelt. Jens und Vico nahmen im ersten Halbjahr 1989 im Londoner Studio "The Spike" unter der Regie von Jack Rieley und Studiobesitzer Doug Martin die 10 Songs für das Debütalbum auf. Gastgesang wurde von Juliet Roberts von der britischen Rockjazz-Band '''Working Week''' beigesteuert, zwei Songs waren von Dafty Richter (ebenfalls [[die anderen]] und [[Flat Cat Drive A Jet]]) mitkomponiert. Die angekündigte Begleitformation '''Trench Band''', nach dem von Rieley kreierten Genre-Hype "Trench Rock", blieb allerdings ein Phantom. Die Platte erschien Anfang 1990 unter dem Solo-Pseudonym '''J.''' bei ''Amiga''. Jens übernahm es für einige Jahre als Alter Ego und modifizierte es später als Künstlername "Jaye Muller". Er bezeichnete das Album später selbst als ''"...nicht unbedingt internationaler Maßstab oder hitfähig (...) die Songs vielleicht, aber die Aufnahmen davon nicht unbedingt."'' ([http://www.deutsche-mugge.de/index.php/portraits/2850-j-jens-mueller.html Interview mit Jens Müller], Februar 2016).<br>
1990 zog Jens Müller nach Paris. 1992 veröffentlichte er in Frankreich ein zweites Album bei ''Polydor''. Es spiegelte das Lebensgefühl der frühen 90er aus der Sicht eines Typen aus der vergangenen DDR (''"Born on the wrong side of town"'', ''"The beast no one ever tamed (Gestapo)"''), inklusive Martin Niemöllers ''"First they come..."'' Zitat. Musikalisch rangiert das Album mit Rap auf kräftigen Gitarren zwischen '''Chumbawamba''' und '''Disposable Heroes Of Hiphoprisy''' mit einem kleinen Spritzer '''Prince''', ohne deren Kraft und inhaltliche Relevanz zu erreichen.<br>Ab 1994 betätigten sich Jens Müller und Jack Rieley in den USA erfolgreich als IT-Unternehmer. Die Idee, einen Service anzubieten, der eine Brücke zwischen alten Technologien wie FAX und neuen Lösungen wie E-Mail schlägt, stellte sich damals als machbar und lukrativ heraus.<br>Seit 2002 veröffentlicht Jens Müller wieder Musik unter den Namen '''Jaye Muller''' und '''Count Jaye'''. Zusammen mit [https://www.bpattonmusic.com/ Ben Patton] entstanden zwischen 2005 und 2010 zudem mehrere Alben als '''[https://www.facebook.com/mullerandpatton/ Muller and Patton]'''.


Netzinfo: [https://de.wikipedia.org/wiki/Jaye_Muller Wikipedia] | [https://mullerandpatton.bandcamp.com/ mullerandpatton.bandcamp.com]  
Netzinfo: [https://de.wikipedia.org/wiki/Jaye_Muller Wikipedia] | [https://mullerandpatton.bandcamp.com/ mullerandpatton.bandcamp.com] |


== Musik ==
== Musik ==
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* ''[[Die glorreichen Achtziger - Messitsch 6/1990|"Die glorreichen Achtziger"]]'', in: [[Messitsch]] 6/1990
* ''[[Die glorreichen Achtziger - Messitsch 6/1990|"Die glorreichen Achtziger"]]'', in: [[Messitsch]] 6/1990
* ''[[Alle nennen mich J - NMI/Messitsch 3/1992|"Alle nennen mich J."]]'', in: [[NMI]]/[[Messitsch]] 3/1992
* ''[[Alle nennen mich J - NMI/Messitsch 3/1992|"Alle nennen mich J."]]'', in: [[NMI]]/[[Messitsch]] 3/1992
* ''[https://www.spiegel.de/geschichte/ddr-popstar-j-die-schraege-karriere-des-musikers-jens-mueller-a-1042231.html "DDR Popstar J. - die schräge Karriere des Jens Müller"]'', in: www.spiegel.de (24/08/2015)
* ''[https://www.spiegel.de/geschichte/ddr-popstar-j-die-schraege-karriere-des-musikers-jens-mueller-a-1042231.html "DDR Popstar J. - die schräge Karriere des Jens Müller"]'', in: www.spiegel.de (24/08/2015) Hierin beschreibt er auch einen erfolglosen Anwerbeversuch als IM für die DDR-Staatssicherheit.


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Aktuelle Version vom 21. Juli 2025, 14:13 Uhr

Musiker und Songschreiber aus Berlin (*23. Dezember 1967).

Jens begann seine Musikerkarriere bei der Berliner Combo Kleinkariert, bevor er 1987 auf dem zuvor hart umkämpften Schlagzeugstuhl der Untergrund-Helden die anderen landen konnte. Mit ihm begann die erfolgreichste Phase der Berliner Indie-Ska-Band, die in einem Auftritt im West-Berliner Szene-Auditorium "ECSTASY" im Mai 1989, zusammen mit Feeling B und Tina Has Never Had A Teddy Bear, gipfelte und kurz darauf ihr jähes Ende fand. Dieser für nonkonforme Amateurbands einmalige Trip über die Berliner Mauer hinweg kam durch Vermittlung des amerikanischen Produzenten Jack Rieley (1942-2015) zustande.

Rieley war von 1970 bis 1973 Manager der Beach Boys und hatte 1975 eine eigene Album-Veröffentlichung als Musiker. Anfang der 80er arbeitete er mit Peter Schimmelpfennig, dessen Label POOL neben Westberliner Künstlern als West-Vertriebsarm für DDR-Produktionen des Staatslabels Amiga bekannt war, zusammen. Es entstand unter anderem das Album „Dreamer“ von City. Die Produktionen von Rieley bei POOL waren nicht erfolgreich. Weder für City noch für die Westberliner Bel Ami brachten die englischsprachigen Versionen ihrer Alben den erhofften internationalen Durchbruch.
Unter dem Manager-Pseudonym "Ran Jak" nahm 
Rieley 1988 Kontakt zu Beteiligten des Ost-Berliner Szene-Untergrund auf. Dabei entstand die Idee, aus Material, das Jens Müller parallel zum Repertoire von die anderen geschrieben hatte, ein auf seine Person zugeschnittenes Soloprojekt zu entwickeln. Ende 1988 hatte Jens unter dem Namen Flat Cat Drive A Jet bereits Erfahrungen als Frontmann gesammelt. Wie genau es Rieley gelang, für ihn und Vico Wildanger von Tinas Has Never Had A Teddybear Pässe für die nötigen Reisen nach Großbritannien zu beschaffen ist nicht übermittelt. Jens und Vico nahmen im ersten Halbjahr 1989 im Londoner Studio "The Spike" unter der Regie von Jack Rieley und Studiobesitzer Doug Martin die 10 Songs für das Debütalbum auf. Gastgesang wurde von Juliet Roberts von der britischen Rockjazz-Band Working Week beigesteuert, zwei Songs waren von Dafty Richter (ebenfalls die anderen und Flat Cat Drive A Jet) mitkomponiert. Die angekündigte Begleitformation Trench Band, nach dem von Rieley kreierten Genre-Hype "Trench Rock", blieb allerdings ein Phantom. Die Platte erschien Anfang 1990 unter dem Solo-Pseudonym J. bei Amiga. Jens übernahm es für einige Jahre als Alter Ego und modifizierte es später als Künstlername "Jaye Muller". Er bezeichnete das Album später selbst als "...nicht unbedingt internationaler Maßstab oder hitfähig (...) die Songs vielleicht, aber die Aufnahmen davon nicht unbedingt." (Interview mit Jens Müller, Februar 2016).

1990 zog Jens Müller nach Paris. 1992 veröffentlichte er in Frankreich ein zweites Album bei Polydor. Es spiegelte das Lebensgefühl der frühen 90er aus der Sicht eines Typen aus der vergangenen DDR ("Born on the wrong side of town", "The beast no one ever tamed (Gestapo)"), inklusive Martin Niemöllers "First they come..." Zitat. Musikalisch rangiert das Album mit Rap auf kräftigen Gitarren zwischen Chumbawamba und Disposable Heroes Of Hiphoprisy mit einem kleinen Spritzer Prince, ohne deren Kraft und inhaltliche Relevanz zu erreichen.
Ab 1994 betätigten sich Jens Müller und Jack Rieley in den USA erfolgreich als IT-Unternehmer. Die Idee, einen Service anzubieten, der eine Brücke zwischen alten Technologien wie FAX und neuen Lösungen wie E-Mail schlägt, stellte sich damals als machbar und lukrativ heraus.
Seit 2002 veröffentlicht Jens Müller wieder Musik unter den Namen Jaye Muller und Count Jaye. Zusammen mit Ben Patton entstanden zwischen 2005 und 2010 zudem mehrere Alben als Muller and Patton.

Netzinfo: Wikipedia | mullerandpatton.bandcamp.com |

Musik

  • 1990: J. (LP, Amiga 856531)
  • 1992: We are the Majority (CD, Polydor France)
  • 1992: Born on the wrong Side of Town (MCD, Polydor)
  • 1992: Come over here (MCD, Polydor)
  • 1992: Keep the Promise (MCD, Polydor / 12" A&M Records)
  • 1993: Nighttime (2 Versionen) (Promo 12"EP, Fai America Music J 001)
  • 1993: Goran Bregović - Love or money (feat. J.) b/w American dreamers (feat. Johnny Depp) (Promo CD-EP, Phonogram)

Samplerbeiträge hier

Muller & Patton

  • 2005: Muller and Patton (CD, Eigenproduktion MP0103)
  • 2005: 5.05.05 LIVE (Download only)
  • 2007: Jonathan & Bailey (CD, Eigenproduktion 207)
  • 2007: Girl in a restaurant, auf: "The Big Indie Comeback Vol.Three" (2xCD Compilation, Matchbox Recordings MR0082-BIC3)
  • 2007: How's it done? EP (7"EP, Vexin Records 002)
  • 2008: Deep gold (Digital only? Soundtrack, Vexin Records 005)
  • 2009: The best of the guards (CD, Vexin Records 003)
  • 2010: The Jonathan & Bailey Companion (Download only)

Count Jaye & The Hard Beats

  • 2015: Bandages cover the looting (CD, Flasher Factory)
  • 2019: Hippo russian pickle giant blue disguise (Digital only?, Flasher Factory)
  • 2025: Two States of Mind (CD, Flasher Factory)

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