Club 29: Unterschied zwischen den Versionen

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Jugendclub in der Rosa-Luxemburg-Straße 27 (Berlin-Mitte), 1980 bis 1992.
 
Der "Club 29" wurde 1980 als Wohngebiets-Jugendklub der FDJ in einem denkmalgeschützten Bau der "Neuen Sachlichkeit" (1928/29) am Rosa-Luxemburg Platz, vis-a-vis vom [https://de.wikipedia.org/wiki/Babylon_(Kino) Kino Babylon] und der [https://de.wikipedia.org/wiki/Volksb%C3%BChne_am_Rosa-Luxemburg-Platz Volksbühne], eröffnet. In den ersten Jahren bot er ein gemischtes Angebot von Malzirkel, Spieleabenden und Theaterproben und war allgemein ein Treffpunkt für Jugendliche aus der Nachbarschaft. Im Rahmen von Kleinkunstveranstaltungen und Liedermacher-Abenden fand hier u.a. im Frühjahr 1983 die "Einstufung" von [[Aljoscha Rompe]] als Solokünstler und am 17. November 1984 die Performance "Gesänge zur Trommel" von Tohm di Roes (siehe [[Klick & Aus|hier]]) statt. <br>Bei größeren Konzerten kooperierte der "Club 29" mit weiteren Jugendklubs aus Berlin-Mitte wie dem JK des "Kino International" oder dem JK Wilhelm-Pieck-Straße 153 ("Pieck-Klub") und trat z.B. im Kino Babylon oder im legendären [https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fgastst%C3%A4tte_Ahornblatt "Ahornblatt"] als Veranstalter auf. Die erste Leitung aus Tina Wiese und Christian Dietzel endete mit der Ausreise von Tina (1983) und dem Wechsel von Christian in den Klub "Schaufenster" (1985). Auch Tinas Nachfolger Lars Bieback reiste 1985 aus der DDR aus. Mit Torsten Hochmuth als Leiter (ab März 1985) begann die Phase des Klubs als Kristallisationspunkt der später so genannten Szene der ''"[[:Category:die anderen bands|anderen bands]]"'' Berlins. 1987 wurde Reiner Morgenroth, damals Schlagzeuger bei '''[[Coldstep]]''', als Heizer und Hausmeister angestellt. Auf ihn geht der Ausbau des Heizungskellers zum legendären Band-Proberaum zurück, zunächst für die Jazzcombo '''Jazz oder Nie''' (mit Dirk Homuth, Kathrin Schröder und Alex Hirche), dann auch '''[[Die 3 von der Tankstelle]]''', '''[[Coldstep]]''', '''[[die anderen]]''', '''[[Tausend Tonnen Obst]]''', '''[[Bobo In White Wooden Houses|Bobo & Band]]''', '''[[Tina Has Never Had A Teddy Bear]]''', bis hin zu '''[[Flat Cat Drive A Jet]]''', '''[[Sperrmüll]]''' und '''[[Oh Yeah Crap!]]'''. Ab 1987 fanden nun auch Konzerte dieser Bands in den (wegen dem nahen Wohnumfeld) eigentlich ungeeigneten Räumen des "Club 29" selbst statt. <br>Im Oktober 1987 bekam der Klub den Ehrennamen [https://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_Wolf "Konrad Wolf"] (1925-1982) verliehen. Dessen Bruder, der hochrangige Beamte des Ministeriums für Staatssicherheit [https://de.wikipedia.org/wiki/Markus_Wolf Markus Wolf] (1923-2006, von 1952 bis 1986 Chef des Auslandsgeheimdienstes der DDR) war bei der Zeremonie anwesend. In welcher Form die Beziehung zur Familie Wolf für den Klub bei der ''"Organisation heikler politkritischer Veranstaltungen"'' nützlich war, bedarf noch weiterer Recherchen.<br>Im Oktober 1988 startete im Klub die von Musikern des '''[[Der Expander des Fortschritts|Expander des Fortschritts]]''' konzipierte Veranstaltungsreihe [[Blanco-Check]]. Deren genre- und medienübergreifendes Konzept profitierte davon, daß auch Theaterleute aus der naheliegenden "Volksbühne" und renommierte Vertreter des Jazz und der "Neuen Musik" der DDR regelmäßig den "Club 29" besuchten. Die Form der "Geschlossenen Veranstaltung mit Werkstattcharakter" war einerseits der begrenzten Platzkapazität geschuldet, andererseits ermöglichte sie auch Auftritte von Künstlern ohne offizielle "Spielgenehmigung". Dass die Staatssicherheit bei diesem "Treiben" dennoch den Überblick behielt, war Spitzeln wie dem '''Expander'''-Musiker Uwe Baumgartner (IM "Jörg Karg") zu verdanken.<br>Torsten Hochmuth und seine Mitarbeiterin Sybille Hirsch wechselten 1988 zum neu gegründeten Jugendklub [[JO-JO|"JO-JO"]], ihnen folgte 1989 auch [[Blanco-Check]] dorthin. Ihre Nachfolger Steffen Heinrich (von der Band [[Oh Yeah Crap!]], später [[Pizza Brain]]) und Stefan Grey (später [[Knaack-Club]]) führten, zusammen mit Reiner Morgenroth, die Club-Konzerte weiter bis zur Schließung 1992.
 
''Die Bezeichnung "Club 29", zuweilen verkürzt zu "C29", widersprach eigentlich der in der DDR anglizismusfeindlichen Sprachregelung, blieb aber die ganze Zeit unbeanstandet. Der offizielle Name "Konrad Wolf" wurde kaum verwendet, obwohl der berühmte Kinoregisseur auch in der oppositionellen Kunst- und Musikerszene der DDR hohes Ansehen hatte.''
 
Netzinfo: [https://de.wikipedia.org/wiki/Jugendclub_C29 Wikipedia]


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Aktuelle Version vom 25. August 2025, 09:42 Uhr

Jugendclub in der Rosa-Luxemburg-Straße 27 (Berlin-Mitte), 1980 bis 1992.

Der "Club 29" wurde 1980 als Wohngebiets-Jugendklub der FDJ in einem denkmalgeschützten Bau der "Neuen Sachlichkeit" (1928/29) am Rosa-Luxemburg Platz, vis-a-vis vom Kino Babylon und der Volksbühne, eröffnet. In den ersten Jahren bot er ein gemischtes Angebot von Malzirkel, Spieleabenden und Theaterproben und war allgemein ein Treffpunkt für Jugendliche aus der Nachbarschaft. Im Rahmen von Kleinkunstveranstaltungen und Liedermacher-Abenden fand hier u.a. im Frühjahr 1983 die "Einstufung" von Aljoscha Rompe als Solokünstler und am 17. November 1984 die Performance "Gesänge zur Trommel" von Tohm di Roes (siehe hier) statt.
Bei größeren Konzerten kooperierte der "Club 29" mit weiteren Jugendklubs aus Berlin-Mitte wie dem JK des "Kino International" oder dem JK Wilhelm-Pieck-Straße 153 ("Pieck-Klub") und trat z.B. im Kino Babylon oder im legendären "Ahornblatt" als Veranstalter auf. Die erste Leitung aus Tina Wiese und Christian Dietzel endete mit der Ausreise von Tina (1983) und dem Wechsel von Christian in den Klub "Schaufenster" (1985). Auch Tinas Nachfolger Lars Bieback reiste 1985 aus der DDR aus. Mit Torsten Hochmuth als Leiter (ab März 1985) begann die Phase des Klubs als Kristallisationspunkt der später so genannten Szene der "anderen bands" Berlins. 1987 wurde Reiner Morgenroth, damals Schlagzeuger bei Coldstep, als Heizer und Hausmeister angestellt. Auf ihn geht der Ausbau des Heizungskellers zum legendären Band-Proberaum zurück, zunächst für die Jazzcombo Jazz oder Nie (mit Dirk Homuth, Kathrin Schröder und Alex Hirche), dann auch Die 3 von der Tankstelle, Coldstep, die anderen, Tausend Tonnen Obst, Bobo & Band, Tina Has Never Had A Teddy Bear, bis hin zu Flat Cat Drive A Jet, Sperrmüll und Oh Yeah Crap!. Ab 1987 fanden nun auch Konzerte dieser Bands in den (wegen dem nahen Wohnumfeld) eigentlich ungeeigneten Räumen des "Club 29" selbst statt.
Im Oktober 1987 bekam der Klub den Ehrennamen "Konrad Wolf" (1925-1982) verliehen. Dessen Bruder, der hochrangige Beamte des Ministeriums für Staatssicherheit Markus Wolf (1923-2006, von 1952 bis 1986 Chef des Auslandsgeheimdienstes der DDR) war bei der Zeremonie anwesend. In welcher Form die Beziehung zur Familie Wolf für den Klub bei der "Organisation heikler politkritischer Veranstaltungen" nützlich war, bedarf noch weiterer Recherchen.
Im Oktober 1988 startete im Klub die von Musikern des Expander des Fortschritts konzipierte Veranstaltungsreihe Blanco-Check. Deren genre- und medienübergreifendes Konzept profitierte davon, daß auch Theaterleute aus der naheliegenden "Volksbühne" und renommierte Vertreter des Jazz und der "Neuen Musik" der DDR regelmäßig den "Club 29" besuchten. Die Form der "Geschlossenen Veranstaltung mit Werkstattcharakter" war einerseits der begrenzten Platzkapazität geschuldet, andererseits ermöglichte sie auch Auftritte von Künstlern ohne offizielle "Spielgenehmigung". Dass die Staatssicherheit bei diesem "Treiben" dennoch den Überblick behielt, war Spitzeln wie dem Expander-Musiker Uwe Baumgartner (IM "Jörg Karg") zu verdanken.
Torsten Hochmuth und seine Mitarbeiterin Sybille Hirsch wechselten 1988 zum neu gegründeten Jugendklub "JO-JO", ihnen folgte 1989 auch Blanco-Check dorthin. Ihre Nachfolger Steffen Heinrich (von der Band Oh Yeah Crap!, später Pizza Brain) und Stefan Grey (später Knaack-Club) führten, zusammen mit Reiner Morgenroth, die Club-Konzerte weiter bis zur Schließung 1992.

Die Bezeichnung "Club 29", zuweilen verkürzt zu "C29", widersprach eigentlich der in der DDR anglizismusfeindlichen Sprachregelung, blieb aber die ganze Zeit unbeanstandet. Der offizielle Name "Konrad Wolf" wurde kaum verwendet, obwohl der berühmte Kinoregisseur auch in der oppositionellen Kunst- und Musikerszene der DDR hohes Ansehen hatte.

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