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Bandprojekt aus Dresden / später Berlin, 1979 bis 1983 (Nachfolgebands bis 1986).
[[Datei:Zwitschermaschine.jpg|mini|Zwitschermaschine Anfang 1980er]]
Art-Punk-Bandprojekt aus Dresden, später Berlin, 1979 bis 1983 (Nachfolgebands bis 1986).


Gegründet 1979 von den Dresdner Kunststudenten Ralf Kerbach und Cornelia Schleime, zuerst auch unter Namen wie '''Schwarz / Weiß''' oder '''Ende''', ab 1981 als '''Vierte Wurzel aus Zwitschermaschine''', was sich im Sprachgebrauch schnell auf den zugrunde liegenden Titel einer Zeichnung von Paul Klee verkürzte. Konzeptionelles Vorbild für die Künstler-Combo waren mit Sicherheit die 1976 begonnenen DIY-Free-Jazz-Exzesse des '''A.R.Penck''' (= Ralf Winkler, nonkonformistischer "Junger Wilder" der Dresdener Kunstszene, West-Ausreise bereits 1980), zu dessen erster eigener Bandbesetzung 1979 neben dem Saxophonisten Michael Freudenberg auch der Maler und Hobby-Trompeter Helge Leiberg gehörte. <br>Der bei '''Zwitschermaschine''' stärker und zunehmend vom Punk inspirierte Dilettanten-Avantgarde-Sound diente zunächst vorrangig als Erweiterung von künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten und wurde im Rahmen von Ausstellungseröffnungen dargeboten. Aus dem Hinzukommen von Helge Leiberg, Lothar Fiedler (als Nachfolger von Kerbach) und des (später als IM des MfS enttarnten) Dichters Sascha Anderson resultierte ab 1982 ein konventionelleres Selbstverständnis als "Band", sowie (vorrangig durch Anderson) die Vernetzung mit der musikalischen Subkultur in Berlin. Höhepunkt war die Aufnahme von fünf Titeln für die zunächst als subversive Compilation geplante LP '''[[Sampler - eNDe / DDR von unten|"eNDe / DDR von unten"]]''' im Januar 1983, die sich '''Zwitschermaschine''' schließlich mit der Erfurter Punk-Band '''[[Schleim-Keim]]''' (alias '''Sau-Kerle''') teilte und die als erstes Vinyl mit "anderer" Musik der DDR Geschichte machte.  
Gegründet 1979 von den Dresdner Kunststudenten [http://de.wikipedia.org/wiki/Ralf_Kerbach Ralf Kerbach] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Cornelia_Schleime Cornelia Schleime], zuerst auch unter Namen wie '''Schwarz / Weiß''' oder '''Ende''', ab 1981 als '''Vierte Wurzel aus Zwitschermaschine''', was sich im Sprachgebrauch schnell auf den zugrunde liegenden Titel einer Zeichnung von Paul Klee verkürzte. Ein konzeptionelles Vorbild für die Künstler-Combo waren mit Sicherheit die 1976 begonnenen DIY-Free-Jazz-Exzesse des [http://de.wikipedia.org/wiki/A._R._Penck A.R.Penck] (= [[A.R.Penck|Ralf Winkler]], 1939 - 2017, nonkonformistischer "Junger Wilder" der Dresdener Kunstszene, West-Ausreise bereits 1980), zu dessen erster eigener Bandbesetzung 1979 neben dem Saxophonisten Michael Freudenberg auch der Maler, Hobby-Trompeter und spätere Mit-Zwitscherer [https://de.wikipedia.org/wiki/Helge_Leiberg Helge Leiberg] gehörte. <br>Der bei '''Zwitschermaschine''' stärker und zunehmend vom Punk inspirierte Dilettanten-Avantgarde-Sound diente zunächst vorrangig als Erweiterung von künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten und wurde im Rahmen von Ausstellungseröffnungen dargeboten. Aus dem Hinzukommen von Helge Leiberg, Lothar Fiedler (als Nachfolger von Kerbach) und des (später als IM des MfS enttarnten) Dichters [http://de.wikipedia.org/wiki/Sascha_Anderson Sascha Anderson] resultierte ab 1982 ein konventionelleres Selbstverständnis als "Band", sowie (vorrangig durch Anderson) die Vernetzung mit der musikalischen Subkultur in Berlin. Höhepunkt war die Aufnahme von fünf Titeln für die zunächst als subversive Compilation geplante LP '''[[Sampler - eNDe / DDR von unten|"eNDe / DDR von unten"]]''' im Januar 1983, die sich '''Zwitschermaschine''' schließlich mit der Erfurter Punk-Band '''[[Schleim-Keim]]''' (alias '''Sau-Kerle''') teilte und die als erstes Vinyl mit "anderer" Musik der DDR Geschichte machte. <br>Da der konzeptionelle Anspruch des Band-Projektes damit ausgereizt schien und wegen fortdauernder durch Ausreise (1982 Kerbach, 1984 Leiberg, Schleime und Rom, 1986 Fiedler und Grossmann) bedingte personelle Wechsel kam es zu Umbenennungen, ab 1983 zunächst '''Factory hoch Vier''', wenig später '''Fabrik''', die bis zur Ausreise von Anderson nach West-Berlin 1986 existierten. Kurz zuvor entstanden in zwei verschiedenen Besetzungen Aufnahmen in den Profimusiker-Studios der Bands '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Electra_(deutsche_Band) Electra]''' (Dresden, Februar 1986) und '''[https://de.wikipedia.org/wiki/City_(Band) City]''' (Berlin, Juni 1986). Vorgeblich 1994 wurden einige Leiberg & Anderson-Texte in einer weiteren '''Fabrik'''-Besetzung (Anderson/Fiedler/Leiberg/Noack/St.Landgraf/M.Landgraf) eingespielt, diesmal bei Bernd Herchenbach (siehe [http://www.cäsar-archiv.com/zeitzeugen/wolfram-dix/ Cäsars Rockband]) in Leipzig, wahrscheinlicher ist jedoch, dass diese Session bereits 1984 stattfand. In West-Berlin arbeiteten Anderson und Fiedler wieder gemeinsam in der '''Sternckombo''' mit dem ebenfalls ausgereisten Bernd Jestram und Texten von [[Bert Papenfuß-Gorek]].<br>Helge Leiberg bildete nach seiner Ausreise die Formation '''[[o.T.]]''', wiederum mit A.R.Penck, zu der später auch Lothar Fiedler stieß und die in den 1990ern mehrere CD's veröffentlichte. Ein detaillierter Überblick über Penck's umfangreiche musikalische Veröffentlichungen inklusive derer mit Leiberg und Fiedler findet sich [http://www.bb10k.com/PENCK.html hier].<br>Wolfgang Grossmann veröffentlichte 2018 den Band ''"will nicht zu den großohrigen elefanten"'' (Vorwerk 8) mit Texten aus dem von ihm verwalteten Nachlass von Michael Rom, der 1991 in Berlin bei einem Raubüberfall erschossen worden war. 2021 trat er als Sänger einer ominösen Formation namens '''[[DSVZ]]''' (= Der Schlagzeuger Von Zwitschermaschine) an die Öffentlichkeit, hierbei wurden u.a. Texte, die Rom für '''Zwitschermaschine''' geschrieben hatte, neu vertont. Die Besetzung besteht neben ihm aus Jörg Schittkowski von u.a. '''[[Machine de Beauvoir]]''' (g, bg), [[Rajko Gohlke]] (bg), Torsten "Pegman" Füchsel von '''[[Herbst in Peking]]''' u.a. (g), sowie Josi (bg) und Serge (dr, beide von [https://fixitpunk.bandcamp.com/album/tape FIXIT]). Auf dem Album gastiert außerdem [https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Hein Peter Hein] von den '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Fehlfarben Fehlfarben]''' und bei Live-Auftritten '''[http://www.musikreviews.de/reviews/2022/Aniqo/Birth/ Aniqo]''' (voc).
 
Da der konzeptionelle Anspruch des Band-Projektes damit ausgereizt schien und wegen fortdauernder durch Ausreise (1982 Kerbach, 1984 Leiberg und Schleime, 1986 Fiedler) bedingte personelle Wechsel kam es zu Umbenennungen, ab 1983 zunächst '''Factory hoch Vier''', wenig später '''Fabrik''', die bis 1986 existierten. Anderson und Fiedler arbeiteten danach gemeinsam in der '''Sternckombo''' (vermutlich grenzüberschreitend, da bis auf Anderson und Papenfuß mittlerweile alle Musiker im Westen lebten oder von dort stammten). <br>Helge Leiberg bildete nach seiner Ausreise die Formation '''o.T.''', wiederum mit A.R.Penck, zu der später auch Lothar Fiedler stieß und die in den 1990ern mehrere CD's veröffentlichte.
 
''Quelle: "Mit Trommelstöcken auf Patrouille: A.R.Penck als Musiker" / "Der animalische Trompeter: Helge Leiberg" / "Vierte Wurzel aus Zwitschermaschine" (alle Texte: Christoph Tannert), in: Galenza/Havemeister 1999, S.186ff.''


Netzinfo: [https://de.wikipedia.org/wiki/Zwitschermaschine Wikipedia] | [https://derschlagzeugervonzwitschermaschine.bandcamp.com/album/rom derschlagzeugervonzwitschermaschine.bandcamp.com]


== Besetzung ==
== Besetzung ==
=== Zwitschermaschine (1981 - 1983) ===
'''Zwitschermaschine''' (1979 - 1983)
* Ralf Kerbach - g (bis 1982)
* Cornelia "Conny" Schleime - voc
* Cornelia Schleime - voc
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Rom Michael Rom] - voc (ab 1980, † 1991)
* Matthias Zeidler - bg
* [[Sascha Anderson]] - voc (ab ca. 1981)
* Michael Rom - voc
* Ralf Kerbach - g (bis 1982) / [[Lothar Fiedler]] - g (ab ca. 1982, [[Musikbrigade]])
* Wolfgang Großmann - dr (bis 1982)
* [https://www.artflakes.com/de/shop/gut Matthias Zeidler] (?) - bg
ab 1982 mit
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Grossmann Wolfgang Grossmann] - dr
* Sascha Anderson - voc
* Helge Leiberg - tp (ca. 1982)
* Lothar Fiedler - g ([[Musikbrigade]])
* [https://www.ibis-edition.de/ibis-bookedition/das-lied-der-schoepfung-i/mirijam-grace-palma/ Volker Palma] - tb, v (1983)
* Helge Leiberg - tp
'''Factory hoch Vier''' (1983)
* Volker Palma - tb, v
 
=== Factory hoch Vier (1983) ===
* Sascha Anderson - voc
* Sascha Anderson - voc
* Lothar Fiedler - g
* Lothar Fiedler - g
* Helge Leiberg - tp
* Helge Leiberg - tp
+ Gäste, u.a.
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Gl%C3%A4ser Peter "Cäsar" Gläser] - g (Gast, ex- [https://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Renft_Combo Renft])
* Peter "Cäsar" Gläser - g (ex- '''Renft''')
'''Fabrik''' (1983 - 1986)
 
=== Fabrik (1983 - 1986) ===
* Sascha Anderson - voc
* Sascha Anderson - voc
* Lothar Fiedler - g (2/86)
* Stefan Landgraf - bg (2/86)
* Matthias Landgraf - sax (2/86)
* Matthias "Yo Yo" Baumgärtel - dr (2/86)
* [[Stephan Hachtmann]] - g, voc (6/86, ex- [[Hard Pop]])
* [[Gunther Krex]] - bg (6/86, ex- Engerling)
* Hermann Anders - sax (6/86)
* Jörg Beilfuß - dr (6/86, später [[Teurer denn je]], [[Der Expander des Fortschritts]], [[Tom Terror & Das Beil]])
* "Hansi" Noack - v ([[Musikbrigade]], später [[Dekadance]])
'''Sternckombo''' (1987)
* Sascha Anderson & [[Bert Papenfuß-Gorek|Bert Papenfuß]] - lyrics
* Lothar Fiedler - g
* Lothar Fiedler - g
* [[Stephan Hachtmann]] - g, voc (ex- '''[[Hard Pop]]''')
* [[Bernd Jestram]] - g (ex- [[Aufruhr zur Liebe]])
* Steffen Landgraf - bg
* Lars Rudolph - keyb (später [[Stan Red Fox]] mit [[Stephan Hachtmann]])
* Matthias Landgraf - sax
* Gunther Krex - bg (ex- '''Engerling''', später '''L'Art de Passage''')
* "Hansi" Noack - v ([[Musikbrigade]], später '''[[Dekadance]]''')
* Hermann Anders - tb
* Yo Yo Baumgärtel - dr
* Jörg Beilfuß - dr (später '''[[Teurer denn je]]''', '''[[Der Expander des Fortschritts]]''', '''[[Tom Terror & Das Beil]]''')
 
=== Sternckombo (1987) ===
* Sascha Anderson & Bert Papenfuß - lyrics
* Lothar Fiedler - g
* Bernd Jestram - g (ex- '''[[Aufruhr zur Liebe]]''')
* Lars Rudolph - keyb (später '''[[Stan Red Fox]]''' mit [[Stephan Hachtmann]])
* Diana Mavroleon - cl
* Diana Mavroleon - cl


== Musik ==
== Musik ==
=== Zwitschermaschine ===
'''Zwitschermaschine'''
* 1983: 5 Titel auf [[Sampler - eNDe / DDR von unten|"eNDe / DDR von unten"]] (Split-LP)
* 1983: Jeder Satellit hat einen Killersatelliten / Alles oder nichts und noch viel mehr / Geh über'n Fluß / Willst Du mein Killersatellit sein / Geh über die Grenze, auf: ''[[Sampler - eNDe / DDR von unten|"eNDe / DDR von unten"]]'' (Split LP, Aggressive Rockproduktionen (West-Berlin) AG 0019)
* 1986: Geh übern Fluß, auf: ''[[Sampler - der Ausbruchsversuch Nr.1|"Der Ausbruchsversuch Nr.1"]]'' (Tape Compilation, TTR 01)
* 1986: Alles oder nichts, auf: ''[[Sampler - DDR Punk|"DDR Punk"]]'' (Tape Compilation, Funafuti Tapes)
* 1991: Blut ist Zucker, auf: ''[[Sampler - DDR Störfaktor|"DDR Störfaktor"]]'' (Tape Compilation, [[Aggressive Punk Tapes]])
* 1986: Geh übern Fluß, auf: ''[[Sampler - Der Ausbruchsversuch Nr.1|"Der Ausbruchsversuch Nr.1"]]'' (Tape Compilation, [[Trash Tape Rekords]] TTR 01)
* 1998: Alles Geld der Welt kostet Geld (Split-CD mit '''Fabrik''')
* 1991: Blut ist Zucker, auf: ''[[Sampler - DDR Störfaktor|"DDR Störfaktor"]]'' (Tape Compilation, [[Aggressive Punk Tapes]] FUCK 01)
* 2000: Geh übern Fluß, auf: ''[[Sampler - Durchgeknallte Ostler|"Durchgeknallte Ostler"]]'' (Tape Compilation, Wahnfried Records)
* 1998: '''Zwitschermaschine''' / '''Fabrik''' - [[Zwitschermaschine / Fabrik - Alles Geld der Welt kostet Geld|Alles Geld der Welt kostet Geld]] (Split CD Compilation, [[Moloko Plus]] PLUS 018)
* 2006: Geh übern Fluß, auf: ''"[[Sampler - Spannung. Leistung. Widerstand. Magnetbanduntergrund DDR 1979-1990|Spannung. Leistung. Widerstand.]]"'' (CD Compilation, ZickZack)
* 2000: Geh übern Fluß, auf: ''[[Sampler - Durchgeknallte Ostler|"Durchgeknallte Ostler"]]'' (Tape Compilation, [[Wahnfried Records]])
* 2006: Geh übern Fluß, auf: ''[[Sampler - Spannung. Leistung. Widerstand. Magnetbanduntergrund DDR 1979-1990|"Spannung. Leistung. Widerstand. Magnetbanduntergrund DDR 1979-1990"]]'' (Buch+CD Compilation, ZickZack ZZ 2015)
* 2008: Über'n Fluss (sic!), auf: ''[[Sampler - Ostpunk! Too Much Future|"Ostpunk! Too Much Future"]]'' (DVD, good!movies 2008)
* 2008: Über'n Fluss (sic!), auf: ''[[Sampler - Ostpunk! Too Much Future|"Ostpunk! Too Much Future"]]'' (DVD, good!movies 2008)
* 2016: Geh übern Fluß, auf: ''[[Sampler - Ende vom Lied: East German Underground Sound 1979 - 1990|"Ende vom Lied: East German Underground Sound 1979 - 1990"]]'' (CD Compilation, play loud! productions pl-67)
* 2018: Geh über die Grenze, auf: ''"Unearthing the Music / Notes from the Underground (Experimental Sounds behind the Iron Curtain)"'' (2xLP Compilation, [[Iron Curtain Radio]] ICR 02)
'''Fabrik'''
* 1986: [[Fabrik - Fluid & Firm|Fluid & Firm]] (Tape)
* 1986: ? / ? / Outro, auf: ''[[Sampler - ICH FÜHLE MICH IN GRENZEN WOHL|"ICH FÜHLE MICH IN GRENZEN WOHL"]]'' (Tape Compilation, Beilage zur [[:Category:Samisdat|Samisdat]]-Zeitschrift "Schaden" Heft 11/1)
* 199?: Das Chaos in meinem Chaos, auf: ''[[Sampler - Kunst & Beton - Musik aus Berlin|"Kunst & Beton - Musik aus Berlin"]]'' (Tape Compilation, [[Heimat Kassetten]] HK 22)
'''Sternckombo'''
* 1987: Live at [https://www.dedoelen.nl/en De Doelen] in Rotterdam (Tape, Beilage zur [[:Category:Samisdat|originalgrafischen]] Zeitschrift [https://de.wikipedia.org/wiki/Schaden_(Zeitschrift) "Schaden"] Heft 17)
'''DSVZ'''
* 2021: Rom (Tape/LP, [[Rundling]] RL 27)


=== Fabrik ===
== Lesen ==
* 1986: Fluid & Firm / Alles oder Nichts (Tape)
* ''"Mit Trommelstöcken auf Patrouille: A.R.Penck als Musiker" / "Der animalische Trompeter: Helge Leiberg" / "Vierte Wurzel aus Zwitschermaschine", von Christoph Tannert, in: [[Ronald Galenza|Galenza]] / [[Heinz Havemeister|Havemeister]] 1999, S.186ff.''
* 1998: Alles Geld der Welt kostet Geld (Split-CD mit '''Zwitschermaschine''')
* ''"Zwitschermaschine", Sascha Anderson im Interview mit Christoph Tannert und Ronald Galenza, in: [[Alexander Pehlemann|Pehlemann]] / [[Ronald Galenza|Galenza]] 2006, S.42ff.''
 
* ''"will nicht zu den großohrigen elefanten"'' / Gedichte, lyrische Bilder und Stücke von Michael Rom, herausgegeben von Wolfgang Grossmann (Vorwerk 8, Berlin 2018)
=== Sternckombo ===
* 1987: Live at de Doelen in Rotterdam (Tape, Beilage zur originalgrafischen Zeitschrift "Schaden" Heft 17)
 
 


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[[Kategorie:Berlin]]
[[Kategorie:Berlin]]
[[Kategorie:Dresden]]
[[Kategorie:Dresden]]
[[Kategorie:Stasi]]
[[Category:Parocktikum]]

Aktuelle Version vom 27. September 2024, 14:48 Uhr

Zwitschermaschine Anfang 1980er

Art-Punk-Bandprojekt aus Dresden, später Berlin, 1979 bis 1983 (Nachfolgebands bis 1986).

Gegründet 1979 von den Dresdner Kunststudenten Ralf Kerbach und Cornelia Schleime, zuerst auch unter Namen wie Schwarz / Weiß oder Ende, ab 1981 als Vierte Wurzel aus Zwitschermaschine, was sich im Sprachgebrauch schnell auf den zugrunde liegenden Titel einer Zeichnung von Paul Klee verkürzte. Ein konzeptionelles Vorbild für die Künstler-Combo waren mit Sicherheit die 1976 begonnenen DIY-Free-Jazz-Exzesse des A.R.Penck (= Ralf Winkler, 1939 - 2017, nonkonformistischer "Junger Wilder" der Dresdener Kunstszene, West-Ausreise bereits 1980), zu dessen erster eigener Bandbesetzung 1979 neben dem Saxophonisten Michael Freudenberg auch der Maler, Hobby-Trompeter und spätere Mit-Zwitscherer Helge Leiberg gehörte.
Der bei Zwitschermaschine stärker und zunehmend vom Punk inspirierte Dilettanten-Avantgarde-Sound diente zunächst vorrangig als Erweiterung von künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten und wurde im Rahmen von Ausstellungseröffnungen dargeboten. Aus dem Hinzukommen von Helge Leiberg, Lothar Fiedler (als Nachfolger von Kerbach) und des (später als IM des MfS enttarnten) Dichters Sascha Anderson resultierte ab 1982 ein konventionelleres Selbstverständnis als "Band", sowie (vorrangig durch Anderson) die Vernetzung mit der musikalischen Subkultur in Berlin. Höhepunkt war die Aufnahme von fünf Titeln für die zunächst als subversive Compilation geplante LP "eNDe / DDR von unten" im Januar 1983, die sich Zwitschermaschine schließlich mit der Erfurter Punk-Band Schleim-Keim (alias Sau-Kerle) teilte und die als erstes Vinyl mit "anderer" Musik der DDR Geschichte machte.
Da der konzeptionelle Anspruch des Band-Projektes damit ausgereizt schien und wegen fortdauernder durch Ausreise (1982 Kerbach, 1984 Leiberg, Schleime und Rom, 1986 Fiedler und Grossmann) bedingte personelle Wechsel kam es zu Umbenennungen, ab 1983 zunächst Factory hoch Vier, wenig später Fabrik, die bis zur Ausreise von Anderson nach West-Berlin 1986 existierten. Kurz zuvor entstanden in zwei verschiedenen Besetzungen Aufnahmen in den Profimusiker-Studios der Bands Electra (Dresden, Februar 1986) und City (Berlin, Juni 1986). Vorgeblich 1994 wurden einige Leiberg & Anderson-Texte in einer weiteren Fabrik-Besetzung (Anderson/Fiedler/Leiberg/Noack/St.Landgraf/M.Landgraf) eingespielt, diesmal bei Bernd Herchenbach (siehe Cäsars Rockband) in Leipzig, wahrscheinlicher ist jedoch, dass diese Session bereits 1984 stattfand. In West-Berlin arbeiteten Anderson und Fiedler wieder gemeinsam in der Sternckombo mit dem ebenfalls ausgereisten Bernd Jestram und Texten von Bert Papenfuß-Gorek.
Helge Leiberg bildete nach seiner Ausreise die Formation o.T., wiederum mit A.R.Penck, zu der später auch Lothar Fiedler stieß und die in den 1990ern mehrere CD's veröffentlichte. Ein detaillierter Überblick über Penck's umfangreiche musikalische Veröffentlichungen inklusive derer mit Leiberg und Fiedler findet sich hier.
Wolfgang Grossmann veröffentlichte 2018 den Band "will nicht zu den großohrigen elefanten" (Vorwerk 8) mit Texten aus dem von ihm verwalteten Nachlass von Michael Rom, der 1991 in Berlin bei einem Raubüberfall erschossen worden war. 2021 trat er als Sänger einer ominösen Formation namens DSVZ (= Der Schlagzeuger Von Zwitschermaschine) an die Öffentlichkeit, hierbei wurden u.a. Texte, die Rom für Zwitschermaschine geschrieben hatte, neu vertont. Die Besetzung besteht neben ihm aus Jörg Schittkowski von u.a. Machine de Beauvoir (g, bg), Rajko Gohlke (bg), Torsten "Pegman" Füchsel von Herbst in Peking u.a. (g), sowie Josi (bg) und Serge (dr, beide von FIXIT). Auf dem Album gastiert außerdem Peter Hein von den Fehlfarben und bei Live-Auftritten Aniqo (voc).

Netzinfo: Wikipedia | derschlagzeugervonzwitschermaschine.bandcamp.com

Besetzung

Zwitschermaschine (1979 - 1983)

Factory hoch Vier (1983)

Fabrik (1983 - 1986)

Sternckombo (1987)

Musik

Zwitschermaschine

Fabrik

Sternckombo

DSVZ

Lesen

  • "Mit Trommelstöcken auf Patrouille: A.R.Penck als Musiker" / "Der animalische Trompeter: Helge Leiberg" / "Vierte Wurzel aus Zwitschermaschine", von Christoph Tannert, in: Galenza / Havemeister 1999, S.186ff.
  • "Zwitschermaschine", Sascha Anderson im Interview mit Christoph Tannert und Ronald Galenza, in: Pehlemann / Galenza 2006, S.42ff.
  • "will nicht zu den großohrigen elefanten" / Gedichte, lyrische Bilder und Stücke von Michael Rom, herausgegeben von Wolfgang Grossmann (Vorwerk 8, Berlin 2018)