Intermedia Festival: Unterschied zwischen den Versionen
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Zweitägiges multimediales Kunst-Event, konzipiert und organisiert von den Kunstwissenschaftlern Christoph Tannert (später bei [[Teurer denn je]]) und Michael Kapinos und veranstaltet am 1. und 2. Juni 1985 im Clubhaus Coswig (bei Dresden). | Zweitägiges multimediales Kunst-Event, konzipiert und organisiert von den Kunstwissenschaftlern Christoph Tannert (später bei [[Teurer denn je]]) und Michael Kapinos und veranstaltet am 1. und 2. Juni 1985 im Clubhaus Coswig (bei Dresden). | ||
Das Mini-Festival gilt für ''"die autonome bzw. inoffizielle Kunstszene der DDR als wichtiges Ereignis, an dem das ansonsten lose verbundene Netzwerk regionaler Szenen an einem Ort zusammen- und an dem Kunst- und Punkszene aufeinander traf. Musik, Malerei, Film und Tanz/Bewegung sind die Medien der Aufführungen, die als Intermedia, als Collagen in Zeit und Raum, beschrieben werden."'' (zitiert nach: | Das Mini-Festival gilt für ''"die autonome bzw. inoffizielle Kunstszene der DDR als wichtiges Ereignis, an dem das ansonsten lose verbundene Netzwerk regionaler Szenen an einem Ort zusammen- und an dem Kunst- und Punkszene aufeinander traf. Musik, Malerei, Film und Tanz/Bewegung sind die Medien der Aufführungen, die als Intermedia, als Collagen in Zeit und Raum, beschrieben werden."'' (zitiert nach: ''"Intermedia DDR 1985 - Ereignis und Netzwerk"'', inzwischen offline). Teilnehmer waren Musiker, Literaten und bildende Künstler aus Erfurt, Dresden, Leipzig, Karl-Marx-Stadt, Berlin, Weimar und weiteren Städten, die sich sämtlich schon mit medienübergreifenden Darstellungsformen beschäftigt hatten. Der Untertitel "Jazz in Coswig" bezog sich einerseits auf eine in Coswig bereits bestehende Konzerttradition, die es den örtlichen Verantwortlichen erleichterte, das Clubhaus als Veranstaltungsort zur Verfügung zu stellen, andererseits berief sich auch die Mehrzahl der beteiligten (Künstler-) Bands auf Jazz als musikalische Inspiration. Zusätzliche Sprengkraft bezog die "Intermedia" aber aus der Einbeziehung von Bands und Projekten mit Punk-Hintergrund, wie '''[[Klick & Aus]]''', '''[[Hard Pop]]''' (beide Berlin), '''[[Pffft...!]]''' (Leipzig) und '''[[O.T.Z.E.]]''' (Weimar), die ein Publikum anzogen das für spontane Aktionen und (kalkulierte?) Reibungen und Spannungen innerhalb des ambitionierten Programmes sorgte.<br>2017 wurde in der Dokumentation [https://vimeo.com/223916424 "Spuren des Performativen - Die Intermedia I in Coswig 1985"] mit aktuellen Interviews der damaligen Protagonisten die Geschichte des Events, sowie dessen Einfluß und Folgen für die unabhängige Kunst-Szene in der DDR anschaulich nacherzählt. | ||
Ablauf des Festivals: | Ablauf des Festivals: |
Aktuelle Version vom 9. August 2023, 09:11 Uhr
Zweitägiges multimediales Kunst-Event, konzipiert und organisiert von den Kunstwissenschaftlern Christoph Tannert (später bei Teurer denn je) und Michael Kapinos und veranstaltet am 1. und 2. Juni 1985 im Clubhaus Coswig (bei Dresden).
Das Mini-Festival gilt für "die autonome bzw. inoffizielle Kunstszene der DDR als wichtiges Ereignis, an dem das ansonsten lose verbundene Netzwerk regionaler Szenen an einem Ort zusammen- und an dem Kunst- und Punkszene aufeinander traf. Musik, Malerei, Film und Tanz/Bewegung sind die Medien der Aufführungen, die als Intermedia, als Collagen in Zeit und Raum, beschrieben werden." (zitiert nach: "Intermedia DDR 1985 - Ereignis und Netzwerk", inzwischen offline). Teilnehmer waren Musiker, Literaten und bildende Künstler aus Erfurt, Dresden, Leipzig, Karl-Marx-Stadt, Berlin, Weimar und weiteren Städten, die sich sämtlich schon mit medienübergreifenden Darstellungsformen beschäftigt hatten. Der Untertitel "Jazz in Coswig" bezog sich einerseits auf eine in Coswig bereits bestehende Konzerttradition, die es den örtlichen Verantwortlichen erleichterte, das Clubhaus als Veranstaltungsort zur Verfügung zu stellen, andererseits berief sich auch die Mehrzahl der beteiligten (Künstler-) Bands auf Jazz als musikalische Inspiration. Zusätzliche Sprengkraft bezog die "Intermedia" aber aus der Einbeziehung von Bands und Projekten mit Punk-Hintergrund, wie Klick & Aus, Hard Pop (beide Berlin), Pffft...! (Leipzig) und O.T.Z.E. (Weimar), die ein Publikum anzogen das für spontane Aktionen und (kalkulierte?) Reibungen und Spannungen innerhalb des ambitionierten Programmes sorgte.
2017 wurde in der Dokumentation "Spuren des Performativen - Die Intermedia I in Coswig 1985" mit aktuellen Interviews der damaligen Protagonisten die Geschichte des Events, sowie dessen Einfluß und Folgen für die unabhängige Kunst-Szene in der DDR anschaulich nacherzählt.
Ablauf des Festivals:
1. Juni |
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2. Juni |
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Zu einer Wiederholung des als "Intermedia I" geplanten Events ist es nicht gekommen, der Klubhausleiter Wolfgang Zimmermann wurde entlassen und weitere Beteiligte durch MfS-Organe gegängelt, mehrere Künstler und Musiker verließen ohnehin darauffolgend die DDR.
Dokumentiert wurde das Festival im Rahmen einer Sonderausgabe der Dresdener Samisdat-Zeitschrift "U.S.W." (Hg. Micha Brendel), der auch ein Tape-Mitschnitt der beteiligten Bands beigelegt war.
Trivia: Neben den Art-Punks aus Berlin "zogen" in diesem Zusammenhang mit Sicherheit vor allem die ex- Wutanfall'er von Pffft...!, ob aber die Namensähnlichkeit des Dada-Punk-Ensembles O.T.Z.E. und des Thüringer Pogo-Urgesteins Dieter "Otze" Ehrlich erst die Biografen des Festivals oder bereits die Schleim-Keim-Fangemeinde jener Tage verwirrte, ist bisher ungeklärt. Offensichtlich fühlten sich Otze & Schleim-Keim durch das Veranstaltungsprogramm tatsächlich "eingeladen" und sollen zum fröhlichen Aufspiel vor Ort erschienen sein, außer einer Fast-Klopperei wurde daraus aber nichts ... (vgl. "Satan, kannst du mir noch mal verzeihen" von Anne Hahn & Frank Willmann, Ventil Verlag 2008)
Lesen
- "Die Akten Jazz & Show" von Wolfgang Zimmermann (Notschriften Verlag 1997/2004)
- "Coswig 1985" von Christoph Tannert, in: Galenza / Havemeister 1999, S.223ff.