AG Geige: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Parocktikum Wiki
Zeile 3: Zeile 3:
AG Geige war eine Band, die 1986 in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) in der DDR gegründet wurde und bis 1993 bestand. Das „AG“ steht laut Band für „Arbeitsgemeinschaft".
AG Geige war eine Band, die 1986 in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) in der DDR gegründet wurde und bis 1993 bestand. Das „AG“ steht laut Band für „Arbeitsgemeinschaft".


Frank Bretschneider, Torsten Eckhardt (bis 1989, von Olaf Bender ersetzt), Jan und Ina Kummer gründeten AG Geige als experimentelles Kunstprojekt. Die Band spielte von elektronischen Elementen geprägte Musik mit dadaistischen Texten und verstand sich hierbei als multimedial agierend - auf ihren Konzerten setzte AG Geige auf eigene Videos und Grafiken und trat mit versponnenen Kostümen auf, unter anderem Ku-Klux-Klan-ähnlichen Mänteln und Pilzhüten. Dass sie keine echten Musiker waren wurde von der Band offen eingestanden.
Frank Bretschneider, Torsten Eckhardt (bis 1989, von Olaf Bender ersetzt), Jan und Ina Kummer gründeten AG Geige als experimentelles Kunstprojekt. Die Band spielte von elektronischen Elementen geprägte Musik mit dadaistischen Texten und verstand sich hierbei als multimedial agierend - auf ihren Konzerten setzte AG Geige auf eigene Videos und Grafiken und trat in phantievollen Kostümen auf. Dass sie keine "echten" Musiker waren wurde von der Band offen eingestanden.


In der Vorwendezeit konnte sich AG. Geige über Nischen der Jugendkultur wie z.B. den Sender DT64 ein erstes Publikum erspielen, litt jedoch zu dieser Zeit auch unter den begrenzten Möglichkeiten innerhalb der DDR, die sich auch in technischer Hinsicht niederschlugen. Nach der Wende trat die Band in ganz Deutschland (u.a. auf der Popkomm) und auch in der Schweiz auf.  
In der Vorwendezeit konnte sich AG. Geige über Nischen der Jugendkultur wie z.B. den Sender DT64 ein erstes Publikum erspielen, litt jedoch zu dieser Zeit auch unter den begrenzten Möglichkeiten innerhalb der DDR, die sich auch in technischer Hinsicht niederschlugen. Nach der Wende trat die Band in ganz Deutschland (u.a. auf der Popkomm) und auch in der Schweiz auf.  


Das größte Konzert fand 1991 im Rahmen des dritten internationalen Artrock-Festivals in Frankfurt am Main statt. Zu diesem Zeitpunkt fand die AG Geige auch die Beachtung diverser Szenezeitschriften wie z.B. Zillo, die Chemnitzer Tageszeitung Freie Presse bezeichnete die Band als die bekannteste der Stadt. Selbst die BRAVO berichtete über die Gruppe in einem Sammelartikel über die "neuen wilden Bands" aus dem Osten.
Das größte Konzert fand 1991 im Rahmen des dritten internationalen Artrock-Festivals in Frankfurt am Main statt. Zu diesem Zeitpunkt fand die AG Geige auch die Beachtung diverser Szenezeitschriften wie z.B. Zillo, die Chemnitzer Tageszeitung "Freie Presse" bezeichnete die Band als die bekannteste der Stadt. Selbst die BRAVO berichtete über die Gruppe in einem Sammelartikel über die "neuen wilden Bands" aus dem Osten.


Hatte die Band ihr Erstlingswerk '''"Yachtclub & Buchteln"''' noch auf MC herausgebracht (es wurde 1996 auf CD wiederveröffentlicht), nahm das DDR Label Amiga den im Jahr 1989 zunächst ebenfalls auf Kassette veröffentlichten Nachfolger '''"Trickbeat"''' 1990 in ihr Repertoire auf, wodurch die AG Geige nicht mehr auf den mühseligen Eigenvertrieb angewiesen war. Die Band war in den folgenden Jahren auch auf diversen Samplern vertreten und veröffentlichte 1991 ihr Album '''"Raabe?"''' auf dem Spandauer Label Traumton. Damit hatte die AG Geige ihre Plattenfirma nun auch außerhalb der ehemaligen DDR. 1992 erschien mit '''"Von Fröschen und Träumen"''' im Verlag Weisser Stein eine Sammlung von Songtexten und Grafiken. 1993 löste sich die Band jedoch überraschend auf, obwohl im gleichen Jahr das Erscheinen eines vierten Albums (Yachtclub & Buchteln mitgezählt) bis zum Jahresende angekündigt worden war. Dieses Album mit dem Arbeitstitel '''"AG Geige 3"''' wurde fertig produziert, erschien jedoch nie, sondern tauchte erst Jahre später im Internet und in Fankreisen auf. Die Musik war nun energetischer und sperriger, textlich und produktionstechnisch wurde dagegen an die Vorgänger angeschlossen. Frank Bretschneider und Olaf Bender blieben nach Auflösung der Band in der Szene aktiv und gründeten 1995 das Label Rastermusic, welches 1999 mit Noton zu Raster-Noton fusionierte.
Hatte die Band ihr Erstlingswerk '''"Yachtclub & Buchteln"''' noch auf MC herausgebracht (es wurde 1996 auf CD wiederveröffentlicht), nahm das DDR Label Amiga den im Jahr 1989 zunächst ebenfalls auf Kassette veröffentlichten Nachfolger '''"Trickbeat"''' 1990 in ihr Repertoire auf, wodurch die AG Geige nicht mehr auf den mühseligen Eigenvertrieb angewiesen war. Die Band war in den folgenden Jahren auch auf diversen Samplern vertreten und veröffentlichte 1991 ihr Album '''"Raabe?"''' auf dem Spandauer Label Traumton. Damit hatte die AG Geige ihre Plattenfirma nun auch außerhalb der ehemaligen DDR. 1992 erschien mit '''"Von Fröschen und Träumen"''' im Verlag Weisser Stein eine Sammlung von Songtexten und Grafiken. 1993 löste sich die Band jedoch überraschend auf, obwohl im gleichen Jahr das Erscheinen eines vierten Albums (Yachtclub & Buchteln mitgezählt) bis zum Jahresende angekündigt worden war. Dieses Album mit dem Arbeitstitel '''"AG Geige 3"''' wurde fertig produziert, erschien jedoch nie, sondern tauchte erst Jahre später im Internet und in Fankreisen auf. Die Musik war nun energetischer und sperriger, textlich und produktionstechnisch wurde dagegen an die Vorgänger angeschlossen. Frank Bretschneider und Olaf Bender blieben nach Auflösung der Band in der Szene aktiv und gründeten 1995 das Label Rastermusic, welches 1999 mit Noton zu Raster-Noton fusionierte.

Version vom 14. August 2010, 12:19 Uhr

Band aus Karl-Marx-Stadt (Chemnitz), 1986 bis 1992.

AG Geige war eine Band, die 1986 in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) in der DDR gegründet wurde und bis 1993 bestand. Das „AG“ steht laut Band für „Arbeitsgemeinschaft".

Frank Bretschneider, Torsten Eckhardt (bis 1989, von Olaf Bender ersetzt), Jan und Ina Kummer gründeten AG Geige als experimentelles Kunstprojekt. Die Band spielte von elektronischen Elementen geprägte Musik mit dadaistischen Texten und verstand sich hierbei als multimedial agierend - auf ihren Konzerten setzte AG Geige auf eigene Videos und Grafiken und trat in phantievollen Kostümen auf. Dass sie keine "echten" Musiker waren wurde von der Band offen eingestanden.

In der Vorwendezeit konnte sich AG. Geige über Nischen der Jugendkultur wie z.B. den Sender DT64 ein erstes Publikum erspielen, litt jedoch zu dieser Zeit auch unter den begrenzten Möglichkeiten innerhalb der DDR, die sich auch in technischer Hinsicht niederschlugen. Nach der Wende trat die Band in ganz Deutschland (u.a. auf der Popkomm) und auch in der Schweiz auf.

Das größte Konzert fand 1991 im Rahmen des dritten internationalen Artrock-Festivals in Frankfurt am Main statt. Zu diesem Zeitpunkt fand die AG Geige auch die Beachtung diverser Szenezeitschriften wie z.B. Zillo, die Chemnitzer Tageszeitung "Freie Presse" bezeichnete die Band als die bekannteste der Stadt. Selbst die BRAVO berichtete über die Gruppe in einem Sammelartikel über die "neuen wilden Bands" aus dem Osten.

Hatte die Band ihr Erstlingswerk "Yachtclub & Buchteln" noch auf MC herausgebracht (es wurde 1996 auf CD wiederveröffentlicht), nahm das DDR Label Amiga den im Jahr 1989 zunächst ebenfalls auf Kassette veröffentlichten Nachfolger "Trickbeat" 1990 in ihr Repertoire auf, wodurch die AG Geige nicht mehr auf den mühseligen Eigenvertrieb angewiesen war. Die Band war in den folgenden Jahren auch auf diversen Samplern vertreten und veröffentlichte 1991 ihr Album "Raabe?" auf dem Spandauer Label Traumton. Damit hatte die AG Geige ihre Plattenfirma nun auch außerhalb der ehemaligen DDR. 1992 erschien mit "Von Fröschen und Träumen" im Verlag Weisser Stein eine Sammlung von Songtexten und Grafiken. 1993 löste sich die Band jedoch überraschend auf, obwohl im gleichen Jahr das Erscheinen eines vierten Albums (Yachtclub & Buchteln mitgezählt) bis zum Jahresende angekündigt worden war. Dieses Album mit dem Arbeitstitel "AG Geige 3" wurde fertig produziert, erschien jedoch nie, sondern tauchte erst Jahre später im Internet und in Fankreisen auf. Die Musik war nun energetischer und sperriger, textlich und produktionstechnisch wurde dagegen an die Vorgänger angeschlossen. Frank Bretschneider und Olaf Bender blieben nach Auflösung der Band in der Szene aktiv und gründeten 1995 das Label Rastermusic, welches 1999 mit Noton zu Raster-Noton fusionierte.

Die Band dürfte als Vorbild der Band "Trickbeat" in Thomas Brussigs Roman "Wie es leuchtet" gedient haben.


Besetzung

Frank Bretschneider (Voc, Keys,Git)
Ina Kummer (Git, Voc)
Jan Kummer (Keys, Voc)
Torsten Eckhardt (Keys, bis 1989)
Olaf Bender (Keys, ab 1989)


Diskografie

Yachtclub & Buchteln (MC 1986)
Trickbeat (MC, LP 1989)
Raabe? (MC, CD, LP 1991)