Michael Brose
Spitzname "Pastor", Musiker und Schriftsteller, geboren als Michael Steinhorst in Weimar.
Michael gehörte seit Ende der 1960er Jahre mit seiner Freundin Edeltraud Brose (* 1954) in seiner Heimatstadt Weimar zu den damals als "Kunden" bezeichneten Vertretern nonkonformer Jugendkultur in der DDR. Sie besuchen Blueskonzerte und unterhalten in ihrer gemeinsamen Wohnung einen offenen Szene-Treffpunkt in dem sich Gleichgesinnte u.a. über oppositionelles Leben in der DDR und anderen sozialistischen Ländern austauschen. Michael schreibt und komponiert eigene Songs und gründet am Ort seiner Lehre, in Jena ca. 1970/71 schließlich die eigene Band Peaceful Dead. Wegen der offiziell mißliebigen Texte sind Auftritte nur in den Räumlichkeiten der JG (Jungen Gemeinde) Jena Stadtmitte möglich, hier kommt es erstmals zu Kontakten mit dem später als Jugenddiakon tätigen Thomas "Kaktus" Grund, ab Anfang der 1980er Initiator der unabhängigen Hinterhofproduction. Ein Konzertmitschnitt von Peaceful Dead vom September 1971, der in der Szene die Runde macht und die Band ins Visier der StaSi rückt, führt zusammen mit weiteren Vorwürfen "staatschädigenden Verhaltens" zur Verhaftung von Michael Steinhorst und seiner Freundin. Dies ist jedoch nur vorläufiger Endpunkt einer bereits seit 1969 andauernden Bespitzelung und Zersetzungsarbeit durch das MfS. Ende 1973 werden beide zu Haftstrafen verurteilt, Michael erleidet dort 1974 seinen ersten schizophrenen Schub, Edeltraud wird vermutlich ohne ihr Wissen medikamentös einer Abtreibung unterzogen. Nach zwei Jahren kommt Michael frei und nimmt bei "Kaktus" die ersten seiner Songs solo auf, die Liveaufnahmen von Peaceful Dead sind hingegen nicht überliefert.
Die Überwachungsgeschichte des späteren Ehepaares Brose (1977 nimmt Michael den Namen seiner Lebensgefährtin an) dauert noch bis Mitte der 1980er Jahre an, Michael ist zu diesem Zeitpunkt seit Jahren wegen paranoider Schizophrenie arbeitsunfähig. Im Sommer 1989 verlässt er die DDR und seine Frau und kann sich erfolgreich therapieren lassen. In größeren Abständen tritt er als Songwriter auf und veröffentlicht 1999 seinen ersten Roman.
Edeltraud Brose stirbt 1997, höchstwahrscheinlich durch Suizid.
Die ausführliche Geschichte findet sich hier.
Musik
- 1975: Songs (Tape, Hinterhofproduction)
- 1990: Werkstattserie / live (Tape, Hinterhofproduction)
- 2010: Live Braunsdorf 2010 (Mitschnitt, Hinterhofproduction)
Bücher
- 1999: Kassandra (Ch.Möllmann)
- 2001: Gobao: Ein Atlantis-Roman (Ch.Möllmann)
- 2007: Tod in Weimar (Ch.Möllmann)
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