Corvus Corax

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Mittelalter-"Rock"-Band aus Berlin, gegründet 1989.

Die Band entstand 1989 durch den Zusammenschluß mehrerer ostdeutscher Musiker, die sich seit den 1980er Jahren in unterschiedlichen Formationen der als Live-Event auch in der DDR schnell beliebt gewordenen Mittelalter-Szene betätigt hatten. Kennzeichnend für diese Szene waren authentische, unverstärkte Instrumente wie Trumscheit, Drehleier, Schalmeien, Zinken, antike Pauken und vor allem Dudelsäcke als Begleitung für marktschreierisch vorgetragene Texte in gleichfalls antikem Deutsch mit deftig-derben Inhalten in denen verschlüsselt auch kontroverse tages- und alltagspolitische Themen angesprochen werden konnten. Die späteren zentralen Bandgründer Castus und Venustus traten so mit der Formation Tippelklimper auf, Meister Selbfried kam von Zumpfkopule, Teufel's Projekt hieß Pediculus und Brandan bildete mit dem späteren In Extremo-Mitglied Dr.Pymonte das Duo Unbehuot. Musik von all diesen Formationen aus den Jahren 1988 bis 1991 wurde auf der Compilation "Tempi Antiquuii" (Pica Records 2003) restauriert wiederveröffentlicht.
Castus und Venustus (und weitere spätere CC-Mitglieder?) wurden 1989 zur Einspielung von Filmmusik für den DEFA-Märchenfilm "Die Geschichte von der Gänseprinzessin und ihrem treuen Pferd Falada" verpflichtet, hier wurde in damals typischer Guerilla-Taktik sozusagen nebenbei das Tape-"Album" "Ante casu peccati" aufgenommen, welches die erste Veröffentlichung unter dem Namen Corvus Corax darstellte. Im selben Jahr flüchteten beide Musiker nach Westdeutschland, waren aber nach dem Mauerfall rasch zurück in Berlin und scharten Gleichgesinnte um sich, auch von der befreundeten Formation Zumpfkopule, mit denen 1990 noch eine Split-Veröffentlichung erschien. 1992 verließ Teufel die Band und gründete mit dem gleichfalls Mittelalter-affinen Michael Robert Rhein von der Prenzlauer-Berg-Band Noah das Trio Pullarios Furcillo. Dieses Projekt zerfiel, als Teufel 1995 zu Corvus Corax zurückkehrte, Rhein gründete im gleichen Jahr seine eigene Dudelsack-Formation In Extremo, die aber schrittweise bis 1998 die Fusion der antiken Intrumente mit modernem elektrischen Rocksound konsequent umsetzte. Bei Corvus Corax führte ein ähnliches musikalisches Experiment zum 1996 gegründeten Seitenprojekt Tanzwut (Castus, Venustus, Teufel & Brandan zusammen mit Koll.A. und Werner "Tec" Rindle - keyb, programming), bei dem das mittelalterliche Instrumentarium reduziert auf Sackpfeifen mit harschem Electro-Sound kombiniert wurde, und das eher der Neuen Deutschen Härte zugerechnet wird. Später spielten hier auch viele weitere CC-Musiker mit, 2010 folgte aber eine vollständige Trennung beider Bands die zum Ausstieg von Mike "Teufel" Paulenz und Martin Ukrasvan bei Corvus Corax führte. Auch Patrick "Der Kalauer" Lange gründete 2008 ein NDH-Soloprojekt namens Ost+Front und verließ Corvus Corax kurz danach.
Nach anfänglichen Veröffentlichungen in Eigenregie und auf genre-fixierten Kleinst-Labels wie Scene1 und John Silver Production gründeten die Musiker 2002 das eigene Label Pica Records (ab 2004 Pica Music), auf dem neben den aktuellen Tonträgern auch sämtliches ältere Material re-releast wurde.
Durch ihre auch im Habitus konsequente Orientierung an einem "authentischen" Mittelalter-Sound wurden Corvus Corax später noch mehrfach für Film-Musiken engagiert, auch in internationalen Produktionen. Für die Pilotfolge der US-Fernsehserie "Game of Thrones" standen sie sogar vor der Kamera, die Szenen wurden dann aber nicht verwendet. Auch zu zwei Computerspielen wurde mit Corvus Corax Musik produziert, und 2010 wirkten sie bei der Rock-Oper "Excalibur" mit. Ein eigenes ambitioniertes Musikprojekt war die Neuvertonung von Texten der mittelalterlichen "Carmina Burana" (erschienen 2005 und 2008). 2012 starteten sie mit BerlinskiBeat ein weiteres Seitenprojekt (die komplette Band ohne Venustus, dafür mit dem Berliner BalkanBeats DJ Robert Soko), bei dem Neuinterpretationen von Schlagern der 1920er Jahre eine "explosive Mischung aus Straßenmusik, Clubsounds und Berliner Schnauze" bieten.

Die Band(s) im Netz: www.corvuscorax.de | Corvus Corax (Wikipedia) | www.tanzwut.com | Tanzwut (Wikipedia) | www.berlinskibeat.com

Besetzung

  • Castus Rabensang (= Karsten Liehm) - voc, pipe, schalmei, cister, trumscheit, drehleier u.a.
  • Wim Venustus (= Bernd Dobbrisch) - pipe, schalmei, drehleier, zink u.a. (bis 2015, wieder seit 2016)
  • Meister Selbfried (= Andreas Johannes Richter) - pipe, fl, schalmei u.a. (1990 bis 2005)
  • Tritonus der Teufel (= Mike Paulenz) - pipe, schalmei (ca. 1990/92, 1996 bis 2010)
  • Brandan / Der Heilige St. Brandanarius (= Bernd Pötschokat) - pipe, schalmei u.a. (1993 bis 2002)
  • Donar von Avignon (= Dirk Scholz) - perc (1993 bis 2002, ex- Wartburgs für Walter, Die Art, The Calyx Of Rose)
  • Jagbird - perc (1996/97)
  • Haflinger Hatz (= Michael Hohloch) - perc (seit 1997, ex- Mad Affaire, Kampanella is Dead)
  • Strahli der Animator - perc (2000 bis 2002)
  • Harmann der Drescher (= Norbert "Norri" Drescher) - perc, davul (seit 2000, ex- Depressive Age)
  • Patrick der Kalauer (= Patrick Lange) - pauke, davul (2002 bis 2009)
  • Ardor vom Venushügel - pipe, schalmei, trumscheit (2002 bis 2009)
  • Jordon Finus (= Stefan Sacharjew) - pipe, schalmei, zink (2006 bis 2009, wieder seit 2015)
  • Martin Ukrasvan - davul, pauke u.a. (2009/10)
  • Pan Peter (= Piotr Uciechowski) - pipe, schalmei (2009 bis 2016)
  • Vit Polák - pipe, schalmei, zink (seit 2010)
  • Steve the Machine - perc (2011 bis 2016)
  • Michael Frick - bass-citole (Gast seit 2017, ex- The BossHoss, Meteors, Ray & The Rockets)

Musik

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