Neu Rot
Leipziger Band, gegründet 1983 bzw. 1986.
Hervorgegangen aus EgaCell, als deren Gründungstag der 31.12.1983 angegeben ist. Die Umbenennung zu Neu Rot muss etwa Mitte Juni 1986 erfolgt sein. Um die Kreativachse Stein-Eiler entwickelte sich mit Michael Pfaff und Anke Mehlhorn eine feste Besetzung, die 1987 das erste Tape-Album hervorbrachte. Nach dem plötzlichen Tod von Pfaff im gleichen Jahr gab es durch Umbesetzungen am Bass musikalische Wechsel bis mit Karsten Maaß eine neue Konstante entstand und das 1988er "Opus Magnum" Tape "Halt an" eingespielt wurde. Im Herbst 1989 verließ Stein illegal die DDR, gefolgt von Maaß, um sich wiedervereint in Frankfurt/Main wieder als Band zu definieren. Eiler spielte in dieser Zeit mit dem Leipziger Crossover-Projekt The Act (vorher u.a. auch mit Pffft...!, zusammen mit Mehlhorn).
Mit dem Frankfurter Sänger Frieder Hüttig (ex- Bildstörung) und dem in Leipzig verbliebenen Eiler entstand 1990 die Band Hellzapoppin, mit deutlichem musikalischen Richtungswechsel hin zu Funk-Metal-Crossover. Mitte 1992 trennte sich das Trio von Hüttig und nahm wieder unter dem Namen Neu Rot auf.
Der ursprüngliche Sänger Klaus-Peter John begann bereits 1987 unter dem Titel The Oval Language damit, elektronische Sounds für Performances aufzunehmen, die später auch auf Tonträgern veröffentlicht wurden.
Ein paar Erinnerungen zu Neu Rot
Klaus-Peter John: "Das Einstufungskonzert (mit K-PJ als Sänger) fand ohne Publikum, dafür aber vor vielen alten Leuten die an einem Tisch saßen statt. Diesen mußten die Texte vor Beginn des Vorspiels vorgelegt werden. Als zweites Stück wurde gleich "Wozu Grenzen ziehen" gespielt, worauf die Einstufungskomission nichtssagend den Raum verließ und Neu-Rot später lediglich eine "Spielerlaubnis" erhielt."
Jörg Stein: "Der Beitrag über "Neu Rot" im Buch "Wir wollen immer artig sein" ist etwas gekürzt und hat dadurch teilweise den Sinn verloren. Das wurde nicht mit mir abgesprochen. Spielerlaubnis und Einstufung war eigentlich das gleiche, nur war die Spielerlaubnis unbefristet. Eine Einstufung oberhalb der Grundstufe musste glaube ich aller 2 Jahre erneuert werden. Wir hatten die Einstufung ziemlich oft beantragt. Da das Konzert dazu öffentlich sein durfte, war das praktische eine Auftrittserlaubnis. Dass die Kommission fast nie erschien, hat uns irgendwann nicht mehr gestört. Es fehlte meist jemand und wir konnten "leider" wieder nicht beurteilt werden. Gespielt haben wir aber trotzdem. Ich glaube Edgar (IG Rock) und manch anderem war das nur irgendwann zu blöd. Wir erhielten unsere unbefristete Grundstufe, bevor wir überhaupt mit Peter aufgetreten waren. Das war mit der gleichen Besetzung, nur ohne Peter. Die Musik war etwas punkiger, die Texte in Deutsch. Deshalb war es uns dann auch (fast) egal, dass die eingereichten Texte nicht aufgeführt werden durften. Die waren Teilweise von mir, und Gedichte unterschiedlicher Autoren wie z.B. Hesse / Im Nebel, Konform (Autor ist mir entfallen). Das musste Henrik bei der Übergabe der "Pappe" beim Rat der Stadt Leipzig Süd, schriftlich bestätigen. Eine Aufführung hätte den Entzug der Spielerlaubnis nach sich gezogen. Was für eine Ehre!Auch den Namen "Neu Rot" wollte man uns ausreden, da waren wir aber nicht umzustimmen. "Neu Rot" meint die Farbe und das Gegenteil von "Alt", die Idee dazu war von Michael, nur mal so nebenbei. Wir haben die Grundstufe nie erneuert. Da man auch so ganz gut abrechnen durfte, sprich, meistens für jeden 50-90 Mark hängen blieben, erschien uns das nicht so wichtig."
Die Band im Netz: www.neu-rot.de | neu-rot.bandcamp.com
Besetzung
- Jörg Stein - Gitarre, Gesang
- Klaus-Peter John – Gesang (Gründungsphase)
- Michael Pfaff - Bass († 1987) / ersetzt durch Mike Stolle
- Karsten Maaß - Bass (ab 1988)
- Anke Mehlhorn - Violine
- Henrik Eiler - Schlagzeug, Gesang
Musik
EgaCell
- 2019: Was ist der Grund (rec.84), auf: "Heldenstadt Anders. Leipziger Underground 1981 - 1989" (3xLP Compilation, Truemmer Pogo TrP 064 / Elbtal Records)
Neu Rot
- 1986: Live im Holzwurm, Leipzig 13.12.1986 (Tape, Eigenproduktion)
- 1987: Same (Tape, Eigenproduktion)
- 1987: Brot und Spiele (Tape)
- 1988: Halt an (Tape)
- 1989: Wir sind begeistert (Tape)
- 1990: Manifest (dada III), auf: "Berührungsängste sind nicht widernatürlich (Hörgewohnheiten in Leipzig)" (LP Compilation, P.N.G. 06-001)
- 1991: Demo Crazy (als Hellzapoppin) (Tape)
- 1992: Neu Rot (Tape)
- 1994: Arbeit & Lohn (Tape)
- 1995: Arbeit & Lohn, auf: "On Air / Blue Monday" (CD Compilation, Noiseworks / Sound Jack Records SJR 005)
- 1996: Yin & Yang, auf: "100 Jahre Blue Monday" (Tape Compilation, Noiseworks NW 132)
- 2006: Nie wieder jetzt (Download Album)
- 2019: Brot & Spiele (rec.87) / Im Zentrum (rec.86), auf: "Heldenstadt Anders. Leipziger Underground 1981 - 1989" (3xLP Compilation, Truemmer Pogo TrP 064 / Elbtal Records)
- 2022: Tapetopia 004 / Halt an (Tape Re-Issue, tt 004 / aufnahme+wiedergabe a+w 035)
- 2023: Bewegung / Trauerfeier, auf: "Magnetizdat DDR / Magnetbanduntergrund Ost 1979-1990" (3xLP Compilation, Iron Curtain Radio ICR 07)
- 2023: Sometimes, auf: "GDR Undergroundtapes 1980-1990" (Tape Compilation, Tapetopia tt 013 / aufnahme+wiedergabe a+w 025 / Black Cat Tapes BCT#45)