Gaukler Rock Band: Unterschied zwischen den Versionen

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"New Wave"-Band aus Berlin, 1979 bis 1981. Später weitergeführt als '''[http://www.gaukler-buehne.de/ Gaukler Rock Bühne]'''.
"New Wave"-Band aus Berlin, 1979 bis 1981. Später weitergeführt als '''[http://www.gaukler-buehne.de/ Gaukler Rock Bühne]'''.


Ausnahmsweise eine DDR-Band jener Jahre die nicht aus Musikern mit "Vergangenheit" entstand, vielleicht gerade deshalb so "anders". Die Musiker fanden sich als Anfang-20jährige an der Berliner Hochschule für Musik zusammen, mit professionellem Rüstzeug gelang ihnen ein für ostdeutsche Verhältnisse ultraschneller Aufstieg: Zwischen dem Live-Debüt im Februar 1980 und der Auflösung im August 1981 wurden 169 Konzerte in der ganzen DDR gegeben und drei Aufnahmen für eine ''[[Amiga]]''-Compilation gemacht. Der charismatische Sänger Herzberg stieg im Juni 1981 nach inhaltlichen Auseinandersetzungen mit seinen Bandkollegen bereits aus und gründete mit den versierteren Musikern von  '''4PS''' kurz darauf '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Pankow_(deutsche_Band) Pankow]'''. Die letzten Konzerte wurden mit den Frontleuten Bettina Flüss und Wolfgang Franke gegeben, die Herzbergs Ausstrahlung nicht ersetzen konnten.<br>Die '''Gaukler''' arbeiteten als vorgeblich erste DDR-Band mit "New Wave" Elementen, dazu gehörten theatralische Einlagen, besondere Beleuchtung, Kulissen und Requisiten auf der Bühne, Herzberg sang geschminkt und mit wechselnden Kostümen, ein wenig nach dem Vorbild der US-Band '''The Tubes''', live wurden u.a. Songs des britischen Punk-Pubrockers '''Ian Dury''' gespielt. Am wichtigsten für ihren lange nachwirkenden Eindruck waren aber die satirisch überhöhten, trotzdem als gesellschaftskritisch aufgenommenen Texte, zum einen von Herzbergs älterem Bruder Wolfgang (unter dem Pseudonym "Frauke Klauke") und dem später als langjähriger Textlieferant für '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Silly_(Band) Silly]''' bekannt gewordenen [https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Karma Werner Karma]. In einem Text wie ''"Bootsfahrt"'' konnte man das Weltbild des typischen DDR-Spießers ebenso herauslesen wie eine verklausulierte Kritik an der überalterten Staatsführung.<br>Herzberg wechselte zusammen mit seinem Bruder zu '''Pankow''' und führte dort das musikalisch wie ästhetische Konzept der '''Gaukler''' konsequent weiter. Das erste '''Pankow'''-Bühnen-Werk, die "Paule Panke" Revue von 1982, enthielt gleich mehrere Gassenhauer seiner früheren Band. Die sich zuspitzende Diskussion über dessen "Zuviel" an Realismus führte zu Aufführungsverboten und hatte zur Folge, daß erst Ende 1989 das Werk für eine ''[[Amiga]]''-Veröffentlichung "frei" gegeben wurde. Letztlich wurde '''Pankow''' aber äußerlich unbehelligt ihr Status als "kritisch hinterfragende" Rockband zugestanden. Und nach dem in den 1990ern erfolgten Outing des '''Pankow'''-Gitarristen als StaSi-Zuträger musste selbst dieser als eine Form von Opportunismus relativiert werden.<br>Jürgen Kielpinski verfolgte mit einer erneuerten Besetzung ein zunächst ähnliches Konzept als '''Gaukler Rock Bühne''' (ab Oktober 1982), jedoch bereits im darauf folgenden Jahr nur noch als '''Gaukler Bühne''', was einen grundlegend ästhetischen Wandel markierte. Zunächst wurde (mit mäßigem Erfolg) versucht das derbe Satire-Pop-Konzept der österreichischen '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Erste_Allgemeine_Verunsicherung Ersten Allgemeinen Verunsicherung]''' zu kopieren, später ging das Management des lukrativen Tour-Unternehmens mit dem an ein noch jüngeres Publikum gerichteten Programm mit Liedern von Reinhard Lakomys legendärem ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Traumzauberbaum "Traumzauberbaum"]'' auf eine wirtschaftliche Nummer Sicher.<br>Carsten Mohren wechselte zu weiteren DDR-Pop & NDW Formationen wie '''Christin D.''' (1983), '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Wir_(Band) WIR]''' (1984 - 1986) und '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Rockhaus Rockhaus]''' (ab 1986) und hatte 1985 mit dem Duo '''Casi Mosi''', zusammen mit der früheren '''[[Juckreiz]]'''-Sängerin Marion Sprawe, einen kurzen Solo-Erfolg. Jörg Skaba wechselte erst zu einer kurzlebigen Band namens '''Aspirin''' und 1982 zu den deutlich schrägeren '''[[Keks]]'''.
Ausnahmsweise eine DDR-Band jener Jahre die nicht aus Musikern mit "Vergangenheit" entstand, vielleicht gerade deshalb so "anders". Die Musiker fanden sich als Anfang-20jährige an der Berliner Hochschule für Musik zusammen, mit professionellem Rüstzeug gelang ihnen ein für ostdeutsche Verhältnisse ultraschneller Aufstieg: Zwischen dem Live-Debüt im Februar 1980 und der Auflösung im August 1981 wurden 169 Konzerte in der ganzen DDR gegeben und drei Aufnahmen für eine ''[[Amiga]]''-Compilation gemacht. Der charismatische Sänger Herzberg stieg im Juni 1981 nach inhaltlichen Auseinandersetzungen mit seinen Bandkollegen bereits aus und gründete mit den versierteren Musikern von  '''4PS''' kurz darauf '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Pankow_(deutsche_Band) Pankow]'''. Die letzten Konzerte wurden mit den Frontleuten Bettina Flüss und Wolfgang Franke gegeben, die Herzbergs Ausstrahlung nicht ersetzen konnten.<br>Die '''Gaukler''' arbeiteten als vorgeblich erste DDR-Band mit "New Wave" Elementen, dazu gehörten theatralische Einlagen, besondere Beleuchtung, Kulissen und Requisiten auf der Bühne, Herzberg sang geschminkt und mit wechselnden Kostümen, ein wenig nach dem Vorbild der US-Band '''The Tubes''', live wurden u.a. Songs des britischen Punk-Pubrockers '''Ian Dury''' gespielt. Am wichtigsten für ihren lange nachwirkenden Eindruck waren aber die satirisch überhöhten, trotzdem als gesellschaftskritisch aufgenommenen Texte, zum einen von Herzbergs älterem Bruder Wolfgang (unter dem Pseudonym "Frauke Klauke") und dem später als langjähriger Textlieferant für '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Silly_(Band) Silly]''' bekannt gewordenen [https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Karma Werner Karma]. In einem Text wie ''"Bootsfahrt"'' konnte man das Weltbild des typischen DDR-Spießers ebenso herauslesen wie eine verklausulierte Kritik an der überalterten Staatsführung.<br>Herzberg wechselte zusammen mit seinem Bruder zu '''Pankow''' und führte dort das musikalisch wie ästhetische Konzept der '''Gaukler''' konsequent weiter. Das erste '''Pankow'''-Bühnen-Werk, die "Paule Panke" Revue von 1982, enthielt gleich mehrere Gassenhauer seiner früheren Band. Die sich zuspitzende Diskussion über dessen "Zuviel" an Realismus führte zu Aufführungsverboten und hatte zur Folge, daß erst Ende 1989 das Werk für eine ''[[Amiga]]''-Veröffentlichung "frei" gegeben wurde. Letztlich wurde '''Pankow''' aber äußerlich unbehelligt ihr Status als "kritisch hinterfragende" Rockband zugestanden. Und nach dem in den 1990ern erfolgten Outing des '''Pankow'''-Gitarristen als StaSi-Zuträger musste selbst dieser als eine Form von Opportunismus relativiert werden.<br>Jürgen Kielpinski verfolgte mit einer erneuerten Besetzung ein zunächst ähnliches Konzept als '''Gaukler Rock Bühne''' (ab Oktober 1982), jedoch bereits im darauf folgenden Jahr nur noch als '''Gaukler Bühne''', was einen grundlegend ästhetischen Wandel markierte. Zunächst wurde (mit mäßigem Erfolg) versucht das derbe Satire-Pop-Konzept der österreichischen '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Erste_Allgemeine_Verunsicherung Ersten Allgemeinen Verunsicherung]''' zu kopieren, später ging das Management des lukrativen Tour-Unternehmens mit dem an ein noch jüngeres Publikum gerichteten Programm mit Liedern von Reinhard Lakomys legendärem ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Traumzauberbaum "Traumzauberbaum"]'' auf eine wirtschaftliche Nummer Sicher.<br>Carsten Mohren wechselte zu weiteren DDR-Pop & NDW Formationen wie '''[[Christin D.]]''' (1983), '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Wir_(Band) WIR]''' (1984 - 1986) und '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Rockhaus Rockhaus]''' (ab 1986) und hatte 1985 mit dem Duo '''Casi Mosi''', zusammen mit der früheren '''[[Juckreiz]]'''-Sängerin Marion Sprawe, einen kurzen Solo-Erfolg. Jörg Skaba wechselte erst zu einer kurzlebigen Band namens '''Aspirin''' und 1982 zu den deutlich schrägeren '''[[Keks]]'''.


Netz-Info: [http://www.gaukler-rock-band.de/ www.gaukler-rock-band.de] (Fan-HP) | [https://de.wikipedia.org/wiki/Gaukler_Rock_Band Wikipedia]
Netz-Info: [http://www.gaukler-rock-band.de/ www.gaukler-rock-band.de] (Fan-HP) | [https://de.wikipedia.org/wiki/Gaukler_Rock_Band Wikipedia]

Version vom 18. Februar 2021, 09:48 Uhr

"New Wave"-Band aus Berlin, 1979 bis 1981. Später weitergeführt als Gaukler Rock Bühne.

Ausnahmsweise eine DDR-Band jener Jahre die nicht aus Musikern mit "Vergangenheit" entstand, vielleicht gerade deshalb so "anders". Die Musiker fanden sich als Anfang-20jährige an der Berliner Hochschule für Musik zusammen, mit professionellem Rüstzeug gelang ihnen ein für ostdeutsche Verhältnisse ultraschneller Aufstieg: Zwischen dem Live-Debüt im Februar 1980 und der Auflösung im August 1981 wurden 169 Konzerte in der ganzen DDR gegeben und drei Aufnahmen für eine Amiga-Compilation gemacht. Der charismatische Sänger Herzberg stieg im Juni 1981 nach inhaltlichen Auseinandersetzungen mit seinen Bandkollegen bereits aus und gründete mit den versierteren Musikern von 4PS kurz darauf Pankow. Die letzten Konzerte wurden mit den Frontleuten Bettina Flüss und Wolfgang Franke gegeben, die Herzbergs Ausstrahlung nicht ersetzen konnten.
Die Gaukler arbeiteten als vorgeblich erste DDR-Band mit "New Wave" Elementen, dazu gehörten theatralische Einlagen, besondere Beleuchtung, Kulissen und Requisiten auf der Bühne, Herzberg sang geschminkt und mit wechselnden Kostümen, ein wenig nach dem Vorbild der US-Band The Tubes, live wurden u.a. Songs des britischen Punk-Pubrockers Ian Dury gespielt. Am wichtigsten für ihren lange nachwirkenden Eindruck waren aber die satirisch überhöhten, trotzdem als gesellschaftskritisch aufgenommenen Texte, zum einen von Herzbergs älterem Bruder Wolfgang (unter dem Pseudonym "Frauke Klauke") und dem später als langjähriger Textlieferant für Silly bekannt gewordenen Werner Karma. In einem Text wie "Bootsfahrt" konnte man das Weltbild des typischen DDR-Spießers ebenso herauslesen wie eine verklausulierte Kritik an der überalterten Staatsführung.
Herzberg wechselte zusammen mit seinem Bruder zu Pankow und führte dort das musikalisch wie ästhetische Konzept der Gaukler konsequent weiter. Das erste Pankow-Bühnen-Werk, die "Paule Panke" Revue von 1982, enthielt gleich mehrere Gassenhauer seiner früheren Band. Die sich zuspitzende Diskussion über dessen "Zuviel" an Realismus führte zu Aufführungsverboten und hatte zur Folge, daß erst Ende 1989 das Werk für eine Amiga-Veröffentlichung "frei" gegeben wurde. Letztlich wurde Pankow aber äußerlich unbehelligt ihr Status als "kritisch hinterfragende" Rockband zugestanden. Und nach dem in den 1990ern erfolgten Outing des Pankow-Gitarristen als StaSi-Zuträger musste selbst dieser als eine Form von Opportunismus relativiert werden.
Jürgen Kielpinski verfolgte mit einer erneuerten Besetzung ein zunächst ähnliches Konzept als Gaukler Rock Bühne (ab Oktober 1982), jedoch bereits im darauf folgenden Jahr nur noch als Gaukler Bühne, was einen grundlegend ästhetischen Wandel markierte. Zunächst wurde (mit mäßigem Erfolg) versucht das derbe Satire-Pop-Konzept der österreichischen Ersten Allgemeinen Verunsicherung zu kopieren, später ging das Management des lukrativen Tour-Unternehmens mit dem an ein noch jüngeres Publikum gerichteten Programm mit Liedern von Reinhard Lakomys legendärem "Traumzauberbaum" auf eine wirtschaftliche Nummer Sicher.
Carsten Mohren wechselte zu weiteren DDR-Pop & NDW Formationen wie Christin D. (1983), WIR (1984 - 1986) und Rockhaus (ab 1986) und hatte 1985 mit dem Duo Casi Mosi, zusammen mit der früheren Juckreiz-Sängerin Marion Sprawe, einen kurzen Solo-Erfolg. Jörg Skaba wechselte erst zu einer kurzlebigen Band namens Aspirin und 1982 zu den deutlich schrägeren Keks.

Netz-Info: www.gaukler-rock-band.de (Fan-HP) | Wikipedia

Besetzung

Musik

  • 1981: Weg des Gauklers / Ich komm nicht hoch / Bootsfahrt, auf: "Kleeblatt 1/81" (LP Compilation, Amiga 855805)
  • 1981: Bootsfahrt, auf: "Das Album - Rock-Bilanz 1981" (DLP Compilation, Amiga 855889/90)
  • 1981: Ich komm nicht hoch, auf: "Rock'n Deutsch - Folge 2" (LP Compilation, POOL / Teldec, BRD)
  • 1982: Ich komm nicht hoch, auf: "Linie 6 - Neue Tanzmusik" (LP Compilation, Amiga 855964)
  • 1991: Ich komm nicht hoch, auf: "Weltall ● Erde ● Mensch - Deutscher Demokratischer Beat (Rock aus Deutschland Ost Vol.1)" (LP/CD Compilation, Gala Classics 0185 036)

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