Peking Records

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"Erstes" unabhängiges Label in der DDR, 1990 (bis 1991?).

Trotz (oder sogar gerade wegen) der liebenswerten Unprofessionalität seiner Macher, gepaart mit öffentlichkeitswirksamen Größenwahn war und blieb die Geschäftsgründung der Berliner Subkultur-Legende Herbst in Peking das bis heute bekannteste Label der "anderen bands". Sein überschaubarer Katalog repräsentiert mit seiner Mischung aus Kult-Platten und geschäftlich suizidalen No-Names wohl am besten die chaotische Auf- und Umbruchszeit zwischen ungläubig herbeigesehnter Währungsunion und stufenweiser Selbstauflösung der DDR.

Beinahe zeitgleich gegründet mit dem KPM Label der ex-"Staatsrocker" Toni Krahl und Fritz Puppel (City) gewann Peking Records im März 1990 den Wettbewerb um den ersten legal auf dem Gebiet der DDR unabhängig produzierten und erhältlichen Tonträger, die Herbst in Peking Debüt-Single "Bakschischrepublik". Das wirtschaftsrechtliche Vakuum in Ostdeutschland im Frühjahr 1990 zwang Peking Records noch, für die ersten beiden Singles auf Labelcodes von West-Firmen zurückzugreifen. Die dritte Single von Die Art wurde dafür sogar im Presswerk des noch bestehenden VEB Deutsche Schallplatten hergestellt! Peking Records bestand zu diesem Zeitpunkt neben Labelchef Rainer Kwasi ausschließlich aus Musikern von HiP und weiteren Bekannten. Auf Basis derartiger personeller Verflechtungen entstanden alle weiteren Produkte des Labels (einen Vertrag für ihr Debütalbum schloss Herbst in Peking aber über das Osnabrücker Mini-Label Happy Valley Records ausgerechnet mit der Ost-Berliner Independent-Konkurrenz).

Trotz überregionaler Bekanntheit der Singles von HiP und Die Art waren jedoch offensichtlich keine nennenswerten Gewinne zu erwirtschaften, zudem zehrten Flops (die Westberliner No Immediate Threat) und aufwändige Produktion ("Die letzten Tage von Pompeij") das eingenommene Geld rasch wieder auf. Mangels finanzieller Mittel beschränkte es sich schließlich beim relativ erfolgreichen "Systemausfall" Sampler auf A&R Tätigkeit, sozusagen als Schnittstelle zur Szene, die westdeutschen Plattenfirmen auch im Herbst 1990 noch weitgehend unzugänglich war.

Über eine reguläre Veröffentlichung des letzten Tonträgers ist nichts bekannt, möglicherweise wurden nur Rezensionsexemplare produziert.

Diskografie

  • PEP 00190: Herbst in Peking - Bakschischrepublik b/w Immortality (7", 1990, mit Magic Toe Nail Records)
  • LC 8255: No Immediate Threat - Die Rückkehr der gehirngestörten Grobmechaniker E.P.: Faules Fleisch | Todt durch Stahl b/w Scrapyard (7", 1990)
  • PRP 00390: Die Art - (I love you) Marian b/w Das Schiff (7", 1990)
  • PRP 0490: Die letzten Tage von Pompeji (LP Compilation, 1990)

Live im "Eimer" Juni 1990, mit Die Firma, Freygang, Ichfunktion

  • Systemausfall (LP Compilation, 1990, mit DT64 und SPV Records)
  • Frank "Trötsch" Tröger - Le Petit Orkos (CD, 1991, ex- Die Firma)

Quelle: NMI 2/1990 + NMI/Messitsch 2/1991