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Berliner Indie/Pop-Label, aktiv 2004 bis 2006.
Berliner Indie/Pop-Label, aktiv 2004 bis 2006.


Gründer & Inhaber war die Berliner Label-Legende [https://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Ulrich_Walterbach Karl-Ulrich Walterbach], der sich ab 1980 mit ''Aggressive Rockproduktionen'' zunächst um die Sichtbarmachung des frühen Deutschpunks mit den Compilations ''"Soundtracks zum Untergang"'' und wichtigen Bands wie '''Slime''', '''Canalterror''', '''Toxoplasma''' und '''Daily Terror''' verdient gemacht hatte (nicht zuletzt veröffentlichte er als AG 0019 die legendäre ''[[Sampler - eNDe / DDR von unten|"eNDe / DDR von unten"]]'' LP!!). Danach brachte er den US-Hardcore Punk wie '''Black Flag''', '''Minutemen''', '''Misfits''', '''Hüsker Dü''' oder '''Government Issue''' nach Deutschland und wandte sich ab 1984 mit ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Noise_Records Noise Records]'' (später ''Noise International'') mit weltweitem Erfolg dem Speed- und Thrash-Metal zu. Im Jahr 2001 verkaufte er sein komplettes Medien-Unternehmen ''Modern Music Records GmbH'' (gegr.1981) mit allen dazu gehörenden Labels und Labelbeteiligungen an die britische ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Sanctuary_Records Sanctuary]'' Gruppe.<br>Obwohl sich Walterbach ab 2001 auf vollkommen neue Geschäftsfelder orientierte, blieb er der subkulturellen Musik treu und startete ab 2004 erneut mit ''[[Dark Wings]]'' und ''Sing' Deutsch'' gleich zwei thematisch verschiedene, im Vergleich zu seinen Unternehmungen der vorangegangenen zwei Jahrzehnte aber mikroskopisch kleine Label. Ausgangspunkt für das letztere war seine Gründung des [https://www.musicflash.de/ "Musicflash Studio"] 2001 in Berlin-Schöneberg. 2003 nutzte er dessen Name als "Label" für eine dort produzierte Comeback-EP der bekannten Westberliner Skatepunk-Band '''Disaster Area''', ab 2004 versuchte er wieder in größeren Zusammenhängen zu denken und gründete für weitere dort produzierte Acts das Label ''Sing' Deutsch''. Hintergrund war der in den Jahren seit 2000 wieder messbar gewachsene Erfolg für deutschsprachige Popmusik wie ihn vor allem Bands wie '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Juli_(Band) Juli]''' (Gießen), '''[https://de.wikipedia.org/wiki/2raumwohnung 2raumwohnung]''' und '''[[Mia.]]''' (beide Berlin), aber auch '''[[Silbermond]]''' (Bautzen) und andere erzielten. tbc.
Gründer & Inhaber war die Berliner Label-Legende [https://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Ulrich_Walterbach Karl-Ulrich Walterbach], der sich ab 1980 mit ''Aggressive Rockproduktionen'' zunächst um die Sichtbarmachung des frühen Deutschpunks mit den Compilations ''"Soundtracks zum Untergang"'' und wichtigen Bands wie '''Slime''', '''Canalterror''', '''Toxoplasma''' und '''Daily Terror''' verdient gemacht hatte (...und nicht zuletzt veröffentlichte er 1983 als AG 0019 die legendäre ''[[Sampler - eNDe / DDR von unten|"eNDe / DDR von unten"]]'' LP!!). Danach brachte er via ''AGR'' den US-Hardcore Punk von '''Black Flag''', '''Minutemen''', '''Misfits''', '''Hüsker Dü''' oder '''Government Issue''' nach Deutschland und wandte sich ab 1984 mit ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Noise_Records Noise Records]'' (später ''Noise International'') mit großem und weltweitem Erfolg dem Speed- und Thrash-Metal zu. Ab 1989 setzte er mit dem Label ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Machinery Machinery]'' (inklusive deren Subdomain ''Dynamica'' ab 1993) wiederum auf zeitgemäße Trends (Industrial-Metal, Neue Deutsche Härte) und auch an ''[[Fluxus Records]]'' als Ableger für ehemaligen DDR-Untergrund war er zumindest als Mentor und Geldgeber beteiligt. Im Jahr 2001 verkaufte er sein komplettes Medien-Unternehmen ''Modern Music Records GmbH'' (gegr. 1981) mit allen dazu gehörenden Labels und Labelbeteiligungen an die britische ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Sanctuary_Records Sanctuary]'' Gruppe.
 
Obwohl sich Walterbach ab 2001 auf vollkommen neue Geschäftsfelder orientierte, blieb er der subkulturellen Musik treu und startete ab 2004 erneut mit ''[[Dark Wings]]'' und ''Sing' Deutsch'' gleich zwei thematisch verschiedene, im Vergleich zu seinen Unternehmungen der vorangegangenen zwei Jahrzehnte aber mikroskopisch kleine Label. Ausgangspunkt für das letztere war die Gründung des [https://www.musicflash.de/ "Musicflash Studio"] 2001 in Berlin-Schöneberg. 2003 nutzte er dessen Name als "Label" für eine dort produzierte Comeback-EP der bekannten Westberliner Skatepunk-Band '''Disaster Area''', ab 2004 versuchte er wieder in größeren Zusammenhängen zu denken und gründete für weitere in seinem Studio produzierte Acts das Label ''Sing' Deutsch''. <br>Hintergrund war der in den Jahren seit 2000 wieder messbar gewachsene Erfolg deutschsprachiger Popmusik wie ihn vor allem Bands wie '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Juli_(Band) Juli]''' (Gießen), '''[https://de.wikipedia.org/wiki/2raumwohnung 2raumwohnung]''' und '''[[Mia.]]''' (beide Berlin), aber auch '''[[Silbermond]]''' (Bautzen) und andere erzielten. Die Hoffnung auf eine neue "Neue Deutsche Welle" beschäftigte die damals gerade mal wieder in eine Krise geratende Musikindustrie nicht nur inhaltlich, sondern vor allem auch wirtschaftlich, auf kulturpolitischer Ebene begleitet von einer ebenfalls schon mehrfach geforderten "Deutschquote" für einheimische Medien (lies dazu [https://www.goethe.de/ins/ca/de/kul/loe/mag/20867119.html? hier] und [https://www.welt.de/kultur/article8055718/Musik-im-Radio-Die-unendliche-Debatte-um-die-Deutschquote.html hier]). Von anderer Seite wurden diese Bestrebungen allerdings als bedenklich "nationalistische" Tendenz kritisiert, 2003/04 standen ausgerechnet '''[[Mia.]]''' im Fokus dieser Debatte. In dieser Atmosphäre war der imperative Appell des Unternehmens vermutlich ausgesprochen kontraproduktiv, u.a. die Band '''[[Sand.IG]]''' berichtete über entsprechende Reaktionen: ''"Der Name des Labels sorgt immer wieder für Probleme, manch einer stellt die Band deswegen sogar in die rechte Ecke."''. Dass das Label nach kurzer Zeit wieder aufgegeben wurde, lag aber eher am mangelnden Potential der vertretenen Künstler. '''[[Sensor]]''' schafften es wenigstens auf den 2. Platz des [[f6 Music Award|"f6 Music Award"]] 2004, ansonsten handelte es sich höchstwahrscheinlich um einen wirtschaftlichen Totalflop, interessanter Weise mit nahezu ausschließlich ostdeutschen Künstlern. Auch die lückenhafte Diskographie und der erneute Rückgriff auf die Punkband '''Disaster Area''' sprechen für diese Deutung.
 
Ab 2008 kehrte Walterbach mit dem Label ''Sonic Attack Records'' erfolgreich zu seinen Wurzeln zurück.
 
Netzinfo: [https://www.musikwoche.de/recorded-publishing/spv-schliesst-labeldeal-mit-sing-deutsch-b5a4c3db54744fc07b0ab5a09280ccbc Vertriebsdeal mit SPV]


== Diskographie ==
== Diskographie ==
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* SD 005-2: ''[[Sampler - sing' deutsch!|"sing' deutsch!"]]'' (CD Compilation, 2004)
* SD 005-2: ''[[Sampler - sing' deutsch!|"sing' deutsch!"]]'' (CD Compilation, 2004)
* SD 006-2: '''[[Sand.IG]]''' - Waren des täglichen Bedarfs (CD, 2005)
* SD 006-2: '''[[Sand.IG]]''' - Waren des täglichen Bedarfs (CD, 2005)
* SD 007-?: ''unveröffentlicht?''
* SD 008-?: ''unveröffentlicht?''
* SD 009-3: '''[[Sand.IG]]''' - Komm wach mit mir auf (4-Track MCD, 2005)
* SD 009-3: '''[[Sand.IG]]''' - Komm wach mit mir auf (4-Track MCD, 2005)
* SD 010-2: '''Disaster Area''' - Forever (CD, 2005)
* SD 010-2: '''Disaster Area''' - Forever (CD, 2005)

Aktuelle Version vom 16. Dezember 2025, 19:32 Uhr

Berliner Indie/Pop-Label, aktiv 2004 bis 2006.

Gründer & Inhaber war die Berliner Label-Legende Karl-Ulrich Walterbach, der sich ab 1980 mit Aggressive Rockproduktionen zunächst um die Sichtbarmachung des frühen Deutschpunks mit den Compilations "Soundtracks zum Untergang" und wichtigen Bands wie Slime, Canalterror, Toxoplasma und Daily Terror verdient gemacht hatte (...und nicht zuletzt veröffentlichte er 1983 als AG 0019 die legendäre "eNDe / DDR von unten" LP!!). Danach brachte er via AGR den US-Hardcore Punk von Black Flag, Minutemen, Misfits, Hüsker Dü oder Government Issue nach Deutschland und wandte sich ab 1984 mit Noise Records (später Noise International) mit großem und weltweitem Erfolg dem Speed- und Thrash-Metal zu. Ab 1989 setzte er mit dem Label Machinery (inklusive deren Subdomain Dynamica ab 1993) wiederum auf zeitgemäße Trends (Industrial-Metal, Neue Deutsche Härte) und auch an Fluxus Records als Ableger für ehemaligen DDR-Untergrund war er zumindest als Mentor und Geldgeber beteiligt. Im Jahr 2001 verkaufte er sein komplettes Medien-Unternehmen Modern Music Records GmbH (gegr. 1981) mit allen dazu gehörenden Labels und Labelbeteiligungen an die britische Sanctuary Gruppe.

Obwohl sich Walterbach ab 2001 auf vollkommen neue Geschäftsfelder orientierte, blieb er der subkulturellen Musik treu und startete ab 2004 erneut mit Dark Wings und Sing' Deutsch gleich zwei thematisch verschiedene, im Vergleich zu seinen Unternehmungen der vorangegangenen zwei Jahrzehnte aber mikroskopisch kleine Label. Ausgangspunkt für das letztere war die Gründung des "Musicflash Studio" 2001 in Berlin-Schöneberg. 2003 nutzte er dessen Name als "Label" für eine dort produzierte Comeback-EP der bekannten Westberliner Skatepunk-Band Disaster Area, ab 2004 versuchte er wieder in größeren Zusammenhängen zu denken und gründete für weitere in seinem Studio produzierte Acts das Label Sing' Deutsch.
Hintergrund war der in den Jahren seit 2000 wieder messbar gewachsene Erfolg deutschsprachiger Popmusik wie ihn vor allem Bands wie Juli (Gießen), 2raumwohnung und Mia. (beide Berlin), aber auch Silbermond (Bautzen) und andere erzielten. Die Hoffnung auf eine neue "Neue Deutsche Welle" beschäftigte die damals gerade mal wieder in eine Krise geratende Musikindustrie nicht nur inhaltlich, sondern vor allem auch wirtschaftlich, auf kulturpolitischer Ebene begleitet von einer ebenfalls schon mehrfach geforderten "Deutschquote" für einheimische Medien (lies dazu hier und hier). Von anderer Seite wurden diese Bestrebungen allerdings als bedenklich "nationalistische" Tendenz kritisiert, 2003/04 standen ausgerechnet Mia. im Fokus dieser Debatte. In dieser Atmosphäre war der imperative Appell des Unternehmens vermutlich ausgesprochen kontraproduktiv, u.a. die Band Sand.IG berichtete über entsprechende Reaktionen: "Der Name des Labels sorgt immer wieder für Probleme, manch einer stellt die Band deswegen sogar in die rechte Ecke.". Dass das Label nach kurzer Zeit wieder aufgegeben wurde, lag aber eher am mangelnden Potential der vertretenen Künstler. Sensor schafften es wenigstens auf den 2. Platz des "f6 Music Award" 2004, ansonsten handelte es sich höchstwahrscheinlich um einen wirtschaftlichen Totalflop, interessanter Weise mit nahezu ausschließlich ostdeutschen Künstlern. Auch die lückenhafte Diskographie und der erneute Rückgriff auf die Punkband Disaster Area sprechen für diese Deutung.

Ab 2008 kehrte Walterbach mit dem Label Sonic Attack Records erfolgreich zu seinen Wurzeln zurück.

Netzinfo: Vertriebsdeal mit SPV

Diskographie

Musicflash

  • MF 001-3: Disaster Area (Berlin) - Punk Rock Radio (5-Track MCD, 2003)

Sing' Deutsch

  • SD 001-2: Sensor - s/t (CD, 2004)
  • SD 001-3: Sensor - Träumer (5-Track MCD, 2004)
  • SD 001-4: Sensor - Träumer (2-Track MCD, 2004)
  • SD 002-2: Eiszeitklub - Mach dich auf den Weg (CD, 2004)
  • SD 002-3: Eiszeitklub - Ich komm mit (4-Track MCD, 2004)
  • SD 002-4: Eiszeitklub - Ich komm mit (2-Track MCD, 2004)
  • SD 003-2: Zue - Wombat (CD, 2004)
  • SD 003-3: Zue - Autobahn II (4-Track MCD, 2004)
  • SD 003-4: Zue - Perfekter Tag (2-Track MCD, 2004)
  • SD 004-4: Subriss - Glückxkind (2-Track MCD, 2004)
  • SD 004-4: Subriss & Jenna - Traumpaar (2-Track MCD, 2004)
  • SD 005-2: "sing' deutsch!" (CD Compilation, 2004)
  • SD 006-2: Sand.IG - Waren des täglichen Bedarfs (CD, 2005)
  • SD 007-?: unveröffentlicht?
  • SD 008-?: unveröffentlicht?
  • SD 009-3: Sand.IG - Komm wach mit mir auf (4-Track MCD, 2005)
  • SD 010-2: Disaster Area - Forever (CD, 2005)
  • SD 011-3: Eiszeitklub - Wann wenn nicht jetzt (MCD, 2005)
  • SD 012-3: Eiszeitklub - Falken und Tauben (MCD, 2006)