Fluxus Records

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Independent Label aus Berlin, 1990 bis ca. 1995.

Der holländische Musiker, ex-Sänger der 80er-Synthi-Pop-Formation Fou Gorki und Produzent Jorgen "Jor" Mulder (a.k.a. Jor Jenka) hatte bereits 1989 das legendäre EBM/Crossover Label Machinery gegründet und mit Oomph und And One 1990 zwei der wichtigsten deutschen Bands dieser Stilistik entdeckt und erfolgreich gesignt. Im Frühjahr 1990 bereiste er mit Neugier und Geschäftssinn die damals noch bestehende DDR und suchte auch hier systematisch nach talentierten Newcomern, hauptsächlich unter den so genannten "anderen bands". Am meisten beeindruckten ihn die sperrigen Cottbusser Sandow, die gerade im Februar 1990 ihr Debütalbum "Stationen einer Sucht" beim ehemals staatlichen Amiga-Label veröffentlicht hatten. Das als volkseigener Betrieb in Auflösung befindliche Unternehmen war jedoch mit dem Marketing von diesem und anderen Tonträgern, die musikalisch endlich auf der "Höhe der Zeit" angekommen waren, hoffnungslos überfordert. Die Schallplattengeschäfte im Osten lehnten deren Produkte kategorisch ab oder verramschten ihre Amiga-Zwangs-Bestände inklusive aller Neuproduktionen. Mulder ersuchte und bekam darum rasch einen Lizenzvertrag für die LP der Band, die ihrerseits aber bereits an völlig neuem Material arbeiteten. Da dieses nicht ganz ins Konzept von Machinery passte, gründete Mulder kurzerhand im Juli 1990 ein neues eigenes Label: Fluxus Records.
Als erste Veröffentlichung gab es jedoch überraschend ein ganz frisch mitgeschnittenes Live-Album der wiedervereinigten Kultband Renft. Die Leipziger waren in der ersten Hälfte der 1970er die populärste Rockgruppe der DDR und lösten sich nach einem totalen Auftrittsverbot 1975 auf. Danach folgte bereits das zweite Sandow-Album, gefolgt von einer leicht veränderten Neuausgabe ihres Debütalbums (der Song "Crazy" wurde durch das von Amiga zensierte "Herbstfinale" ersetzt). Alle weiteren Veröffentlichungen von Fluxus stammten (mit einer Ausnahme) auch von Sandow, Singleauskopplungen oder andere Formate gab es nicht. Mulder, der neben Fluxus weiterhin für Machinery und dessen "Schwesterlabel" Dynamica tätig war, produzierte in den 90ern auch so unterschiedliche Bands wie die Leipziger Crossover-Band Think About Mutation und die Berliner Anarcho-Punx Zusamm-Rottung (hatten 1990 mit Mario Loke denselben Manager wie Sandow, ihr für Fluxus geplantes Debütalbum erschien 1991 aber beim Punk-Kultlabel Aggressive Rockproduktionen). Die von Mulder 1990 angeblich gleichfalls für Fluxus gesignte AG Geige veröffentlichte 1991 beim Berliner Zensor Label. Dafür gab es mit dem Debütalbum von Fluchtweg noch einen singulären Abstecher zum traditionellen Deutschpunk.

Quelle: NMI 7 + 10/1990

Diskographie

  • FL 0001: Renft - Live 1990 (LP 1990, live Bischofswerda 10.5.1990)
  • FL 0002: Sandow - Der 13. Ton (LP/CD 1990)
  • FL 0003: Sandow - Stationen einer Sucht - Neuausgabe (LP/CD 1990)
  • FL 0004: Sandow - Känguru (LP/CD 1991)
  • FL 0005: Sandow - Fatalia (LP/CD 1992)
  • FL 0006: Fluchtweg - s/t (LP/CD 1992)
  • FL 0007: Sandow - Schluß mit dem Gottesgericht (CD 1994)
  • FL 0008: Sandow - Anschlag (CD 1995)