Aljoscha Rompe: Unterschied zwischen den Versionen
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Musiker & Freigeist aus Berlin, geboren am 20.10.1947 als Arthur Alexander Jessen. | Musiker & Freigeist aus Berlin, geboren am 20.10.1947 als Arthur Alexander Jessen. | ||
Sein Stiefvater [https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Rompe Robert Rompe] war als hochrangiger Wissenschafts-Funktionär und angesehener Professor für Physik Mitglied im Zentralkomitee der SED. Auch Aljoscha war vor seiner Musikkarriere als Physiker tätig, verbüsste aber schon 1978 eine dreimonatige Haftstrafe wegen der Mitarbeit an einer oppositionellen Publikation, die im Rahmen eines "Operativen Vorganges" (OV "Kalender") von der DDR-Staatssicherheit aufgedeckt wurde. Bereits seit 1972, beginnend während seines Wehrdienstes bei der NVA, wurde Aljoscha mit Hilfe zahlreicher IM (= Informeller Mitarbeiter) des MfS ausspioniert (Operative Personenkontrolle OPK "Rompe"). Nach seiner Haft wurde versucht, auch ihn selbst als IM anzuwerben, was aber misslang. Gesprächstreffen mit Mitarbeitern des MfS wurden von ihm dekonspiriert, nachdem er erfahren hatte dass das Ermittlungsverfahren gegen ihn eingestellt worden war. 1987 eröffnete die Stasi eine weitere OPK "Schweizer" gegen ihn, außerdem wurde erfolglos versucht, seinen Gitarristen [[Paul Landers]] als Spitzel anzuwerben (vgl. "Mix mir einen Drink", S.620ff.).<br>Aljoscha Rompe wohnte von 1979 bis 1990 in der Fehrbelliner Straße 7 im Ost-Berliner Bezirk Prenzlauer Berg. 1980 beantragte und erhielt er einen Schweizer Pass, da sein leiblicher Vater Schweizer und auch seine Mutter durch Heirat Schweizer Staatsbürgerin geworden war. Mit 14 hatte er zwar den Personalausweis der DDR bekommen und wurde als sogenannter Doppelstaatler bei den Behörden geführt, wurde aber nie offiziell DDR-Staatsbürger. Die Reisefreiheit nutzte Rompe später immer wieder, um Instrumente und Ausrüstung aus West-Berlin in die DDR einzuführen. 1982 begann er sogar ein Studium der Theaterwissenschaft an der Freien Universität in Westberlin. 1983 gründete er zusammen mit Paul Landers und Alexander Kriening, sowie [[Flake Lorenz]] '''[[Feeling B]]''', eine der bekanntesten Underground Bands der DDR. Seine Dachwohnung war Proberaum von '''Feeling B''' und Anlaufpunkt für alternative Jugendliche aller Art. Von 1990 bis 1999 lebte er in einer Art Kommune in der Schönhauser Allee 5 bis er als letzter Bewohner nach vielen Schikanen das Haus verließ. In den frühen 1990er Jahren reiste er viel und lange, u.a. nach Goa in Indien, wodurch sich sein musikalischer und spiritueller Horizont verschob und erweiterte. Das führte allmählich zur Entfremdung von seinen '''Feeling B''' Mitmusikern Paul & Flake, die sich 1994 nacheinander '''[[Rammstein]]''' anschlossen. Aljoscha reaktivierte daraufhin seine schon seit 1988 betriebene Session-Formation '''[[Santa Clan]]''', die 1997 sogar noch zu '''Feeling B-Neu''' umbenannt wurde. 1999 fand deren letztes Konzert statt.<br>Aljoscha Rompe starb mit 53 Jahren am 23. November 2000 in seinem Wohnmobil in Berlin an einem Asthmaanfall. | Sein Stiefvater [https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Rompe Robert Rompe] war als hochrangiger Wissenschafts-Funktionär und angesehener Professor für Physik Mitglied im Zentralkomitee der SED. Auch Aljoscha war vor seiner Musikkarriere als Physiker tätig, verbüsste aber schon 1978 eine dreimonatige Haftstrafe wegen der Mitarbeit an einer oppositionellen Publikation, die im Rahmen eines "Operativen Vorganges" (OV "Kalender") von der DDR-Staatssicherheit aufgedeckt wurde. Bereits seit 1972, beginnend während seines Wehrdienstes bei der NVA, wurde Aljoscha mit Hilfe zahlreicher IM (= Informeller Mitarbeiter) des MfS ausspioniert (Operative Personenkontrolle OPK "Rompe"). Nach seiner Haft wurde versucht, auch ihn selbst als IM anzuwerben, was aber misslang. Gesprächstreffen mit Mitarbeitern des MfS wurden von ihm dekonspiriert, nachdem er erfahren hatte dass das Ermittlungsverfahren gegen ihn eingestellt worden war. 1987 eröffnete die Stasi eine weitere OPK "Schweizer" gegen ihn, außerdem wurde erfolglos versucht, seinen Gitarristen [[Paul Landers]] als Spitzel anzuwerben (vgl. "Mix mir einen Drink", S.620ff.).<br>Aljoscha Rompe wohnte von 1979 bis 1990 in der Fehrbelliner Straße 7 im Ost-Berliner Bezirk Prenzlauer Berg, in den frühen 80ern auf seine Einladung hin Anlaufstelle und Probemöglichkeit für die Bands '''[[Skunks]]''' und '''[[Planlos]]''', später auch für '''[[die anderen]]'''. 1980 beantragte und erhielt er einen Schweizer Pass, da sein leiblicher Vater Schweizer und auch seine Mutter durch Heirat Schweizer Staatsbürgerin geworden war. Mit 14 hatte er zwar den Personalausweis der DDR bekommen und wurde als sogenannter Doppelstaatler bei den Behörden geführt, wurde aber nie offiziell DDR-Staatsbürger. Die Reisefreiheit nutzte Rompe später immer wieder, um Instrumente und Ausrüstung aus West-Berlin in die DDR einzuführen. 1982 begann er sogar ein Studium der Theaterwissenschaft an der Freien Universität in Westberlin. 1983 gründete er zusammen mit Paul Landers und Alexander Kriening, sowie [[Flake Lorenz]] '''[[Feeling B]]''', eine der bekanntesten Underground Bands der DDR. Seine Dachwohnung war Proberaum von '''Feeling B''' und Anlaufpunkt für alternative Jugendliche aller Art. Von 1990 bis 1999 lebte er in einer Art Kommune in der Schönhauser Allee 5 bis er als letzter Bewohner nach vielen Schikanen das Haus verließ. In den frühen 1990er Jahren reiste er viel und lange, u.a. nach Goa in Indien, wodurch sich sein musikalischer und spiritueller Horizont verschob und erweiterte. Das führte allmählich zur Entfremdung von seinen '''Feeling B''' Mitmusikern Paul & Flake, die sich 1994 nacheinander '''[[Rammstein]]''' anschlossen. Aljoscha reaktivierte daraufhin seine schon seit 1988 betriebene Session-Formation '''[[Santa Clan]]''', die 1997 sogar noch zu '''Feeling B-Neu''' umbenannt wurde. 1999 fand deren letztes Konzert statt.<br>Aljoscha Rompe starb mit 53 Jahren am 23. November 2000 in seinem Wohnmobil in Berlin an einem Asthmaanfall. | ||
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Version vom 6. Januar 2022, 22:23 Uhr
Musiker & Freigeist aus Berlin, geboren am 20.10.1947 als Arthur Alexander Jessen.
Sein Stiefvater Robert Rompe war als hochrangiger Wissenschafts-Funktionär und angesehener Professor für Physik Mitglied im Zentralkomitee der SED. Auch Aljoscha war vor seiner Musikkarriere als Physiker tätig, verbüsste aber schon 1978 eine dreimonatige Haftstrafe wegen der Mitarbeit an einer oppositionellen Publikation, die im Rahmen eines "Operativen Vorganges" (OV "Kalender") von der DDR-Staatssicherheit aufgedeckt wurde. Bereits seit 1972, beginnend während seines Wehrdienstes bei der NVA, wurde Aljoscha mit Hilfe zahlreicher IM (= Informeller Mitarbeiter) des MfS ausspioniert (Operative Personenkontrolle OPK "Rompe"). Nach seiner Haft wurde versucht, auch ihn selbst als IM anzuwerben, was aber misslang. Gesprächstreffen mit Mitarbeitern des MfS wurden von ihm dekonspiriert, nachdem er erfahren hatte dass das Ermittlungsverfahren gegen ihn eingestellt worden war. 1987 eröffnete die Stasi eine weitere OPK "Schweizer" gegen ihn, außerdem wurde erfolglos versucht, seinen Gitarristen Paul Landers als Spitzel anzuwerben (vgl. "Mix mir einen Drink", S.620ff.).
Aljoscha Rompe wohnte von 1979 bis 1990 in der Fehrbelliner Straße 7 im Ost-Berliner Bezirk Prenzlauer Berg, in den frühen 80ern auf seine Einladung hin Anlaufstelle und Probemöglichkeit für die Bands Skunks und Planlos, später auch für die anderen. 1980 beantragte und erhielt er einen Schweizer Pass, da sein leiblicher Vater Schweizer und auch seine Mutter durch Heirat Schweizer Staatsbürgerin geworden war. Mit 14 hatte er zwar den Personalausweis der DDR bekommen und wurde als sogenannter Doppelstaatler bei den Behörden geführt, wurde aber nie offiziell DDR-Staatsbürger. Die Reisefreiheit nutzte Rompe später immer wieder, um Instrumente und Ausrüstung aus West-Berlin in die DDR einzuführen. 1982 begann er sogar ein Studium der Theaterwissenschaft an der Freien Universität in Westberlin. 1983 gründete er zusammen mit Paul Landers und Alexander Kriening, sowie Flake Lorenz Feeling B, eine der bekanntesten Underground Bands der DDR. Seine Dachwohnung war Proberaum von Feeling B und Anlaufpunkt für alternative Jugendliche aller Art. Von 1990 bis 1999 lebte er in einer Art Kommune in der Schönhauser Allee 5 bis er als letzter Bewohner nach vielen Schikanen das Haus verließ. In den frühen 1990er Jahren reiste er viel und lange, u.a. nach Goa in Indien, wodurch sich sein musikalischer und spiritueller Horizont verschob und erweiterte. Das führte allmählich zur Entfremdung von seinen Feeling B Mitmusikern Paul & Flake, die sich 1994 nacheinander Rammstein anschlossen. Aljoscha reaktivierte daraufhin seine schon seit 1988 betriebene Session-Formation Santa Clan, die 1997 sogar noch zu Feeling B-Neu umbenannt wurde. 1999 fand deren letztes Konzert statt.
Aljoscha Rompe starb mit 53 Jahren am 23. November 2000 in seinem Wohnmobil in Berlin an einem Asthmaanfall.
Netzinfo: Wikipedia
Literatur
- "Feeling B: Mix mir einen Drink - Punk im Osten" von Ronald Galenza & Heinz Havemeister (Schwarzkopf & Schwarzkopf 2002)