Herbst in Peking: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 12. Mai 2024, 16:19 Uhr
Berliner Band, gegründet 1987 in Neubrandenburg als Amnestie für Mecklenburg.
Herbst in Peking formierte sich als Band um den Sänger Rex Joswig (a.k.a. Gülzow) schließlich in Berlin (Ost). Neben ihm spielten der Gitarrist Alexander Istschenko, der Bassist Mircea Dan Ionascu (Torsten Müller-Fornah), der Schlagzeuger Benno Verch und Dr. Totenhöfer (Torsten Ratheischak) am Keyboard. Der Name bezieht sich auf einen Buchtitel von Boris Vian. Aufgrund möglicher Urheberrechtsprobleme wurde im offiziellen Schriftverkehr die Abkürzung „h.i.p.“ benutzt. Das Bühnenprogramm bot eine groteske Persiflage auf den Personenkult russischer, chinesischer und rumänischer Prägung. Nach öffentlicher Einlegung einer Schweigeminute für die Opfer des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking (Juli 1989) wurde der Band bei einem Benefizkonzert für UNICEF in Kleinmachnow die Auftrittserlaubnis entzogen. Der in den folgenden "illegalen" Monaten aufgenommene Song „Bakschischrepublik“ wurde zu einer Hymne der DDR-Wendezeit und erschien auf zahlreichen Samplern. Auf Single erschien er als allererster offiziell in der DDR vertriebener Independent-Tonträger im Frühjahr 1990 auf dem bandeigenen Plattenlabel Peking Records, kurz darauf das Debütalbum bei der Label-Konkurrenz (!) KPM. Bandinterne Querelen und Vertriebsprobleme führen im November 1990 zur öffentlich erklärten Auflösung der Band (später als "Ruhephase" definiert) und zum Ende von Peking Records.
Ab Ende 1991 standen Herbst in Peking sporadisch wieder auf der Bühne, meist in kleinen Clubs in Berlin. Die Musiker spielten zwischenzeitlich bzw. parallel auch in anderen Bands, z.B. Freygang (Verch + Müller-Fornah) und Big Savod & the Deep Manko (Istschenko + Ratheischak). Bandgründer und Sänger Rex Joswig moderierte von 1992 bis 1998 bei DT64 (später „MDR Sputnik“) die außergewöhnliche Sendung "Grenzpunkt Null", die ebenfalls Kultstatus erlangte.
Von 1993 bis 1995 stieß Szene-Legende Trötsch als Keyboarder zu HiP, 1993 erschien außerdem das lang angekündigte zweite Album als Mini-LP auf dem neuen bandeigenen Label Stay Hip Records (hier veröffentlichten auch Iron Henning). In den folgenden Jahren blieben sowohl die Studioarbeit wie auch Liveauftritte sehr sporadisch, neben zahlreichen Remix- und Dub-Arbeiten mit älterem und neuerem HiP-Material und für befreundete Bands entstanden auch Tonträger von Seitenprojekten wie Badphish (Joswig solo mit Dub- und Electronicarbeiten featuring "Kiro de Niro") und Project Skull (Hans Narva mit Tom Gruschwitz & Mattef Kuhlmey), das ursprünglich nur für eine Neu-Vertonung des Fritz Lang Stummfilms "Der müde Tod" konzipiert war. Gruschwitz und Kuhlmey führten das Konzept ab 1998 mit dem Projekt ALP weiter.
Auch "reguläre" Herbst in Peking Alben entstanden noch einmal 1996 und 1999, danach wurde es bis auf die "German Fool" EP still um die Band, ein offizielles "Ende" wurde aber erst 2006 verkündet. In diesen Zeitraum fielen weitere Solo-Arbeiten von Rex Joswig, 2003 unter dem Pseudonym Babylon 23, sehr selten auch mal unter seinem bürgerlichen Namen.
Rex Joswig's "neues" Band-Projekt ab 2007 hieß zunächst The Hidden Sea, das 2009 nach einigen Live-Auftritten wiederum als Herbst in Peking auch eine neue (unveröffentlichte?) MCD aufnahm. Unmittelbar danach zerfiel diese Besetzung wieder, im November 2009 stand Joswig nach vielen Jahren wieder vereint mit Alexander Istschenko als H.i.P. in Leipzig auf der Bühne. 2011 erschien das neue Album "Lighthouse madness" schließlich doch unter dem Namen The Hidden Sea. Im selben Jahr wurde Peking Records wieder zum Leben erweckt, eine Compilation zum 25jährigen Herbst in Peking Jubiläum war eins der ersten hier vorgestellten Produkte. Weitere Tonträger erschienen dann wieder bei Moloko Plus, ebenso wie Joswig's aktuellere Solo-Projekte !The Same, eine Kollaboration mit dem Elektroniker Helmar Kreysig vom Duo Kleinste Zelle, sowie das Apregarde Dub Orchestra (zusammen mit Bernd Jestram, Pegman Füchsel & wiederum Helmar Kreysig). Konzerte zum 22er HiP Album wurden in der Besetzung Joswig / Füchsel (= "King Snow") / Kreysig (= "Helmar von Brünn") gegeben.
Benno Verch spielte während der HiP "Kunstpause" bereits parallel bei Britannia Theatre und Parkinson, Scheuermann & Korsakow, seit 1998 fest bei Infamis und als Live-Musiker bei Kleinste Zelle. Istschenko betreibt seit 2012 zusammen mit Dieter Zobel (ex- Das Freie Orchester) das Projekt Dubspace. Schon ein Jahr länger existiert mit Me To My Wall ein Solo-Bandprojekt der weiteren HiP Gitarristen Pegman & Beckmann. Zu den vielfältigen Bandprojekten von Hans Narva siehe hier.
Besetzung
- Rex Joswig - voc
- Alexander Istschenko (= Alexander Wolter) - g
- "Mircea Dan lonascu" a.k.a. "Hans Tomato" a.k.a. "Hans Narva" (= Torsten Müller-Fornah) - bg (1988 bis 1995, ab 2007 The Hidden Sea + Re-Union)
- "Dr. Totenhöfer" (= Torsten Ratheischak) - key
- Bernd "Benno" Verch - dr
- Torsten "Pegman" Füchsel - g (ab 2007 The Hidden Sea + Re-Union, ex- Rosengarten / B.Crown / Kampanella is Dead)
- (Torsten) Beckmann - g (ab 2007 The Hidden Sea + Re-Union)
- Johnny Vintage - dr (ab 2007 The Hidden Sea)
- Titus Jany - dr (2009 Re-Union, ex- The Inchtabokatables)
- Helmar Kreysig - sampling (Kleinste Zelle)
Musik
- 1988: Herbst in Peking (Tape ???)
- 1989: Exit (Tape, Peking Tapes)
- 1989: Bagdadbahn, auf: "Stop The Army / Swiss Benefice Sampler Vol. 2" (CD Compilation, Schweiz)
- 1990: Bakschischrepublik (7", Peking Records)
- 1990: To Be H.I.P. (LP/CD, KPM / Happy Valley Records)
- 1990: To Be H.I.P. Live In Berlin 90 (Tape)
- 1990: Bakschischrepublik, auf: "Systemausfall" (LP Compilation, Peking Records / SPV)
- 1990: Working Class Hero, auf: "Celebrating the eggman" (LP/CD Compilation, Zong 27/2170 015)
- 1992: Terrible Herbst, auf: "Hallo 13" (CD Compilation, Vielklang)
- 1992: Bakschischrepublik, auf: "Aufbruch Umbruch Abbruch" (CD Compilation, DSB 3088-1)
- 199?: Bakschischrepublik, auf: "Kunst & Beton - Musik aus Berlin" (Tape Compilation, Heimat Kassetten HK 22)
- 1993: Terrible Herbst (Mini-LP/CD, Stay Hip Records Hirnbox 01)
- 1995: Rest In Russian (feat. Duo Elektrokohle, 10"LP, Wild Honey Recordings WILD 002)
- 1996: Feuer, Wasser und Posaunen (CD, Moloko Plus PLUS 006)
- 1996: Das Jahr Schnee (MCD, Plattenmeister)
- 1997: Jesus im Schnee (Sputnik-Mix), auf: "Sozialamt bezahlt doch" (CD Compilation, Plattenmeister)
- 1997: Jesus im Schnee, auf: "Meistersinger Konzerte & Promotion" (Promo CD Compilation, Meistersinger Konzerte & Promotion)
- 1998: Jesus im Schnee (Sputnik-Mix), auf: "Zensur?!" (4xLP Compilation, Plattenmeister / Indigo)
- 1998: Merry X-Mas (feat. Project Skull, MCD, Plattenmeister)
- 1998: La Dolce Vita (Remix 12"EP, H.I.P. Dubplate 01 / Moloko Plus Vertrieb)
- 1998: Amnestie für Mecklenburg 1 (MCD als Buchbeilage, Moloko Plus PLUS 016)
- 1999: Jesus im Schnee (Kein-Wunder-Mix / Don Shtone), auf: "Plattenbau" (CD Compilation, Plattenmeister)
- 1999: Les Fleurs Du Mal (CD, Moloko Plus PLUS 028)
- 1999: Movie stops tomorrow (Fat remastered FX of Cher Mix), auf: "Eclipse" (CD Compilation, Moloko Plus PLUS 037)
- 1999: Bakschischrepublik, auf: "Auferstanden aus Ruinen - Der Soundtrack zur Wiedervereinigung" (CD Compilation, Nasty Vinyl NV 97 CD)
- 2001: La Dolce Vita, auf: "Mint Grün Platten Sampler 2" (Tape Compilation, Mint Grün Platten)
- 2004: German Fool (MCD, Moloko Plus PLUS 066)
- 2006: Wirbelsäulenkrebs (rec.1987), auf: "Spannung. Leistung. Widerstand. Magnetbanduntergrund DDR 1979-1990" (Buch+CD Compilation, ZickZack ZZ 2015)
- 2009: The Silencer (MCD, unveröffentlicht???)
- 2011: The Hidden Sea - Lighthouse Madness (CD, Moloko Plus PLUS 072)
- 2012: German Fool (MCD-R Bonus Edition, Peking Records)
- 2012: Shame - the second coming (MCD-R Bonus Edition, Peking Records)
- 2012: Ex Oriente Lux / 1987 bis 2012 (CD Compilation, Peking Records / Moloko Plus Vertrieb)
- 2014: The Tyger & the Fly (10"EP/MCD, Peking Records / Moloko Plus PLUS 077)
- 2016: Parade, auf: "Ende vom Lied: East German Underground Sound 1979 - 1990" (CD Compilation, play loud! productions pl-67)
- 2016: Splitter der Schöpfung (CD, Moloko Plus PLUS 083)
- 2016: Sehn=Sucht / Immer wenn es regnet / Dunkler Shanty / Douce vie (Mimetic Mix) / Es gibt keine Freiheit, auf: "ATOM+ / A Taste of Moloko Plus 1996 - 2016" (2xCD Compilation, Moloko Plus PLUS 088)
- 2016: The Hidden Sea - The silencer / Drowning fool, auf: "ATOM+ / A Taste of Moloko Plus 1996 - 2016" (2xCD Compilation, Moloko Plus PLUS 088)
- 2017: Maritime noir (CD, Moloko Plus PLUS 098)
- 2019: Muspilli Rökrökr Mashup Part 1, auf: "Muspilli Rökrökr Mashup" (2xLP/CD, Moloko Plus PLUS 104)
- 2020: Kismet radio (CD, Moloko Plus PLUS 112)
- 2021: Panik (CD-EP, Moloko Plus PLUS 124)
- 2021: Burroughs called the law, auf: "Being on the Beat" (CD Compilation, Moloko Plus PLUS 100)
- 2022: Der letzte Schrei (CD, Moloko Plus PLUS 130)
- 2023: To be H.i.P. (CD Re-Issue + Bonus-Tracks), in: "Original Amiga Classics / Die Anderen Bands II" (5xCD Box, Sechzehnzehn Musikproduktion / BuschFunk BF 08322)
- 2023: Nachtflug (2xLP/CD, Moloko Plus PLUS 149)
Badphish
- 1996: The Making ov Rakija (CD, Moloko Plus PLUS 001)
- 1996: Badphish / Herbst in Peking - Crazy Dance Attack Songs (Split Tape, Moloko Plus Vertrieb)
- 1997: (Don't eat) The bad fish, auf: "Meistersinger Konzerte & Promotion" (Promo CD Compilation, Meistersinger Konzerte & Promotion)
- 1998: Fucked up in G., auf: "Zensur?!" (4xLP Compilation, Plattenmeister / Indigo)
- 1999: Nommo's landing, auf: "Eclipse" (CD Compilation, Moloko Plus PLUS 037)
- 2016: Pee. Bee. Woman, auf: "ATOM+ / A Taste of Moloko Plus 1996 - 2016" (2xCD Compilation, Moloko Plus PLUS 088)
Project Skull
- 1997: Fatique (CD, Moloko Plus PLUS 002)
- 1997: Time bells, auf: "Meistersinger Konzerte & Promotion" (Promo CD Compilation, Meistersinger Konzerte & Promotion)
- 1998: Good for nothing (10"EP, Moloko Plus PLUS 014)
- 1999: Pathology cut, auf: "Eclipse" (CD Compilation, Moloko Plus PLUS 037)
- 2001: Timebells, auf: "Mint Grün Platten Sampler 2" (Tape Compilation, Mint Grün Platten)
- 2016: Time bells / Pathology cut, auf: "ATOM+ / A Taste of Moloko Plus 1996 - 2016" (2xCD Compilation, Moloko Plus PLUS 088)
Babylon 23
- 2003: Bibel in Dub (CD, Echo Beach EB023)
Rex Joswig (solo)
- 2004: Muspilli Extended, auf: "Muspilli Spezial - 9 Versionen des Weltuntergangs" (CD Compilation, Auriga Records)
!The Same
- 2016: Und so weiter (CD, Moloko Plus PLUS 081)
- 2016: My true I / Am Abhang, auf: "ATOM+ / A Taste of Moloko Plus 1996 - 2016" (2xCD Compilation, Moloko Plus PLUS 088)
- 2017: Electric lullabies (CD, Moloko Plus PLUS 091)
- 2017: My True I / My True I (Version) (Digital, Bandcamp)
- 2019: Im Tee ums Karree */ Mernacht, Späukentiet */ Fussnoten Dub / Die Werwölfe von Weissensee* (* feat. Bert Papenfuß), auf: "Muspilli Rökrökr Mashup" (2xLP/CD, Moloko Plus PLUS 104)
- 2021: My funny valentine (mit Bob Rutman) / Tote sterben früher (mit Kai Pohl) / Shelter from the storm (mit Gregory Corso) / Cut up the Western hemisphere (mit Jürgen Ploog), auf: "Being on the Beat" (CD Compilation, Moloko Plus PLUS 100)
Apregarde Dub Orchestra (Rex Joswig & Bernd Jestram)
- 2021: Western hemisphere / Bills Blues, auf: "Being on the Beat" (CD Compilation, Moloko Plus PLUS 100)
- 2021: Gotland wenig ändernd (CD, Moloko Plus PLUS 132)