Der Rest
Punk & Wave-Band aus Weimar, 1984 bis 1987.
Die Band existierte seit Frühjahr 1984, bestand aus personellen Resten der Weimarer Spaßpunkkapellen Madmans und Ernst F.All und kalkulierte durch ihren Namen den Weggang einiger Mitglieder gleich mit ein. Vorbilder wie The Cure und Joy Division standen musikalisch Pate. Die ausschließlich deutschen Texte schrieb Gitarrist Helfried Menchén. Sie erzählten von privaten DDR-Alltag, mitunter verbunden mit metaphorisch-mystischen Weltuntergangsstimmungen. Die Band wollte sich nicht in die üblichen Schubladen der zeitaktueller Popkultur, sei es Punk oder New Wave, stecken lassen und bezeichnete ihre Musik als No Wave.
Nach diversen Auftritten zu Studenten Partys und in Kirchenräumen sprengte Der Rest gemeinsam mit O.T.Z.E. den Faschings-Elferrat der "Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar" wegen fehlender Spielgenehmigung. Von vornherein bemühte man sich erst gar nicht um eine solche zwecks Bandkarriere. Stattdessen spielte die Gruppe auf Initiative des 1985 in den Westen ausgereisten Mitglieds Jürgen Onißeit die Aufnahmen zu ihrer LP "panem et circensis" ein. Im Eigenvertrieb und in 500er Auflage wurde die Platte 1986 von Berlin/West aus verbreitet und kam über verschlungene Wege auch in die DDR. Es sollte die erste im Westen veröffentlichte LP einer DDR-Punkband werden. Zugleich dokumentiert sie deren Höhepunkt mit dem modifizierten Namen KG Rest, unter dem das Album veröffentlicht wurde. Der letzte überregionale Auftritt am 24. Oktober 1986 in der Kirche in Berlin/Friedrichsfelde zu einer Lesung und Ausstellung war ein kurzer: Nach dreißig Minuten brach der Pfarrer das Konzert wegen rechtsgerichteter Publikumsrandale ab. Die ebenfalls eingeplanten Rosengarten aus Salzwedel konnten ihren Auftritt nicht durchführen und mussten zusammen mit den Besuchern aus der Kirche flüchten.
Mitte 1987 löste sich die Gruppe nach mehreren Besetzungswechseln endgültig auf. Vollmann gründete schon 1986 Das Problem (später mit weiteren ex- Der Rest), Volk 1987 Sometimes It Snows In April (mit Doebler). Menchén spielte 1988 als Gast bei Timur und sein Trupp, mit Musikern dieser Band gründeten Hruschka, Vollmann und Sittig 1989 The Naked Lunch.
Jürgen Onißeit wurde nach 1990 als Informeller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (IM "Onne") enttarnt.
Quelle: Claus Bach, CD Booklet "Wir sind der entfesselte Durchschnitt"
Besetzung
- Holger Doebler - voc (ex- Madmans)
- Helfried Menchén (vorher H.Oertel) - g, voc (ex- Ernst F.All)
- Frank Hruschka - g (ex- Madmans, 1987)
- Jürgen Onißeit - bg (ex- Ernst F.All, bis 1985, Ausreise) / Maik Vollmann - bg (ex- Madmans, 1986) / Jörg Sittig - bg (ab 1986)
- Olaf Volk - dr (ex- Ernst F.All)
- Uta Haubold - sax (1987)
Musik
- 1986: KG Rest - panem et circensis (LP/Tape, Rest Records)
- 1988: Lakaien in kognito, auf: Lethargic Dash (Tape, Trash Tape Rekords TTR 11)
- 1991: Falsch, auf: "DDR Störfaktor" (Tape Compilation, Aggressive Punk Tapes FUCK 01)
- 199?: Geld und Ruin, auf: "Meine Heimat der Osten Vol.1" (Tape Compilation, Heimat Kassetten HK 01)
- 1997: Panem et circensis, auf: "Da hauts dich um! Nr.9" (Tape Compilation, M-Tapes M 009)
- 1998: Samstagnacht / Diese Stadt, auf: "Wir sind der entfesselte Durchschnitt" (CD Compilation, Haus für Soziokultur e.V.)
- 2000: Diese Stadt, auf: "Durchgeknallte Ostler" (Tape Compilation, Wahnfried Records)