MCB
Heavy Metal-Band aus Magdeburg (seit 1987 Dresden), 1983 bis 1991, Re-Union 2000.
Das Trio mit den Initialen ihrer Gründer Mike, Charlie und Bernd, die vorher bereits in diversen recht bekannten DDR-Combos wie Reform und Magdeburg tätig waren, entstand nachdem sie Rock der (damals) härtesten Gangart als "Marktnische" im Profi-Sektor des Ostrock für sich entdeckt hatten. Durch gute Kontakte zum staatlich kontrollierten Konzert-Veranstaltungsdienst bekam das Trio genug Auftritte um sich eine rasch steigende Bekanntheit zu sichern. Erklärtes musikalisches Vorbild war bereits in dieser Frühphase die britische Kultband Motörhead.
Ideen des Staats-Labels Amiga, auch Heavy Metal aus der DDR auf's Vinyl zu bringen, ermöglichten MCB 1985 mehrere professionelle Aufnahmen, so den Mitschnitt eines Konzertes in Schönebeck für das Rundfunkprogramm von DT64 und die spektakuläre Nutzung eines leeren Schwimmbad-Beckens in Radebeul als temporäres "Aufnahmestudio". Trotzdem wurde die Realisierung von Amiga's Masterplan noch bis 1986 verschoben, als mit "Live im Stahlwerk" der Berliner HM-Band Formel 1 das erste Album des Genres in der DDR erschien. Dieses war sogar kurzzeitig mal als Split-VÖ mit MCB gedacht, was jedoch durch den Ausstieg der Gründungsmitglieder Ludwig (gründete 1985 die eigene Band Charlie's Crew) und Schilanski (wechselte 1986 zur Spät-NDW-Combo Scheselong) verhindert wurde. Mike Demnitz als aufrechter HM-Fackelträger gewann zuerst ex-Keks Gitarrist Sebastian Baur und nach seinem Umzug nach Freital bei Dresden den vergleichsweise blutjungen Amateur-Drummer Jörg Borchert für die zweite, insgesamt sicher die legendärste Auflage seines Trios. In dieser Besetzung und mit Baur als Co-Autor entstanden die Aufnahmen für die erste Heavy Metal Ausgabe der Amiga Sampler-Reihe "Kleeblatt", die sie sich mit den Haarspray-Metallern Plattform (Cottbus) und Cobra (Berlin) teilen mussten. Wegen diesen VÖ-Umständen war für Baur im Mai 1989 die Luft raus, mit seinem Nachfolger Jens Berg konnte MCB noch den Compilation-Beitrag "Rage out" platzieren, dann kam die Wende und Demnitz' Mannen gingen ihrer Wege die u.a. Jörg Borchert zu M.A.D. (1990) Overlord (ab 1993) und Clanraven (2000) führten.
Frisches Blut gewann der zum zweiten Mal völlig allein stehende Mike Demnitz durch die "feindliche Übernahme" von drei Fünfteln der Radeberger Metal-Combo Danger, diese letzte Besetzung hielt bis 1991 durch, spielte ein vielbeachtetes Demo-Tape ein, das zu einem leider letztlich ergebnislosen Plattenvertrag mit K&P Music führte, danach verschwand MCB von der Bildfläche.
2000 kam es zu einer Re-Union der Kult-Besetzung Demnitz / Borchert / Baur auf den Wellen der Beliebtheit von Letztgenanntens aktueller Band Knorkator. Fast zwei Jahre wurde gar mit zwei Schlagzeugern viel live gespielt, dann ließ das öffentliche Interesse stark nach. Das 2002 entstandene Demo bzw. Download-Album "Gelbkreuz" enthielt orientalische und Industrial-Einflüsse, dazu erinnerte Mike's Stimme mehr als vorher an den gereiften "Lemmy" Kilminster. Nach den musikalischen Mitstreitern sprangen auch die Fans ab, trotzdem galten/gelten MCB nicht als aufgelöst. Mike Demnitz firmiert mit seinen jeweils aktuellen musikalischen Ambitionen unter bassbomber.de, der seit 1986 im Prinzip nicht mehr ganz aktuelle Bandname wird (übrigens nur) hier in Motor City Barbarians umgedeutet. Seit 2002 gehört neben dem zurückgekehrten Maik Zühlke der Schlagzeuger Basti Pfund zum Trio, das in großen Abständen musikalische Lebenszeichen von sich gibt (siehe Review 2016).
Bandinfo: Facebook | www.deutsche-mugge.de (umfangreiche Bandstory) | www.ostmetal.de | www.metal-archives.com | Live Review 2016
Besetzung
- Hans-Jürgen "Charlie" Ludwig - g, voc (bis 1985, ex- Magdeburg)
- Mike Demnitz - bg, voc (ex- Reform)
- Bernd Schilanski - dr (bis 1986, ex- Reform, Magdeburg)
- Sebastian Baur - g, voc (1986 bis 1989, 2000 bis 2002, ex- Monokel, Keks)
- Jens Berg - voc, g (1989/90, ex- Doctor Rock)
- Erik Sommer - g (1990/91, ex- Danger)
- Maik Zühlke - g (1990/91, wieder seit 2002, ex- Danger)
- Jörg Borchert - dr (1987 bis 1989, 2000/01)
- Andreas Glück - dr (1990/91, ex- Danger)
- Angela Ullrich - dr (2000 bis 2002, ex- Na Und)
- Basti Pfund - dr (seit 2002)
Musik
- 1985: Live-Mitschnitt des Rundfunks
- 1988: Heavy Mörtel Mischmaschine / Eisenmann / Lied des Galgenbruders an Sophie das Henkersmädel / Kommando 308, auf: "Kleeblatt Nr.22 - Hard & heavy" (LP Compilation, Amiga 856329)
- 1989: Rage out, auf: "Das Album - Rockbilanz 89" (DLP Compilation, Amiga 856474/75)
- 1991: Bloody kisses (Tape)
- 1991: The old wolf, auf: "Peace-Eater Vol.I" (CD Compilation, Rave Music RM 0012)
- 1996: Hexenjagd, auf: "Geil auf Heavy Metal" (CD Compilation, Edition BARBArossa EdBa01306-2)
- 1997: Lied des Galgenbruders an Sophie das Henkersmädel, auf: "Die DT64-Story Vol.2: Hard & Heavy" (CD Compilation, Amiga / BMG)
- 2002: Gelbkreuz (Download only? album)
- 200?: Eisenmann / Heavy Mörtel Mischmaschine, auf: "Heavy Metal GDR" (CD Compilation, Bootleg)
- 20??: Heavy Mörtel Mischmaschine / Lied des Galgenbruders an Sophie das Henkersmädel / Eisenmann / Kommando 308, auf: "Let's trash / DDR Metal Compilation 1984 - 1989 Teil 1" (Tape Compilation, Eisenmann Tonträger)
- ????: Red Light (5-Track-Promo-CD)
- 2009: Heavy Mörtel Mischmaschine / Kommando 308 / Eisenmann / Rage out, auf: "East Metal Hits" (CD Compilation, Amiga / Sony, auch in der Box "Amiga Heavy Metal - Musik aus dem Stahlwerk" erhältlich)
- 2019: Heavy Mörtel Mischmaschine (2xCD Compilation, German Democratic Recordings GDR 023)
- 2019: Heavy Mörtel Mischmaschine (1986), auf: "Made in GDR" (Tape Compilation, German Democratic Recordings GDR 024)
- 2021: Der alte Wolf, auf: "15 Jahre German Democratic Recordings" (CD Compilation, German Democratic Recordings GDR 029)
- 2022: Rage out, auf: "Songs aus der DT64-Sendung Tendenz Hard bis Heavy" (CD Compilation, Sechzehnzehn Musikproduktion / BuschFunk BF 08272)