NaTo

Aus Parocktikum Wiki

Unabhängig betriebene Kultureinrichtung in der Leipziger Südvorstadt.

Korrekte Schreibweise naTo. Der umgangssprachlich verkürzte und seit 1990 auch offiziell verwendete Name ist abgeleitet von der ursprünglichen Bezeichnung "Nationale Front". 1949 wurde das erste so genannte Gebäude als hölzernes Provisorium auf einer Kriegsbrache an der Ecke Karl-Liebknecht- / Körnerstraße errichtet. Es diente als politischer Versammlungsort für die in der sogenannten "Nationalen Front" der DDR zusammengeschlossenen Parteien und Massenorganisationen. Während des Aufstandes vom 17. Juni 1953 wurde der Pavillon durch Brandstiftung zerstört, danach entstand der bis heute bestehende Saalbau aus Stein. Mit nur geringem Bezug zu seinem offiziellen Namen wurde es in den folgenden Jahrzehnten von der Bezirkspolizei und verschiedenen Behörden für Bürger-Service wie die Ausgabe von Personalausweisen oder Kohlebezugskarten, sowie als Büro eines Abschnittsbevollmächtigten, aber auch von der Staatssicherheit genutzt. Ab 1982 wurde der meist leerstehende Saal unter dem Namen "Klub an der Ecke" als zusätzlicher, größerer und zentralerer Veranstaltungsort für das Jugendklubhaus (JKH) "Arthur Hoffmann" (heute: "Haus Steinstrasse") durch dessen erfinderischen Mitarbeiter Götz Lehmann erschlossen. In durchaus brisantem Nebeneinander mit den vorgenannten Nutzern wurden hier avantgardistische Lesungen, Musik-, Theater- und Performance-Projekte durchgeführt. Unter dem stilistisch weit ausgelegten Deckmantel des Free Jazz konnten Konzerte von Bands wie KIXX, Fabrik oder Musikbrigade, aber auch explizit punkig-waviges wie HerT.Z., Feeling B, AG. Geige, Confused Trial oder Neu Rot (die hier zeitweise sogar ihren Proberaum hatten) lanciert werden. Der bereits in dieser Zeit szeneintern verwendete Begriff "NATO" war ebenso provokant wie der offizielle Name, der inzwischen eher mit faschistischen Bewegungen in Großbritannien und Frankreich assoziiert wurde.
Als mehrfacher Austragungsort von Hardcore-Konzerten unter dem Namen "reAktion", organisiert von Aktivisten aus dem Mockauer Keller, rückte das Haus 1990 nahtlos in die subkulturelle Szene der "Nachwende". Mit Hilfe des neugegründeten "Kultur und Kommunikationszentrum naTo e.V." gelangte es in freie Trägerschaft, die fortan mit permanenter Gastronomie und einem Programm-Mix aus Arthaus-Kino, Theater und alternativer Musik (neben Indie-Rock & Pop u.a. als regelmäßiger Spielort der "Leipziger Jazztage") eine international bekannte Kultur-Institution betreibt. Eine inzwischen musikhistorisch bedeutende Fußnote ist der erste offizielle Auftritt von Rammstein in der "naTo" als Vorband der Golden Acker Rhythm Kings am 24. März (meistens unkorrekt: 14. Mai) 1994.

Quellen: "Der Hausmeister zwischen den Szenen" von Alexander ZONIC Pehlemann (2019), in: Beiheft zu "Heldenstadt Anders. Leipziger Underground 1981 - 1989" (Truemmer Pogo / Elbtal Records) / "30 Jahre naTo" (Passage Verlag Leipzig 2012)

Netzinfo: www.nato-leipzig.de | Wikipedia