Patchwork

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Patchwork sind eine christliche Rockband aus Brandenburg an der Havel, deren Ursprünge bis in die 1960er Jahre zurückführen.

Geschichte

In den frühen 1960er Jahre sucht der Brandenburger Pfarrer Domrös in den christlichen Gemeinden in der Stadt und im Umland nach jungen Menschen, die christliche Jugendarbeit mit Musik begleiten wollen. Nicht eines jeden Musik ist in der DDR-Kulturlandschaft erwünscht, Gitarrenmusik in Zeiten der Beatles erst recht nicht. Oft sind es kirchliche Gemeinden, die Musikern und ihrem Publikum Plattform und Zuflucht gleichermaßen bieten. Wie andere Bands muss auch die Jugendgruppe aufgrund des Mangels beim Bau und der Beschaffung ihres Equipments kreativ sein. Vieles wird selbst angefertigt oder auf dubiosen Wegen aus dem Westen bezogen. Mit einem Musical-Projekt wird die "Ökumenische Kreiskirchenband Brandenburg" über die Grenzen des Bezirkes Potsdam hinaus bekannt und gibt bald Konzerte auf dem gesamten Gebiet der DDR.

Die heutigen Patchworker stoßen als Jugendliche in den 80er Jahren zu diesem Projekt. Erwachsen werdend gliedern sie sich aus der Jugendband aus und geben ihrer eigenen Band den bis heute währenden Namen. Patchwork erhält als christliche Formation keine Spielgenehmigung. Ihre offizielle Einstufung und damit Berechtigung zum bezahlten „Muggen“ bekommt die Band erst im September 89, kurz vor dem Mauerfall. Es folgen gemeinsame Konzerte mit Keimzeit, mit denen sie nach der Wende unbewusst bei einem Casting landen. Das befremdet die Band: „Wir wollen keine Platte machen, die Leute sollen sich eine Platte machen…“ lässt Christoph Kießig die Juroren lakonisch wissen. Patchwork entscheiden sich gegen die Profikarriere - und spielen dennoch bald vor Zuschauerzahlen, von denen manch Profi träumt. Weltjugend- und Kirchentage führen sie nach Paris, Rom und Berlin. Damit schaffen sie sich eine immer größer werdende, treue Fanbasis.

Platten nehmen Patchwork trotzdem auf. Das erste Album mit eigenen Songs erscheint 1996 in einer Verpackung im Stil anglo-amerikanischer Flicktextilien-Kunst - ein wahres Patchwork eben - angefertigt von den Frauen der Bandmitglieder, die Stoffreste zu CD-Covern zusammennähen. 3000 Unikate entstehen und werden verkauft. Dem Album folgen weitere. Die Band wird regelmäßig gebucht, auch zu einem Konzert mit den Wise Guys und einer Tour nach Mittelamerika. Als einen der größten Augenblicke beschreiben Patchwork ihren Auftritt zum Papst-Besuch im Berliner Olympiastadion im Jahr 2011. Die Kameras sind nach dem offiziellen Auftritt des Heiligen Vaters schon ausgeschaltet, als sich die Musiker zu einer spontanen Interpretation von „All The Saints Marching In“ hinreißen lassen, in die zehntausende Menschen einstimmen.

Jüngster Höhepunkt ist das zum Jubiläum erscheinende Album „So oder so“, auf dem sich die Band musikalisch vielseitig und weltoffen zeigt. Sie verbindet Pop und Rock mit lateinamerikanischen und jazzigen Klängen. Mittelalterliche Anleihen, bayerische Blasmusik und Jodelweisen werden genauso eingesetzt, wie Hip Hop-Elementen und A-capella-Gesang. „Wir versuchen in jedem Song etwas neues, für uns so noch nicht dagewesenes, einzubringen“, so Andreas Schalinski. In melancholischen bis hin zu ironischen Lyriken finden sich neben gesellschaftlichen auch zutiefst persönliche Inhalte, wie in der auf ebenso gefühlvoll wie eindringlichen Art erzählten Lebensgeschichte „Großmutter“, die Hoffnung, Vertreibung, Vergewaltigung und Warten auf den Kriegsheimkehrer thematisiert. Wo andere hysterisch werden, bleiben Patchwork gelassen und halten in „Love me gender“ abseits kategorischer Einordungen ein Plädoyer fürs Vertrauen in das eigene Gefühl und die Liebe. „Mein Tod“ zeigt eine lebenslange, gefestigte Beziehung zu Gott sowie Aussöhnung und Akzeptanz des eigenen Ablebens. Der Song „Woanders“ ist eine Liebeserklärung an die Heimat in brandenburgischer Mundart.


Besetzung

  • Clemens Kießig
  • Raymund Menzel
  • Christoph Kießig
  • Andreas Schalinski

Musik

  • 1996: Mixtour (CD, Eigenvertrieb)
  • 19??: Drunter & Drüber (CD, Eigenvertrieb)
  • 2003: Zu Be Hör (CD, Eigenvertrieb)
  • 2007: Ganz nah (CD, Eigenvertrieb)
  • 2012: 25 Jahre Patchwork (CD, Eigenvertrieb)
  • 2017: So oder so (CD, Eigenvertrieb)

Link

Webseite der Band