Feeling B: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Parocktikum Wiki
K
Zeile 1: Zeile 1:
Berliner Punkband, 1983 bis 1993.
Berliner Punkband, 1983 bis 1993.


Die Band wurde Anfang 1983 von Rompe, Kriening und Landers als '''Feeling Berlin''' gegründet, aber schon kurz danach abgekürzt. Im April desselben Jahres kam "Flake" Lorenz dazu. Die Musik war eine punkige Variante der Neuen Deutschen Welle. Durch Aljoschas gute Kontakte zu anderen Bands konnten sie in deren Spielpause spielen. Entwickelten sich immer weiter und erlangten Kultstatus in der Szene. Waren 1987 Mitwirkende des Films ''flüstern&SCHREIEN''. Veröffentlichten im Januar 1990 die erste offizielle Punk LP der DDR auf dem staatseigenen Label [[Amiga|AMIGA]]. Experimentierten nach der Wende noch ein wenig herum (z.B. mit Mittelaltermusikern) und landeten 1991 mit ''"Ich such die DDR"'' (einer Uminterpretation von ''"Yvetta"'', einem erfolgreichen 70er Jahre DDR Schlager des tschechischen Sängers Jiri Korn) noch einen Hit. Lösten sich schließlich 1993 auf. <br>Paul, Flake und Schneider gründeten mit alten Bekannten '''[[Rammstein]]'''. Aljoscha reiste durch die Welt und spielte noch ein wenig mit '''[[Santa Clan]]'''. Er belebte Ende der Neunziger unter dem Namen '''Feeling B-Neu''' seine alte Band wieder. Jedoch nicht mit Landers + Lorenz, sondern mit Daniele und Sascha. Dieses Projekt blieb allerdings erfolglos. Er starb am 23. November 2000 in Berlin.
Die Band wurde Anfang 1983 von Rompe, Kriening und Landers als '''Feeling Berlin''' gegründet, aber schon kurz danach abgekürzt. Im April desselben Jahres kam "Flake" Lorenz dazu. Die Musik folgte keinen konkreten Vorstellungen sondern orientierte sich am (ursprünglichen) musikalischen Potential ihrer Macher, heraus kam dabei eine punkige Variante der Neuen Deutschen Welle. "Aljoscha" Rompe, der so etwas wie eine Vaterfigur für seine erst 19 bzw. 17 Jahre alten Musiker Paul und Flake darstellte, war der Gestus des kreativen DIY-Chaos wichtiger als die Zugehörigkeit zu irgendeiner Szene. Durch seine guten Kontakte zu anderen Bands konnten '''Feeling B''' in deren Spielpause spielen, später entwickelten sie selbst eine ungeheure Zugkraft, so z.B. bei den legendären Tramper Open Airs in Steinbrücken. Bereits seit Ende 1983 war die Band im Besitz einer sogenannten "Einstufung", die zumindest prinzipiell Konzerte ohne Repressalien und in der ganzen DDR ermöglichte. Ihren Auftritten auf der Insel Hiddensee, der inoffiziellen Sommer-Residenz der DDR-Aussteiger-Szene, setzte der Schriftsteller Lutz Seiler in seinem Roman ''"Kruso"'' (2014) ein literarisches Denkmal. '''Feeling B''' "on the road" wurden von den Machern der berühmten Film-Reportage ''flüstern&SCHREIEN'' 1987 zum roten Handlungsfaden gemacht, dadurch stieg ihr Kult-Status weiter an. Ab 1988 pflegten die Musiker verschiedene Nebenprojekte, Aljoscha mit Auftritten als '''[[Santa Clan]]''' in spontanen krachigen Berliner-Allstar-Besetzungen, Flake & Paul mit der gemeinsamen schrägen '''[[Magdalene Keibel Combo]]'''. Hier wurden Ideen umgesetzt, die nicht ins '''Feeling B''' Profil passten.<br>Die ersten Aufnahmen für den Sampler ''[[Sampler - Kleeblatt Nr.23 / die anderen bands|"Kleeblatt Nr.23 / die anderen bands"]]'' des staatseigenen ''Amiga''-Labels gestaltete Aljoscha als Happening in Guerilla-Taktik, bei dem es ihm sogar gelang, zwei Musiker mit offiziellem Auftrittsverbot (Trötsch und Greiner-Pol) auf's Vinyl zu bringen. Schließlich veröffentlichten sie hier im Januar 1990 ihr eigenes Debüt-Album als erste offizielle Punk-LP der (fast verblichenen) DDR überhaupt, Aljoscha erwirkte durch sein kreativ-spontanes Networking, auch unter den Bedingungen der Marktwirtschaft, sogar eine zeitnahe Veröffentlichung bei einer französischen Plattenfirma. Danach gründete er mit ''Pirate Music Production'' bzw. ''P-Musik'' ein eigenes Label. Hier landeten sie 1991 mit ''"Ich such die DDR"'' (einer Uminterpretation von ''"Yvetta"'', einem erfolgreichen 70er Jahre DDR Schlager des tschechischen Sängers Jiri Korn) sogar noch einen Hit. Danach begann eine Phase musikalischen Herum-experimentierens, zum Beispiel mit Mittelaltermusik (''"Die Maske des Roten Todes"''), bevor ein schleichendes Zerwürfnis zwischen den mittlerweile musikalisch erwachsen gewordenen Flake & Paul einerseits und dem "ewigen Tramp" Aljoscha andererseits begann ... (tbc)
 
<br>Paul, Flake und Schneider gründeten mit alten Bekannten '''[[Rammstein]]'''. Aljoscha reiste durch die Welt und spielte noch ein wenig mit '''[[Santa Clan]]'''. Er belebte Ende der Neunziger unter dem Namen '''Feeling B-Neu''' seine alte Band wieder. Jedoch nicht mit Landers + Lorenz, sondern mit Daniele und Sascha. Dieses Projekt blieb allerdings erfolglos. Er starb am 23. November 2000 in Berlin.


== Besetzung(en) ==
== Besetzung(en) ==
* [[Aljoscha Rompe]] - Gesang († 23.11.00)
* [[Aljoscha Rompe]] - voc
* [[Flake Lorenz]] - Keyboard, Gesang
* [[Flake Lorenz]] - keyb, voc
* [[Paul Landers]] - Gitarre, Gesang
* [[Paul Landers]] - g, voc
* Alexander Kriening - Schlagzeug (1983 bis 1988?)
* Alexander Kriening - dr (1983 bis 1988) / Winnfried Knoll - dr (1988/89) / [[Christoph Schneider]] - dr (ab 1990)
* Winnfried Knoll - Schlagzeug (1988 bis 1989?)
* [[Christoph Schneider]] - Schlagzeug (ab 1990)
* Christoph Zimmermann - Bass (ex- [[Hard Pop]], [[Cry]], [[Fat Sheik]], † 09.11.99)
'''Gastmusiker (Auswahl)'''
'''Gastmusiker (Auswahl)'''
* [[Trötsch|Frank Tröger]] - Keyboard (1988)
* Christoph Zimmermann - bg (ex- [[Hard Pop]], [[Cry]], [[Fat Sheik]])
* [[Trötsch|Frank Tröger]] - keyb (1988, [[Die Firma]])
* André Greiner-Pol - v (1988, [[Freygang]])
* André Greiner-Pol - v (1988, [[Freygang]])
* Mutz Rebbelmund - back-voc (1988, [[Defloration]])
* Mutz Rebbelmund - back-voc (1988, [[Defloration]])
Zeile 18: Zeile 18:
* Frank Keding - flh (1988, [[Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot]])
* Frank Keding - flh (1988, [[Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot]])
* Jens Börner - th (1988, [[Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot]])
* Jens Börner - th (1988, [[Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot]])
* [[Steve Binetti]] - Gitarre (1993)
* [[Steve Binetti]] - g (1993)


== Musik ==
== Musik ==
Zeile 38: Zeile 38:
* 1990: Revolution No.89, auf: ''[[Sampler - Celebrating the eggman / A tribute to John Lennon|"Celebrating the eggman"]]'' (LP/CD Compilation, [[Z / Zong Records|Zong]] 27/2170 015)
* 1990: Revolution No.89, auf: ''[[Sampler - Celebrating the eggman / A tribute to John Lennon|"Celebrating the eggman"]]'' (LP/CD Compilation, [[Z / Zong Records|Zong]] 27/2170 015)
* 1990: Mix mir einen Drink, auf: ''[[Sampler - Grenzfälle|"Grenzfälle"]]'' (LP/CD Compilation, [[Z / Zong Records|Zong]] 27/2170 025)
* 1990: Mix mir einen Drink, auf: ''[[Sampler - Grenzfälle|"Grenzfälle"]]'' (LP/CD Compilation, [[Z / Zong Records|Zong]] 27/2170 025)
* 1991: [[Feeling B - Wir Kriegen Euch Alle|Wir kriegen euch alle]] (LP/CD, P-Musik LP/CD 0002 / SPV)
* 1991: [[Feeling B - Wir Kriegen Euch Alle|Wir kriegen euch alle]] (LP/CD, [[P-Musik]] LP/CD 0002 / SPV)
* 1991(?): Live (Tape, [[Heimat Kassetten]] HK 18)
* 1991(?): Live (Tape, [[Heimat Kassetten]] HK 18)
* 1992: [[Feeling B - Hea Hoa|Hea hoa hoa hea hea hoa]] (CD Re-Issue, P-Musik CD 0001 / SPV)
* 1992: [[Feeling B - Hea Hoa|Hea hoa hoa hea hea hoa]] (CD Re-Issue, [[P-Musik]] CD 0001 / SPV)
* 1992: Ich such die DDR, auf: ''[[Sampler - Hallo 13|"Hallo 13"]]'' (CD Compilation, Vielklang)
* 1992: Ich such die DDR, auf: ''[[Sampler - Hallo 13|"Hallo 13"]]'' (CD Compilation, Vielklang)
* 1992: Mix mir einen Drink, auf: ''[[Sampler - Aufbruch Umbruch Abbruch|"Aufbruch Umbruch Abbruch"]]'' (CD Compilation, [[DSB]] 3088-1)
* 1992: Mix mir einen Drink, auf: ''[[Sampler - Aufbruch Umbruch Abbruch|"Aufbruch Umbruch Abbruch"]]'' (CD Compilation, [[DSB]] 3088-1)
* 1993: [[Feeling B - Die Maske Des Roten Todes|Die Maske des Roten Todes]] (LP/CD, P-Musik LP/CD 0003 / SPV)
* 1993: [[Feeling B - Die Maske Des Roten Todes|Die Maske des Roten Todes]] (LP/CD, [[P-Musik]] LP/CD 0003 / SPV)
* 199?: Lied von der unruhevollen Jugend, auf: ''[[Sampler - Kunst & Beton - Musik aus Berlin|"Kunst & Beton - Musik aus Berlin"]]'' (Tape Compilation, [[Heimat Kassetten]] HK 22)
* 199?: Lied von der unruhevollen Jugend, auf: ''[[Sampler - Kunst & Beton - Musik aus Berlin|"Kunst & Beton - Musik aus Berlin"]]'' (Tape Compilation, [[Heimat Kassetten]] HK 22)
* 1994: Atlantis Demos: Herzschrittmacherrhythmus / Langeweile (2 Track Tape, [[Heimat Kassetten]] HK 26)
* 1994: Atlantis Demos: Herzschrittmacherrhythmus / Langeweile (2 Track Tape, [[Heimat Kassetten]] HK 26)

Version vom 30. August 2017, 10:10 Uhr

Berliner Punkband, 1983 bis 1993.

Die Band wurde Anfang 1983 von Rompe, Kriening und Landers als Feeling Berlin gegründet, aber schon kurz danach abgekürzt. Im April desselben Jahres kam "Flake" Lorenz dazu. Die Musik folgte keinen konkreten Vorstellungen sondern orientierte sich am (ursprünglichen) musikalischen Potential ihrer Macher, heraus kam dabei eine punkige Variante der Neuen Deutschen Welle. "Aljoscha" Rompe, der so etwas wie eine Vaterfigur für seine erst 19 bzw. 17 Jahre alten Musiker Paul und Flake darstellte, war der Gestus des kreativen DIY-Chaos wichtiger als die Zugehörigkeit zu irgendeiner Szene. Durch seine guten Kontakte zu anderen Bands konnten Feeling B in deren Spielpause spielen, später entwickelten sie selbst eine ungeheure Zugkraft, so z.B. bei den legendären Tramper Open Airs in Steinbrücken. Bereits seit Ende 1983 war die Band im Besitz einer sogenannten "Einstufung", die zumindest prinzipiell Konzerte ohne Repressalien und in der ganzen DDR ermöglichte. Ihren Auftritten auf der Insel Hiddensee, der inoffiziellen Sommer-Residenz der DDR-Aussteiger-Szene, setzte der Schriftsteller Lutz Seiler in seinem Roman "Kruso" (2014) ein literarisches Denkmal. Feeling B "on the road" wurden von den Machern der berühmten Film-Reportage flüstern&SCHREIEN 1987 zum roten Handlungsfaden gemacht, dadurch stieg ihr Kult-Status weiter an. Ab 1988 pflegten die Musiker verschiedene Nebenprojekte, Aljoscha mit Auftritten als Santa Clan in spontanen krachigen Berliner-Allstar-Besetzungen, Flake & Paul mit der gemeinsamen schrägen Magdalene Keibel Combo. Hier wurden Ideen umgesetzt, die nicht ins Feeling B Profil passten.
Die ersten Aufnahmen für den Sampler "Kleeblatt Nr.23 / die anderen bands" des staatseigenen Amiga-Labels gestaltete Aljoscha als Happening in Guerilla-Taktik, bei dem es ihm sogar gelang, zwei Musiker mit offiziellem Auftrittsverbot (Trötsch und Greiner-Pol) auf's Vinyl zu bringen. Schließlich veröffentlichten sie hier im Januar 1990 ihr eigenes Debüt-Album als erste offizielle Punk-LP der (fast verblichenen) DDR überhaupt, Aljoscha erwirkte durch sein kreativ-spontanes Networking, auch unter den Bedingungen der Marktwirtschaft, sogar eine zeitnahe Veröffentlichung bei einer französischen Plattenfirma. Danach gründete er mit Pirate Music Production bzw. P-Musik ein eigenes Label. Hier landeten sie 1991 mit "Ich such die DDR" (einer Uminterpretation von "Yvetta", einem erfolgreichen 70er Jahre DDR Schlager des tschechischen Sängers Jiri Korn) sogar noch einen Hit. Danach begann eine Phase musikalischen Herum-experimentierens, zum Beispiel mit Mittelaltermusik ("Die Maske des Roten Todes"), bevor ein schleichendes Zerwürfnis zwischen den mittlerweile musikalisch erwachsen gewordenen Flake & Paul einerseits und dem "ewigen Tramp" Aljoscha andererseits begann ... (tbc)


Paul, Flake und Schneider gründeten mit alten Bekannten Rammstein. Aljoscha reiste durch die Welt und spielte noch ein wenig mit Santa Clan. Er belebte Ende der Neunziger unter dem Namen Feeling B-Neu seine alte Band wieder. Jedoch nicht mit Landers + Lorenz, sondern mit Daniele und Sascha. Dieses Projekt blieb allerdings erfolglos. Er starb am 23. November 2000 in Berlin.

Besetzung(en)

Gastmusiker (Auswahl)

Musik

mehr Samplerbeiträge hier

Literatur

"Mix mir einen Drink. - Feeling B. Das Ende einer Legende." (2002) Schwarzkopf & Schwarzkopf 416 Seiten

von Ronald Galenza, Heinz Havemeister