Die Firma: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 31. Juli 2022, 19:11 Uhr
Punk-Legende aus Berlin, 1983 bis 1993.
Besetzung(en)
- Tatjana Besson - Gesang, Bass
- Frank "Trötsch" Tröger - Keyboard, Gesang († 2015)
- Key Pankonin - Gitarre, Gesang (später Ichfunktion)
- Paul Landers - Gitarre (Feeling B)
- Richard Kruspe - Gitarre (Orgasm Death Gimmick)
- Uwe Gilbert - Gitarre
- Faren Matern - Bass, Gesang
- Christoph Zimmermann - Bass (ex- Hard Pop) († 1999)
- Lothar Greiss - Schlagzeug (ex- Weiterverarbeitung)
- Thomas Schreiber - Schlagzeug
- Christoph Schneider - Schlagzeug (ex- Keine Ahnung, Frechheit)
Musik
- 1986: Demo-Tape (Tape)
- 1987: Die Firma (Tape)
- 1987: Live 1987 Oberer Gasthof Weinböhla (Tape)
- 1988: Kinder der Maschinenrepublik (Tape)
- 1989: Der Faschist, auf: "Like an Explosion" (Tape Compilation, Schafstalltapes)
- 1989: Der Faschist / Der Faschist (!), auf: "VEB Sampler Teil 1" (Tape Compilation, "AMIGA" 62480)
- 1990: 90 (Tape)
- 1990: Paris 1990 (Tape)
- 1990: Live Im Landei Bad Liebenwerda (Tape, Heimat Kassetten HK 16)
- 1990: Rote Leiber / Faschist / Alte Helden, auf: "Die letzten Tage von Pompeji" (LP Compilation, Peking Records PRP 0490)
- 1990: Maschinenrepublik / Der Deserteur, auf: "Auf Safari in Ostdeutschland" (Tape Compilation, Aggressive Punk Tapes FUCK 02)
- 1991: Demo'91 (Tape)
- 1991: Live Im J.F.Z. Neuruppin (Tape)
- 1992: Live Im Kellertheater Magdeburg (Tape, Heimat Kassetten HK 17)
- 1992: Frau Müller, auf: "Aufbruch Umbruch Abbruch" (CD Compilation, DSB 3088-1)
- 1993: Kinder der Maschinenrepublik (CD, Dead Horse DH 002 / BuschFunk BF 0081-2 / Flint Records)
- 199?: Maschinenrepublik, auf: "Kunst & Beton - Musik aus Berlin" (Tape Compilation, Heimat Kassetten HK 22)
- 200?: Der Faschist / Deserteur, auf: "Gegen das Vergessen, dem Alptraum entgegen, Teil 2!" (Tape Compilation, Wahnfried Records)
- 2017: Anti-Armia, auf: "Warsaw Punk Pact Vol.1" (12"EP Compilation, Major Label ML 125)
- 2019: s/t (LP Compilation, Hörsturzproduktion HSP 071)
Bandgeschichte
Quelle: Die glorreichen Achtziger - Messitsch 7/1990
Unter dem Namen Firma Trötsch gaben sie 1983 ihr erstes Konzert. Die Mitstreiter der rotmähnigen Frontfrau Tatjana Besson waren von je her eingefleischte Individualisten mit gemeinsamer Zielstellung, und so splitterte es öfter im Gebälk. Keyboarder Trötsch benörgelte die mangelnde Professionalität und verschwand, um nach zwei Jahren intensiver Beschäftigung mit eigenen Projekten wieder als Gast einzusteigen. Sänger Kai Pankonin, Texter von Hits wie "Kinder der Maschinenrepublik" und "Faschist", rückte 1986 zur Volksarmee ein und bekam bei seiner Rückkehr Probleme mit dem antimilitaristischen Image der Band, das er selber mitgeprägt hatte. Er verließ die Firma Ende 1987. Anfang der 1990er Jahre wurde bekannt, dass Frank Tröger und Tatjana Besson Inoffizielle Mitarbeiter (IM) der Stasi (Ministerium für Staatssicherheit der "DDR") waren.
Ähnlich wie Freygang, mit denen die Firma häufig auf Tour ging, kollidierte die Gruppe regelmäßig mit der Staatsmacht. Outfit und Habitus ihrer treuen Fans machte sie zum Bürgerschreck, ihre rauhe und ungestüme Spielweise zum enfant terrible der offiziösen Musikkritik. Dabei lassen sich die Aktivitäten der Firma keineswegs auf ein bierseeliges Punk-Revival reduzieren. Neben dem on-the-road-feeling ist dem Quintett kreative Vielseitigkeit wichtig. Musiker der Firma beteiligten sich an Performance-Aktionen in der Dresdener Kunsthochschule, am Projekt Törnen und bei New Affair. Sie traten im Rockfilm flüstern & schreien auf und in Paris beim DDR-Kulturfest. Bei den Konzerten gibt es jetzt manchmal erhitzte Diskussionen mit dem Publikum, das stur nach bestimmten Songs verlangt und der Band gestiegene Eintrittspreise vorwirft. Tatjana Besson: "Vielleicht sollte man mal öffentlich aushängen, daß die Veranstalter die Preise machen und nicht die Bands. Wenn wir alle Läden boykottieren wollten, die die Eintrittspreise raufgesetzt haben, können wir gleich Hausmusik machen."
Quelle: Mr.Happy: Punk in der DDR - Teil 01 - die Firma
Die Firma ... hatten ... mit am meisten unter den Repressionen der Obrigkeit zu leiden. Sie wurden schon recht früh mit einem offiziellen Auftrittsverbot belegt, so dass Konzerte nur durch Mundpropaganda und selbstgebastelte Flyer publik gemacht wurden. Selbst dann war es auch immer alles andere als gewiss, dass das Konzert auch wirklich stattfinden konnte; oft stand man dann vor dem Eingang 1-2 Hundertschaften gegenüber und die Veranstaltung wurde kurzerhand für beendet erklärt.
War schon eine verrückte Zeit, wenn einem in den Klubs Leute Zettel in die Hand drückten mit den Worten „...dann und dann soll dort und dort ein Konzi sein, keine Ahnung wer und was – irgendwie Punk halt aber ich hab keine Ahnung, soll das nur verteilen hier...“ na ja und wenn man grosses Glück hatte, war es dann z.B. die Firma. Ich hab sie nach der Wende sicher öfter live gesehen als davor. Meistens war es immer dasselbe – man war da, die Band war da und am Ende wurde das Konzert dann doch aus unerfindlichen Gründen abgesagt (meistens wegen der fehlenden Einstufungspapiere).
Trotz allem war die Firma sicher eine der kreativsten Bands der DDR, gegründet als "Firma Trötsch" bzw. „Tanzkapelle Wandlitz“ 1983 in Ost-Berlin von Trötsch natürlich. Trötsch verwarf sich 1987 mit dem Rest der Band und gründete zusammen mit Key Pankonin die „ich-funktion“...
Interview
Die Firma-Interview vom 10.1.1991: podcast.parocktikum.de/2006/05/14/die-firma-interview-vom-10januar-1991