Die neuen Bands: Unterschied zwischen den Versionen

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Das seit 1963 vom Henschel-Verlag herausgegebene Fachblatt beschäftigte sich thematisch mit allen von der klassischen "Hochkunst" (Oper, Theater, klassisches Konzert) abgrenzbaren Live-Unterhaltungsformen der Trivial- oder Alltagskunst, von Diskotheken, Varietè, Kleinkunst, Kabarett und sogar Zirkus (!) bis hin zur Aufführungspraxis von Jazz, Pop und Rock. Schwerpunkt der Artikel waren meist berufsständische Aspekte wie Steuern, Materialbeschaffung, Recht, Ausbildung, sowie der omnipräsente "Bildungs- und Unterhaltungsauftrag" der für sämtliche Formen von Kulturvermittlung in der DDR existenzgrundlegend war.
Das seit 1963 vom Henschel-Verlag herausgegebene Fachblatt beschäftigte sich thematisch mit allen von der klassischen "Hochkunst" (Oper, Theater, klassisches Konzert) abgrenzbaren Live-Unterhaltungsformen der Trivial- oder Alltagskunst, von Diskotheken, Varietè, Kleinkunst, Kabarett und sogar Zirkus (!) bis hin zur Aufführungspraxis von Jazz, Pop und Rock. Schwerpunkt der Artikel waren meist berufsständische Aspekte wie Steuern, Materialbeschaffung, Recht, Ausbildung, sowie der omnipräsente "Bildungs- und Unterhaltungsauftrag" der für sämtliche Formen von Kulturvermittlung in der DDR existenzgrundlegend war.


Vermutlich war es eine berechnete und gelungene Finte von schlitzohrigen Journalisten, ausgerechnet in diesem "Amtsblatt" die ersten regelmäßigen Veröffentlichungen über die jungen Wilden des Rock-Untergrunds zu lancieren, denen in anderen Medien (''[[Amiga]]'' Label, DDR Rundfunk) zeitgleich das Etikett ''[[:Category:die anderen bands|"die anderen bands"]]'' übergeholfen wurde. Die Artikelreihe ''"Die neuen Bands"'' (später nur noch ''"Neue Bands"'') wurde von den UK-Redakteuren [https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Balitzki Jürgen Balitzki] und Helmut Fensch ins Leben gerufen. Die erste Folge erschien im Februar 1988. Die Autoren waren anfangs Journalisten mit entsprechenden Szene-Kenntnissen und -Kontakten wie Bernd Gürtler (siehe [https://talkingmusic.de/beitraege hier]), Peter Zocher (Mitarbeiter am "Forschungszentrum Populäre Musik der Humboldt-Universität", siehe [https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Wicke hier], gleichzeitig als IM "Peter Fröhlich" Zuträger der Staatssicherheit), [[Lutz Schramm]] und Jürgen Winkler, dann verstärkt durch Schreiber aus dem inneren Zirkel der Musiker selbst, wie z.B. Christoph Tannert ([[Teurer denn je]]), [[Ronald Galenza]] ([[Jähzorn]]) und Ebi Fischel (zusammen mit Galenza [[X-Mal! Musik zur Zeit]]). Bis Dezember 1988 war die Reihe durchnumeriert (Nr. in Klammern, s.u.), danach wurde das Erscheinungsbild lockerer und es erschienen auch Artikel zu angrenzenden Themen (wie z.B. "HipHop in Sachsen") und Bands mit anderem musikalischen Hintergrund, wie '''Regenwiese''' (Dresden, Rocktheater), '''[[Trugschluss]]''' und '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Dirk_Z%C3%B6llner Die Zöllner]''' (beide Pop/Funk).
Vermutlich war es eine berechnete und gelungene Finte von schlitzohrigen Journalisten, ausgerechnet in diesem "Amtsblatt" die ersten regelmäßigen Veröffentlichungen über die jungen Wilden des Rock-Untergrunds zu lancieren, denen in anderen DDR-Medien zeitgleich das Etikett ''[[:Category:die anderen bands|"die anderen bands"]]'' übergeholfen wurde. Die Artikelreihe ''"Die neuen Bands"'' (später nur noch ''"Neue Bands"'') wurde von den UK-Redakteuren [https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Balitzki Jürgen Balitzki] und Helmut Fensch ins Leben gerufen. Die erste Folge erschien im Februar 1988. Die Autoren waren anfangs Journalisten mit entsprechenden Szene-Kenntnissen und -Kontakten wie Bernd Gürtler (siehe [https://talkingmusic.de/beitraege hier]), [[Lutz Schramm]] und Jürgen Winkler, sowie Peter Zocher (Mitarbeiter am "Forschungszentrum Populäre Musik der Humboldt-Universität", siehe [https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Wicke hier], gleichzeitig als IM "Peter Fröhlich" Zuträger der Staatssicherheit). Später kamen Schreiber aus dem inneren Zirkel der Musiker selbst dazu, wie z.B. Christoph Tannert ([[Teurer denn je]]), [[Ronald Galenza]] ([[Jähzorn]]) und Ebi Fischel (zusammen mit Galenza [[X-Mal! Musik zur Zeit]]). Bis Dezember 1988 war die Reihe durchnumeriert (Nr. in Klammern, s.u.), danach wurde das Erscheinungsbild lockerer und es erschienen auch Artikel zu angrenzenden Themen (wie z.B. "HipHop in Sachsen") und Bands mit anderem musikalischen Hintergrund, wie '''Regenwiese''' (Dresden, Rocktheater), '''[[Trugschluss]]''' und '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Dirk_Z%C3%B6llner Die Zöllner]''' (beide Pop/Funk).


Nicht zuletzt durch die thematische Öffnung entwickelte sich die "UK" zu einem popkulturellen Medium mit ansteigenden Verkäufen, worauf mit Umbenennungen und einer "poppigen" Gestaltung reagiert wurde. Im Spätsommer 1990 wurde das Blättchen des mittlerweile nicht mehr volkseigenen Henschel-Verlages eingestellt, inzwischen scharrten aber neben den frischen "Leitmedien" [[NMI]] (mitbegründet von Jürgen Balitzki) und [[Messitsch|"Messitsch"]] (mitbetrieben von Jürgen Winkler) auch jede Menge [[:Category:Fanzines|Fanzines]] jeder Couleur vernehmbar mit den Hufen, um den zunehmend grassierenden Tönen des Untergrunds adäquat Schrift und Stimme zu verleihen.
Nicht zuletzt durch die thematische Öffnung entwickelte sich die "UK" zu einem popkulturellen Medium mit ansteigenden Verkäufen, worauf mit Umbenennungen und einer "poppigen" Gestaltung reagiert wurde. Im Spätsommer 1990 wurde das Blättchen des mittlerweile nicht mehr volkseigenen Henschel-Verlages eingestellt, inzwischen scharrten aber neben den frischen "Leitmedien" [[NMI]] (mitbegründet von Jürgen Balitzki) und [[Messitsch|"Messitsch"]] (mitbetrieben von Jürgen Winkler) auch jede Menge [[:Category:Fanzines|Fanzines]] jeder Couleur vernehmbar mit den Hufen, um den zunehmend grassierenden Tönen des Untergrunds adäquat Schrift und Stimme zu verleihen.

Aktuelle Version vom 24. November 2025, 11:36 Uhr

Artikelserie in der DDR Zeitschrift "Unterhaltungskunst" ("UK", später umbenannt in "Journal für Unterhaltungskunst", zuletzt "Journal Art + Action") 1988 bis 1990.

Das seit 1963 vom Henschel-Verlag herausgegebene Fachblatt beschäftigte sich thematisch mit allen von der klassischen "Hochkunst" (Oper, Theater, klassisches Konzert) abgrenzbaren Live-Unterhaltungsformen der Trivial- oder Alltagskunst, von Diskotheken, Varietè, Kleinkunst, Kabarett und sogar Zirkus (!) bis hin zur Aufführungspraxis von Jazz, Pop und Rock. Schwerpunkt der Artikel waren meist berufsständische Aspekte wie Steuern, Materialbeschaffung, Recht, Ausbildung, sowie der omnipräsente "Bildungs- und Unterhaltungsauftrag" der für sämtliche Formen von Kulturvermittlung in der DDR existenzgrundlegend war.

Vermutlich war es eine berechnete und gelungene Finte von schlitzohrigen Journalisten, ausgerechnet in diesem "Amtsblatt" die ersten regelmäßigen Veröffentlichungen über die jungen Wilden des Rock-Untergrunds zu lancieren, denen in anderen DDR-Medien zeitgleich das Etikett "die anderen bands" übergeholfen wurde. Die Artikelreihe "Die neuen Bands" (später nur noch "Neue Bands") wurde von den UK-Redakteuren Jürgen Balitzki und Helmut Fensch ins Leben gerufen. Die erste Folge erschien im Februar 1988. Die Autoren waren anfangs Journalisten mit entsprechenden Szene-Kenntnissen und -Kontakten wie Bernd Gürtler (siehe hier), Lutz Schramm und Jürgen Winkler, sowie Peter Zocher (Mitarbeiter am "Forschungszentrum Populäre Musik der Humboldt-Universität", siehe hier, gleichzeitig als IM "Peter Fröhlich" Zuträger der Staatssicherheit). Später kamen Schreiber aus dem inneren Zirkel der Musiker selbst dazu, wie z.B. Christoph Tannert (Teurer denn je), Ronald Galenza (Jähzorn) und Ebi Fischel (zusammen mit Galenza X-Mal! Musik zur Zeit). Bis Dezember 1988 war die Reihe durchnumeriert (Nr. in Klammern, s.u.), danach wurde das Erscheinungsbild lockerer und es erschienen auch Artikel zu angrenzenden Themen (wie z.B. "HipHop in Sachsen") und Bands mit anderem musikalischen Hintergrund, wie Regenwiese (Dresden, Rocktheater), Trugschluss und Die Zöllner (beide Pop/Funk).

Nicht zuletzt durch die thematische Öffnung entwickelte sich die "UK" zu einem popkulturellen Medium mit ansteigenden Verkäufen, worauf mit Umbenennungen und einer "poppigen" Gestaltung reagiert wurde. Im Spätsommer 1990 wurde das Blättchen des mittlerweile nicht mehr volkseigenen Henschel-Verlages eingestellt, inzwischen scharrten aber neben den frischen "Leitmedien" NMI (mitbegründet von Jürgen Balitzki) und "Messitsch" (mitbetrieben von Jürgen Winkler) auch jede Menge Fanzines jeder Couleur vernehmbar mit den Hufen, um den zunehmend grassierenden Tönen des Untergrunds adäquat Schrift und Stimme zu verleihen.

Ausgaben & Inhalt

"Unterhaltungskunst"

"Journal für Unterhaltungskunst"

"Journal Art + Action"