Peter Wawerzinek
Als "Künstlername" auch ScHappy bzw. Sc.Happy, Schriftsteller, Performance-Künstler und "Stegreif-Poet" aus Berlin, geboren als Peter Runkel in Rostock (* 28.9.1954)
Peter Runkel erlebte im Kleinkindalter die Republikflucht seiner alleinerziehenden Mutter als Trauma, lebte danach mit seiner jüngeren Schwester zuerst im Kinderheim und später bei Pflegeeltern bevor er durch Adoption den Namen Wawerzinek erhielt. 1978 zog er nach Ost-Berlin um an der Hochschule Weißensee zu studieren, arbeitete dann aber in Gelegenheitsjobs und begann eine ungewöhnliche literarische Karriere im Prenzlauer Berg der 1980er Jahre durch die eigenwillige Performance eigener Texte, in dieser Zeit wurde sein Künstler-Spitzname "ScHappy" geprägt. Gleichzeitig rückte er durch seine nonkonforme Existenzgrundlage in das Visier der DDR-Staatssicherheit und wurde dementsprechend im Operativen Vorgang (OV) "Cosinus" bearbeitet.
Von 1988 bis zu dessen Tod 1990 tourte er mit dem ähnlich arbeitenden Matthias BAADER Holst durch Underground-Galerien und Punk-Keller der DDR. Nach der Wiedervereinigung konnte er kontinuierlich als Schriftsteller auch veröffentlichen, mit Prosa-Texten, Gedichten, Hörspielen und journalistischen Arbeiten. Als später "Durchbruch" wird sein preisgekrönter Roman "Rabenliebe" (2010) gedeutet, in dem er seine Kindheitserfahrungen vom Verlassenwerden und seine schwierige Jugend im Heim und bei Pflegeeltern verarbeitete, ähnlich autobiographisch gefärbt war "Schluckspecht" (2014), dessen Thema seine Alkoholsucht ist.
Vor und nach 1990 gab es immer wieder gemeinsame Arbeiten mit Musikern des ostdeutschen Punk-Undergrounds, u.a. mit Flake Lorenz, Paul Landers und Trötsch sowie mit der Bolschewistischen Kurkapelle Schwarz-Rot und der Formation miliz christi. Auf literarischer Ebene arbeitete er mit Moritz Götze und dessen Hasenverlag (Halle/Saale) zusammen. Sein musikalischer Begleiter in den letzten Jahren war/ist (?) Bob Beeman.
Peter Wawerzinek im Netz: www.wawerzinek.de | Wikipedia
Aufnahmen (Auswahl)
- 1989: Matthias BAADER Holst und Peter Wawerzinek - Almdurtriefend (Tape, Beilage zur Samisdat-Zeitschrift ENTWERTER/ODER Heft 34)
- 1992: Live 1989 in der Moritzbastei (mit Matthias BAADER Holst) (Tape, Hasenverlag)
- 1998: o.T. (rec. 1989, mit Matthias BAADER Holst), auf: "Objekt 5. Texte zu einem Haus" (Buch + CD Compilation, Hasenverlag)
- 2000: Peter Wawerzinek & Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot - Das Meer an sich ist weniger (Hörbuch CD, Transit Buchverlag)
- 2001: miliz christi - paradies (CD, Edition Liane 03)
- 2002: Skorbut (Bayreuth) & Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot feat. Peter Wawerzinek - Flaute, auf: "Sodbrenner" (CD Compilation, Auriga Records)
- 2003: Foo Nee Tick / Ree Gelln, auf: "Alles Lalula 2 - Songs & Poeme von der Beat-Generation bis Heute" (2xCD Compilation, Eichborn LIDO)
- 2006: Can Dub (rec. 1990, mit Flake Lorenz und Paul Landers), auf: "Spannung. Leistung. Widerstand. Magnetbanduntergrund DDR 1979-1990" (Buch+CD Compilation, ZickZack ZZ 2015)
- 2012: Soubeyrand Beeman Wawerzinek - Gift (Bildband+CD, Little Lake Records)
- 2013: Intro, auf: Freygang-Band & Freunde - Anarchie und Ozean (DVD, armadaFILM)
- 2020: Schlömer & Wawerzinek - Hausschlachtung_Live_@'Klang' (Digital Track)
- 2020: Schlömer, Wawerzinek & Friends - CoRoma Tapes (Digital Tracks)
- 2022: Schlömer & Wawerzinek - RabenLiebesLieder (Digital Album)
- 2023: Flugzeug feat. Peter "ScHappy" Wawerzinek - Live im Hirschhof, auf: "Magnetizdat DDR / Magnetbanduntergrund Ost 1979-1990" (3xLP Compilation, Iron Curtain Radio ICR 07)
Lesen
- "Zwischen den Zeilen braucht es keine Sendezeit", in: Galenza / Havemeister 1999, S.341ff.
- "Das Desinteresse", in: Pehlemann / Galenza 2006, S.52ff.