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Berliner Indie-Band, 1986 bis 1994.
Berliner Indie-Band, 1986 bis 1994.


Als unmittelbarer Vorläufer wird die Band '''[[Koma Kino]]''' in der Besetzung Geyer / Kunstmann / Radzischewski zusammen mit den '''[[T42]]'''-Musikern Andreas "Devo" Lehman (bg) und Tom Ebeling (keyb) betrachtet. Nach deren Auflösung 1986 entstand mit Jörg Müller und Jan Wanschura in Ost-Berlin die Band welche zwar weiterhin '''Joy Division''' als ihr Vorbild angab, aber daraus einen eigenständigen Sound entwickelte, welcher vielfach als "Gitarrenpop" oder "Pop mit Kopfgut" beschrieben wurde und darüber hinaus immer auch von einem elektrolastigen Einschlag gekennzeichnet war. Nachdem sie in den letzten Jahren der DDR drei Tapes in Eigenregie produziert und damit zu einer der bekanntesten der sogenannten ''"[[:Category:die anderen bands|anderen bands]]"'' geworden waren, erschienen Anfang der neunziger Jahre mit ''"Torture"'' und ''"Fascination"'' die beiden regulären Longplayer der Formation auf dem eigenen Label ''[[Vulture]]'', welche von erfolgreichen Touren, vor allem im Berliner Raum, begleitet wurden. Musikalische Differenzen (Sänger Geyer wollte die Band im Gegensatz zu seinen Mitstreitern wohl eher in Richtung Dance entwickeln) führten trotz der 1993 erschienenen Maxi CD ''"Dancing On The Beach"'' ein Jahr später zur Trennung der Band. In stark verkleinerten Besetzungen entstanden 1994 noch die Demos ''"Ghosttrain"'' und ''"I can't hurt you"'' (Geyer / J.Müller / M.Harnoss) sowie die '''Sportsmen''' EP (Geyer / Harnoss / Kim).<br>Musiker von '''Die Vision''' arbeiteten davor und danach auch in anderen musikalischen Projekten, bereits 1989/90 waren Lange und Wanschura an Aufnahmen von '''[[9 Tage]]''' und deren Ableger '''[[L'ambassadeur des ombres]]''' beteiligt. Kunstmann stieg bereits 1988 aus und gründete die '''[[Fellini Prostitutes]]''' bevor er 1989 nach West-Berlin ausreiste und dort '''[[Koma Kino]]''' neu belebte.<br>Sebastian Lange spielte 1996 kurz bei den '''[[Dreadful Shadows]]''' und '''[[Boon]]''' sowie in zahlreichen kurzlebigen Formationen wie '''KdA''', '''3 Minute Hate''', '''Scapegoat''', '''Junesaw''' und '''[[Sunny Sixkiller]]''', und wurde 1999 Gitarrist der Berliner Mittelalter-Band '''[[In Extremo]]'''. Er betätigte sich außerdem im eigenen Studio als Produzent von Demo-Aufnahmen vieler dieser Gruppen und weiterer wie z.B. '''[[The Calyx Of Rose]]''' und '''[[Rosengarten|Rosengarten II]]'''. <br>Geyer arbeitete als musikalischer Berater (u.a. in Moskau), produzierte verschiedene Projekte und Künstler, moderierte Musiksendungen beim MDR und veröffentlichte zusammen mit "Matze" Harnoss unter den Namen '''Clubmosphere''' und '''Berlin Phenomena'''. Ein veritabler Schock für viele Fans der Band war es, als der talentierte und charismatische Sänger in den 90er Jahren als Moderator von Musiksendungen wie "Dance Haus" oder "Euro Tops" des Mitteldeutschen Rundfunks in Erscheinung trat, da in diesen Formaten vor allem massenkompatibler Mainstream dargeboten wurde. Deutlich schockierender hingegen war die Entdeckung, daß er außerdem ab 1985 als Informeller Mitarbeiter, zunächst für die sogenannte K1 (geheimdienstlich tätige Abteilung der DDR Kriminalpolizei) und später auch das MfS (= Ministerium für Staatssicherheit) tätig war (IKMR/IMS "Jean Bernell", vgl. [[Ronald Galenza|Galenza]] / [[Heinz Havemeister|Havemeister]]: "Wir wollen immer artig sein", 4. erweiterte Auflage 2013, S.174ff.)
Als unmittelbarer Vorläufer wird die Band '''[[Koma Kino]]''' in der Besetzung Geyer / Kunstmann / Radzischewski zusammen mit den '''[[T42]]'''-Musikern Andreas "Devo" Lehman (bg) und Tom Ebeling (keyb) betrachtet. Nach deren Auflösung 1986 entstand mit Jörg Müller und Jan Wanschura in Ost-Berlin die Band welche zwar weiterhin '''Joy Division''' als ihr Vorbild angab, aber daraus einen eigenständigen Sound entwickelte, welcher vielfach als "Gitarrenpop" oder "Pop mit Kopfgut" beschrieben wurde und darüber hinaus immer auch von einem elektrolastigen Einschlag gekennzeichnet war. Nachdem sie in den letzten Jahren der DDR drei Tapes in Eigenregie produziert und damit bereits zu einer der bekanntesten der sogenannten ''"[[:Category:die anderen bands|anderen bands]]"'' geworden waren, erschienen Anfang der neunziger Jahre mit ''"Torture"'' und ''"Fascination"'' die beiden regulären Longplayer der Formation auf dem eigenen Label ''[[Vulture]]'', welche von erfolgreichen Touren, vor allem im Berliner Raum, begleitet wurden. Musikalische Differenzen (Sänger Geyer wollte die Band im Gegensatz zu seinen Mitstreitern wohl eher in Richtung Dance entwickeln) führten trotz der 1993 erschienenen Maxi CD ''"Dancing On The Beach"'' ein Jahr später zur Trennung der Band. In stark verkleinerten Besetzungen entstanden 1994 noch die Demos ''"Ghosttrain"'' und ''"I can't hurt you"'' (Geyer / J.Müller / M.Harnoss) sowie die '''Sportsmen''' EP (Geyer / Harnoss / Kim).<br>Musiker von '''Die Vision''' arbeiteten davor und danach auch in anderen musikalischen Projekten, 1989/90 waren Lange und Wanschura an Aufnahmen von '''[[9 Tage]]''' und deren Ableger '''[[L'ambassadeur des ombres]]''' beteiligt. Kunstmann stieg bereits 1988 aus und gründete die '''[[Fellini Prostitutes]]''' bevor er 1989 nach West-Berlin ausreiste und dort '''[[Koma Kino]]''' neu belebte.<br>Sebastian Lange spielte 1996 kurz bei den '''[[Dreadful Shadows]]''' und '''[[Boon]]''' sowie in zahlreichen kurzlebigen Formationen wie '''KdA''', '''3 Minute Hate''', '''Scapegoat''', '''Junesaw''' und '''[[Sunny Sixkiller]]''', und wurde 1999 Gitarrist der Berliner Mittelalter-Band '''[[In Extremo]]'''. Er betätigte sich außerdem im eigenen Studio als Produzent von Demo-Aufnahmen vieler dieser Gruppen und weiterer wie z.B. '''[[The Calyx Of Rose]]''' und '''[[Rosengarten|Rosengarten II]]'''. <br>Geyer arbeitete als musikalischer Berater (u.a. in Moskau), produzierte verschiedene Projekte und Künstler und veröffentlichte zusammen mit "Matze" Harnoss unter den Namen '''Clubmosphere''' und '''Berlin Phenomena'''. Ein veritabler Schock für viele Fans der Band war es, als der talentierte und charismatische Sänger in den 90er Jahren als Moderator von Musiksendungen wie "Dance Haus" oder "Euro Tops" des Mitteldeutschen Rundfunks in Erscheinung trat, da in diesen Formaten vor allem massenkompatibler Mainstream dargeboten wurde. Deutlich schockierender hingegen war die Entdeckung, daß er außerdem ab 1985 als Informeller Mitarbeiter (IKMR/IMS) "Jean Bernell", zunächst für die sogenannte K1 (geheimdienstlich tätige Abteilung der DDR Kriminalpolizei) und später auch das MfS (= Ministerium für Staatssicherheit) tätig gewesen war (vgl. [[Ronald Galenza|Galenza]] / [[Heinz Havemeister|Havemeister]]: "Wir wollen immer artig sein", 4. erweiterte Auflage 2013, S.174ff.)


''Quelle: Artikel "Die Vision - Zurück in die Konzerte", Ronald Galenza, 12/1989 "Melodie und Rhythmus". (leider nicht mehr online)  
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* 1990: [[Die_Vision_-_Live_Im_Jo_Jo_Berlin_19.10.1990|Live Im Jo Jo Berlin 19.10.90]] (Tape)
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* 199?: Transmission, auf: ''[[Sampler - Meine Heimat der Osten Vol.3|"Meine Heimat der Osten Vol.3"]]'' (Tape Compilation, [[Heimat Kassetten]] HK 03)
* 199?: Transmission, auf: ''[[Sampler - Meine Heimat der Osten Vol.3|"Meine Heimat der Osten Vol.3"]]'' (Tape Compilation, [[Heimat Kassetten]] HK 03)
* 199?: JC Lugau Extrem / Live in Lugau 1986 (Tape, [[Heimat Kassetten]] HK 04)
* 199?: [[JK "Extrem"|JC Lugau Extrem]] / Live in Lugau 1986 (Tape, [[Heimat Kassetten]] HK 04)
* 1991: [[Die Vision - Fascination|Fascination]] (LP/CD, [[Vulture]] / RTD 3370003-1/-2)
* 1991: [[Die Vision - Fascination|Fascination]] (LP/CD, [[Vulture]] / RTD 3370003-1/-2)
* 1991: [[Die_Vision_-_Live_Dunker_Club_Berlin_10.01.1991|Live Dunker Club Berlin 10.01.1991]] (Tape)
* 1991: [[Die_Vision_-_Live_Dunker_Club_Berlin_10.01.1991|Live Dunker Club Berlin 10.01.1991]] (Tape)

Aktuelle Version vom 25. Juni 2024, 13:21 Uhr

Berliner Indie-Band, 1986 bis 1994.

Als unmittelbarer Vorläufer wird die Band Koma Kino in der Besetzung Geyer / Kunstmann / Radzischewski zusammen mit den T42-Musikern Andreas "Devo" Lehman (bg) und Tom Ebeling (keyb) betrachtet. Nach deren Auflösung 1986 entstand mit Jörg Müller und Jan Wanschura in Ost-Berlin die Band welche zwar weiterhin Joy Division als ihr Vorbild angab, aber daraus einen eigenständigen Sound entwickelte, welcher vielfach als "Gitarrenpop" oder "Pop mit Kopfgut" beschrieben wurde und darüber hinaus immer auch von einem elektrolastigen Einschlag gekennzeichnet war. Nachdem sie in den letzten Jahren der DDR drei Tapes in Eigenregie produziert und damit bereits zu einer der bekanntesten der sogenannten "anderen bands" geworden waren, erschienen Anfang der neunziger Jahre mit "Torture" und "Fascination" die beiden regulären Longplayer der Formation auf dem eigenen Label Vulture, welche von erfolgreichen Touren, vor allem im Berliner Raum, begleitet wurden. Musikalische Differenzen (Sänger Geyer wollte die Band im Gegensatz zu seinen Mitstreitern wohl eher in Richtung Dance entwickeln) führten trotz der 1993 erschienenen Maxi CD "Dancing On The Beach" ein Jahr später zur Trennung der Band. In stark verkleinerten Besetzungen entstanden 1994 noch die Demos "Ghosttrain" und "I can't hurt you" (Geyer / J.Müller / M.Harnoss) sowie die Sportsmen EP (Geyer / Harnoss / Kim).
Musiker von Die Vision arbeiteten davor und danach auch in anderen musikalischen Projekten, 1989/90 waren Lange und Wanschura an Aufnahmen von 9 Tage und deren Ableger L'ambassadeur des ombres beteiligt. Kunstmann stieg bereits 1988 aus und gründete die Fellini Prostitutes bevor er 1989 nach West-Berlin ausreiste und dort Koma Kino neu belebte.
Sebastian Lange spielte 1996 kurz bei den Dreadful Shadows und Boon sowie in zahlreichen kurzlebigen Formationen wie KdA, 3 Minute Hate, Scapegoat, Junesaw und Sunny Sixkiller, und wurde 1999 Gitarrist der Berliner Mittelalter-Band In Extremo. Er betätigte sich außerdem im eigenen Studio als Produzent von Demo-Aufnahmen vieler dieser Gruppen und weiterer wie z.B. The Calyx Of Rose und Rosengarten II.
Geyer arbeitete als musikalischer Berater (u.a. in Moskau), produzierte verschiedene Projekte und Künstler und veröffentlichte zusammen mit "Matze" Harnoss unter den Namen Clubmosphere und Berlin Phenomena. Ein veritabler Schock für viele Fans der Band war es, als der talentierte und charismatische Sänger in den 90er Jahren als Moderator von Musiksendungen wie "Dance Haus" oder "Euro Tops" des Mitteldeutschen Rundfunks in Erscheinung trat, da in diesen Formaten vor allem massenkompatibler Mainstream dargeboten wurde. Deutlich schockierender hingegen war die Entdeckung, daß er außerdem ab 1985 als Informeller Mitarbeiter (IKMR/IMS) "Jean Bernell", zunächst für die sogenannte K1 (geheimdienstlich tätige Abteilung der DDR Kriminalpolizei) und später auch das MfS (= Ministerium für Staatssicherheit) tätig gewesen war (vgl. Galenza / Havemeister: "Wir wollen immer artig sein", 4. erweiterte Auflage 2013, S.174ff.)

Quelle: Artikel "Die Vision - Zurück in die Konzerte", Ronald Galenza, 12/1989 "Melodie und Rhythmus". (leider nicht mehr online)

Netzinfo: Wikipedia | "Love by wire" (Live 1989 YouTube) | Interview mit Joggy Müller 2016

Besetzung

Musik

mehr Samplerbeiträge hier

Sportsmen

Fotos

Uwe Geyer, Cottbus, Pfingsten 1988&lt;br/&gt;Foto &amp;copy; Lutz Schramm
Jörg Müller (links) und Sebastian Lange, Cottbus, Pfingsten 1988&lt;br/&gt;Foto &amp;copy; Lutz Schramm
Jörg Müller, Cottbus, Pfingsten 1988&lt;br/&gt;Foto &amp;copy; Lutz Schramm
Jan Wanschura, Cottbus, Pfingsten 1988&lt;br/&gt;Foto &amp;copy; Lutz Schramm
Die Vision, Berlin im Dezember 1988&lt;br&gt;Foto &amp;copy; &lt;a href=&quot;http://anonymouse.org/cgi-bin/anon-www.cgi/http://www.flickr.com/photos/stefan_mai/sets/72157613198581805/&quot;&gt;Stefan Mai&lt;/a&gt;
Die Vision, Berlin im Dezember 1988&lt;br&gt;Foto &amp;copy; &lt;a href=&quot;http://anonymouse.org/cgi-bin/anon-www.cgi/http://www.parocktikum.de/wiki/&quot;http://www.flickr.com/photos/stefan_mai/sets/72157613198581805/&quot;&gt;Stefan Mai&lt;/a&gt;
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Die Vision, Berlin im Dezember 1988&lt;br&gt;Foto &amp;copy; &lt;a href=&quot;http://anonymouse.org/cgi-bin/anon-www.cgi/http://www.flickr.com/photos/stefan_mai/sets/72157613198581805/&quot;&gt;Stefan Mai&lt;/a&gt;