Jugendklubhaus Langhansstraße

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Konzert-Location in Berlin-Weissensee (Langhansstraße 23).

Das später als Jugendklubhaus (JKH) fungierende Gebäude wurde 1929 als Filmtheater "Harmonie" erbaut und bis zur Schließung 1972 unter verschiedenen Namen als Kino weiter betrieben. Danach folgte die Umnutzung zum Klubhaus in staatlicher Trägerschaft mit Saal für Diskotheken und Rockkonzerte.
Presseanzeigen aus den 80er Jahren zeigen eine hohe Veranstaltungsdichte mit bereits hohem Anteil an Hard & Heavy Genres, weiterhin zusammen mit beliebten Vertretern der Bluesrock-Szene wie Drudenfuß , Monokel oder "Hansi" Biebl. Der Klub war also immer nah an den jeweils bei der DDR-Jugend populärsten Stilrichtungen, deshalb kamen in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts auch Punk & New Wave Bands hinzu. Überregionaler und szenegeschichtlicher Bekanntheit erfreuten sich aber vor allem das hier veranstaltete "1. Heavy Metal Festival in Berlin" (3. Februar 1988) sowie die jeweils zweitägigen Rock-Events "Heavy Metal für UNICEF" (1. + 2. Februar 1989) und "Heavy against AIDS" (2. + 3. Februar 1990), letzteres nun auch mit Beteiligung aus West-Berlin und der Bundesrepublik (unten unverlinkt).

"1. Heavy Metal Festival in Berlin"
3. Februar 1988
"Heavy Metal für UNICEF"
1. + 2. Februar 1989
"Heavy against AIDS"
2. + 3. Februar 1990

Nach dem Mauerfall wurde die beliebte Location weitergeführt als "H & M / House of Music" mit u.a. Konzerten von internationalen Top-Acts wie Hawkwind, Mitch Ryder, Sweet oder UFO. Ab 1994 firmierte das Haus mit dem Trägerverein TheMa e.V. als "H.O.F.23" (= House of Fantasy), später unter der Ägide des Kinderring Berlin e.V. als Jugendclub "OC23".
Zwei Langhansstraßen-Anekdoten mit hohem Erinnerungswert handeln von beinahe/tatsächlichen Guerilla-Auftritten prominenter West-Musiker: Am 4. Februar 1987 besuchte die in der DDR kultisch verehrte Deutschrock-Ikone Udo Lindenberg incognito das Konzert von Kerschowski und der Blankenfelder Boogie Band. Angeblich war sogar eine Gast-Gesangseinlage vereinbart, die aber nicht realisiert wurde. Real war hingegen ein Undercover-Auftritt von Foyer des Arts am 27. März 1988, in persona deren Kern-Duo Max Goldt und Gerd Pasemann, als Backing Band fungierten Teurer denn je aus Ost-Berlin. Die Verbindung von Max Goldt nach Weissensee wurde schon ab Sommer 1987 durch den Dichter Leonhard Lorek geknüpft, der bis zu seiner Ausreise Frontmann bei Fett war, einem Schwesterprojekt von Teurer denn je. Goldt beteiligte sich 1988 auch an Aufnahmen von la deutsche vita, einem weiteren Projekt aus diesem Kreis und veröffentlichte 1994 ein Album mit Michael Dubach und Nino Sandow, dessen zentralen Personen.
Anläßlich beider anekdotischen Ereignisse wurde deutlich, dass die Staatssicherheit der DDR auch Veranstaltungen in diesem Jugendklubhaus überwachte (lies dazu auch: "Als der Westen in den Osten kam und der Osten wegging" von Leonhard Lorek, in: "Magnetizdat DDR" (Hg. Pehlemann / Galenza / Mießner 2023), S.255ff.).

Netzinfo: www.rockinberlin.de

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