Rosengarten
Experimentelle PostPunk-Band aus Salzwedel, 1986 bis 1990. Kurze Neu-Formierung 1992/93.
Vorläufer war das ab 1984 von den Schulfreunden Torsten "Peggy" Füchsel und Torsten "Fütte" Fütterer (beide * 1968) betriebene Homerecording-Projekt Art Of Steel. Durch die Hinzunahme von den bereits instrumental versierten Torsten Thönert (dr) und Kirsten Hilke (g) sowie Alex Carstensson als Sänger und wichtigstem Ideengeber entstand ab Mitte 1985 eine konzertfähige Besetzung, die sich schließlich auf Alex' Initiative in Rosengarten umbenannte. Der Name beruht auf dem Bauhaus-Song "Rosegarden Funeral Of Sores", der als Motto seinerseits vom Velvet Underground Songwriter John Cale entlehnt war. Als die Band im Mai 1986 ihre erste Einstufung durchlief, musste der ursprüngliche Wunschname Funeral Of Sores ebenso wie Rosegarden verworfen werden, erst die deutsche Version wurde akzeptiert. Es folgten eine Reihe Konzerte vor allem in Berlin, die das Ansehen der Band entscheidend prägten. Differenzen über die Ausrichtung führten im Herbst 1986 zum Ausstieg von Carstensson. Er gründete später (1988) in Berlin die musikalisch ähnlich orientierten B.Crown, dann auch wieder zusammen mit "Peggy" Füchsel. Kirsten Hilke verließ Ende 1987 als Ergebnis einer "Ausreisehochzeit" die DDR in Richtung Amsterdam, und Peggy wechselte somit dauerhaft an die Gitarre. Trotz seinem Grundwehrdienst von November 1986 bis April 1988 nahm er an Konzerten und Aufnahmen teil. Am Bass stieg Marion, die spätere Ehefrau von Helge Semlow, ab Februar 1987 in die Band ein. Zur gleichen Zeit verliess Mitbegründer Fütte die Band. Durch Peggys, auf seine Wehrdienstzeit folgenden, Wechsel nach Berlin wurde die schrittweise vakante Gitarrenstelle schließlich von Maik Bäcker, einem Fan der Band, besetzt. Die Einbeziehung von Keyboardern bei Konzerten, erst Marko Scholz dann Steffen Bauer, ermöglichte es Helge Semlow, sich ab 1988 als Frontsänger zu profilieren.
Bis 1989 spielten Rosengarten drei ausgesprochen komplexe und legendäre "Tape-Alben" ein, im letzten Jahr ihres Bestehens war nur noch Schlagzeuger Thönert von der Urbesetzung dabei. In der Wendezeit wohnte der Großteil der Musiker bereits in Berlin. Eine offizielle Auflösung erfolgte nicht aber nach dem unten erwähnten Interview für die Zeitschrift "Art & Action" (veröffentlicht im Juni 1990) gab es keine Nachrichten mehr über die Band.
Erst die "NMI 1/1993" berichtete überraschend über vorgeblich seit dem Herbst 1992 gehegte Re-Union Pläne als eine Art "die-andere-allstar-band" mit den beiden Ex-Rosengärtnern Peggy und Helge, sowie Frank Habetha (bg, B.Crown), Holger Grill (dr, Kampanella is Dead) und Rainer Lorenz (sax, Tina has never had a teddy bear), sowie später Andrè Schellheimer (keyb, g, Kampanella is Dead). In den Folgemonaten (bis Oktober 1993) fanden tatsächlich eine Reihe Konzerte statt, an den Drums später mit Vinco Hake (Big Savod & the Deep Manko) und zuletzt Uli Lange (ex- Mixed Pickles, Die Vision). Mit Hilfe von Sebastian Lange (Die Vision) entstanden auch Demo-Aufnahmen neuer Songs für ein Album, vor weiterführenden Plänen zerfiel die Besetzung aber wieder. Auch hier gab es dennoch keine "offizielle" Auflösung.
Kurzzeit-Keyboarder Marko Scholz spielte zunächst bei New Day und gründete 1991 mit Torsten Thönert in Salzwedel die Band Anyones Daughter, in die nach und nach weitere ehemalige RG Musiker einstiegen. Unter dem 1994 neu gewählten Namen Laimhaus entstand 1995 ein Album, danach löste sich diese Band auf.
"Pegman" Füchsel spielte in Berlin außer bei B.Crown später auch bei Kampanella is Dead, 2007 stieß er zu The Hidden Sea und dadurch in der Folge zur Kernbesetzung von Herbst in Peking. Seit 2011 ist er auch mit dem eigenen Bandprojekt Me To My Wall aktiv. Aktuell ist er u.a. Begleiter der Dreampop-Künstlerin Aniqo und spielt Gitarre im Bandprojekt DSVZ.
Auf dem von Helge Semlow betriebenen MySpace Account gibt es einige 1993er Versionen alter Rosengarten-Songs zu hören, sowie einen Track von 2008.
Netzinfo: Wikipedia | myspace.com/rosengartenberlin
Besetzung
- Alex Carstensson - voc (bis 1986)
- Kirsten Hilke - voc, g, keyb (bis 1987)
- Torsten Fütterer - voc, perc (bis 1987)
- Helge Semlow - voc, g, keyb (ab 1987, live nur voc)
- Marion Semlow - bg, voc (ab 1987)
- Torsten "Peggy" Füchsel - bg (bis 1987), dann g (1988) / Maik Bäcker - g (1989/90)
- Mike Schulz - keyb (1988, nur auf "Exorcism & Return") / Marko Scholz - keyb (1988/89) / Steffen Bauer - keyb, acc (1989/90)
- Torsten Thönert - dr
Musik
- 1987: Blut & Liebe (Tape)
- 1987: UI. - Unauthorized Issue (Tape Compilation)
- 1987: No Tale (Tape Compilation)
- 1987: Parocktikum Session 20.12.1987 (Live-Mitschnitt)
- 1988: Exorcism & Return (Tape)
- 1989: Viva now (Tape)
- 1989: Live Im JKH Erich Zeigner Leipzig (Eiskeller) 06.89 (Tape, Graffity Records)
- 1989: Live Im HDJT Berlin 1989 (Tape, Graffity Records)
- 1989: Bessere Zeiten, auf: "Parocktikum" (LP Compilation, Amiga 856409)
- 1989: Ohnmacht, auf: "Berlincassette 2/89" (Tape Compilation, Jarmusic)
- 1989: Leidenschaft, auf: "VEB Sampler Teil 1" (Tape Compilation, "AMIGA" 62480)
- 199?: ???, auf: "DDR Szene" (Tape Compilation, Heimat Kassetten HK 10)
- 1991: Parocktikum Live Session 1987, auf: Die Art / Rosengarten (Split Tape, Aggressive Punk Tapes FUCK 04)
- 1991: Demos & Live 1985-86 (Tape, Graffity Records)
- 1991: 1988 (Tape, Graffity Records)
- 199?: Blut und Liebe / Waiting, auf: "Schmarotzer" (Tape Compilation)
- 1995: Bessere Zeiten / Highlights, auf: "Schwarze Wolken / Salzwedel-Sampler" (Tape Compilation)
- 2000: Öffnet die Augen (rec. 1987), auf: "Durchgeknallte Ostler" (Tape Compilation, Wahnfried Records)
- 2009: Highlights, auf: "Der Andere Konsum Sampler" (Tape Compilation, Der Andere Konsum DAK-MC03-00)
- 2020: Holy money, auf: "Behind the Wall / The Record" (2xLP/CD, Spittle Records SPITTLE99LP, Italien)
- 2023: Blut & Liebe (12 Track LP Re-Issue, Rundling RL 32)
- 2024: Exorcism & Return (LP+7" Re-Issue, Rundling RL 36)
Hören & Lesen
- Interview im Parocktikum, 13.2.1988 [mp3]
- Ronald Galenza: "Rosengarten + B. Crown", in: "Art & Action" 06/1990.
- Dieter Mörchen: "...bitte verzeih mir, ich versprach Dir nie einen Rosengarten", in: "URGH!" Nr.3/1992.