Kategorie:Parocktikum: Unterschied zwischen den Versionen
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Diese thematische Kategorie ist der sytematisch zum Scheitern verurteilte Versuch (!), den ursprünglichen Anspruch des Wiki, das heißt den mehr oder weniger offiziellen musikalischen "Untergrund" der DDR so komplett wie möglich abzubilden. Gleichzeitig lassen sich aber damit die offensichtlich zwischen Anspruch und Realität klaffenden Widersprüche besser aufklären bzw. erläutern.<br>Durch die bisherigen Recherchen ist eindrucksvoll belegbar, dass die tatsächlich existierende alternative Band-Szene im genannten Zeitraum in der DDR wesentlich umfangreicher war, als das "Parocktikum" (die Radio-Sendung) je auch nur annähernd hätte präsentieren können. Das lag nicht alleine an der logischerweise begrenzten Sendezeit, sondern hatte ebenso immanente zeit- und mediengeschichtliche Gründe. [[Lutz Schramm]] als konzeptioneller Kopf, Programmgestalter und Moderator in Personalunion wollte zunächst vor allen Dingen aktuelle musikalische Sounds & Strömungen präsentieren, die im Rundfunk der DDR bisher kaum bis gar keine Präsenz hatten. Dabei ging es implizit auch um eine Abgrenzung zum systemübergreifend allgemein dominierenden Rock & Pop "Mainstream" im Radio. Warum zu diesem Zeitpunkt (Mitte der 1980er Jahre) einem Moderator eines DDR-Mediums überhaupt ein derartig weitreichendes Eigenhandeln mit offensichtlichen Widersprüchen zur bisherigen Medienpolitik (z.B. den hohen Anteil von Musik des westlichen Auslands, die noch dazu inhaltlich bis dahin als größtenteils "negativ/dekadent/subversiv" abgestempelt war) zugebilligt wurde, hatte in der damaligen kultur- und jugendpolitischen Staatsräson liegende, komplexe Gründe. An dieser Stelle ist nur entscheidend, wie die von Lutz Schramm geschaffenen Freiräume auch zu der im Rückblick immensen Belebung der "Untergrund-Szene" in der DDR beigetragen haben.<br>Bereits in der allerersten Sendung war mit einem Titel von '''[[Hard Pop]]''' die Produktion einer DDR-Band zu hören (neben zwei ungarischen Formationen aus dem Wave/Avantgarde-Bereich). Sicher mehr als programmatisches Statement statt als anzustrebenden Fokus verstanden, mangelte es danach für die weiteren neun Sendungen im Gründungsjahr 1986 (Senderhythmus einmal pro Monat) wahrscheinlich eher an sendefähigem Material. In diesem Zeitraum kamen sporadisch auch '''[[Aufruhr zur Liebe]]''', '''[[Teurer denn je]]''' und '''[[die anderen]]''' zu Gehör, außerdem wurden noch einzelne, bereits etablierte Bands aus dem Grenzbereich zum staatlich sanktionierten Ostrock gesendet wie z.B. '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Pankow_(deutsche_Band) Pankow]''', '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Possenspiel_(Band) Possenspiel]''' oder '''[[Amor & Die Kids]]''', sowie "Post-NDW" Gruppen wie '''[[Juckreiz]]''', '''[[Keks]]''', '''[[WK 13]]''', '''[[Prinzz]]''', die '''[[Gaukler Rock Band]]''' und '''[[Scheselong]]'''.<br>Ab Frühjahr 1987 kam es hier zu drastischen quantitativen und qualitativen Veränderungen. Mit der wachsenden Bekanntheit des Programms und ermutigt durch die bereits gesendete Musik wurde Lutz Schramm direkt von Musikern und Bands aus der ganzen Republik mit Demo-Aufnahmen beliefert, auch deren sendefähige Qualität hatte sich als indirekte Folge der landesweiten jugendpolitischen Öffnung stark verbessert. Bereits im März 1987 debütierten mit '''[[Kaltfront]]''', '''[[Sandow]]''' und '''[[AG Geige]]''' drei dominierende Vertreter der erst wesentlich später so bezeichneten "anderen bands" im Programm, kurz darauf gefolgt von '''[[Rosengarten]]''', '''[[Die Art]]''', '''[[Neu Rot]]''', '''[[Die Vision]]''' und '''[[Der Expander des Fortschritts]]'''. Alle genannten Bands definierten sich in vollkommener ästhetischer und personeller Abgrenzung zum Ostrock jeglicher Couleur als "Untergrund", waren aber zumindest durch eine Einstufung bereits einen Minimalkompromiss mit den Bedingungen staatlich akzeptierter Jugendkultur eingegangen. Der dabei zugrunde liegende Wunsch nach einer verbesserten öffentlichen Wahrnehmung reichte vom inhaltlichen, individuell/kritischen "Sendungsbewusstsein" über ein teilweise weit reichendes Kunst-Selbstverständnis bis hin zum ausgeprägten Popstar-Appeal. Aber auch eine hermetisch und unbedarft vor sich hin werkelnde Homerecording-Szene (z.B. [[D.A.M.]], [[Die Vandalen]], [[N.O.R.A. alias T.N.]], [[Der Versuch]]) drängte mit ihren Produkten in die Sendung, bis hin zu Projekten wie '''[[Neues Werk]]''', die sogar eigens für die Präsentation im Parocktikum ins Leben gerufen wurden. Erstmals konnte so am 21. Mai 1988 eine komplette Sendung ausschließlich mit DDR-Gruppen gestaltet werden.<br>Durch weiterführende konzeptionelle Planung, aber auch begünstigt durch die pompös ausgerichteten "750 Jahre Berlin" Feierlichkeiten, konnte das Parocktikum selbst ab 1987 aktiv durch Aufnahmen exklusives Material für die Sendung generieren. Beginnend mit '''[[AG Geige]]''', die im Oktober 1987 mit einem Aufnahme-Mobil des Berliner Rundfunks und Lutz Schramm als Produzent live in einer Galerie in Karl-Marx-Stadt mitgeschnitten werden konnten, begann die Herstellung regelmäßiger "Parocktikum-Live-Sessions". In Berlin folgten '''[[die anderen]]''' und '''[[Die Art]]''' (11/87), '''[[Rosengarten]]''' (12/87), '''[[Das Freie Orchester]]''' (?/8?), '''[[Die Skeptiker]]''' (2/88), '''[[Zorn]]''' (in Leipzig 3/88), '''[[Der Expander des Fortschritts]]''' (6/88) und '''[[Mad Affaire]]''' (7/88). Ab Mai 1988 wurden auch hochwertige Aufnahmeräume des Rundfunks in Berlin für Studioaufnahmen von '''[[Cadavre Exquis]]''', '''[[Herr Blum]]''', '''[[die anderen]]''', '''[[Hard Pop]]''' und andere zur Verfügung gestellt.<br>Kaum abgebildet im Programm blieb hingegen Musik aus Jugendszenen, die sich aus eigener Definition oder durch staatliche Repression als politische Opposition verstanden. Für die meisten Bands mit diesem Anspruch und/oder schlechten Erfahrungen mit der "Obrigkeit" war eine Zusammenarbeit mit einem als Teil des Staates identifizierten Rundfunk vollkommen undenkbar. Einige, die trotzdem ihre Kassetten an das Parocktikum geschickt hatten, gingen nicht auf Sendung weil Lutz Schramm das vermutlich von den Musikern unkalkulierte Risiko, für eine öffentliche Darbietung kritischen Inhalts belangt zu werden (ungeachtet auch seiner eigenen Sicherheit), zu deren Schutz ablehnte. Zu den wenigen Ausnahmen zählte die Saalfelder Band '''[[Gefahrenzone]]''' (Sende-Debüt Mai 1987), die trotz fehlender Einstufung und umfangreicher Observation durch die Staatssicherheit mehrfach in der Sendung auftauchte. Die gleichfalls im Fokus der Stasi stehenden '''[[Die Fanatischen Frisöre|Fanatischen Frisöre]]''' liefen dagegen im Oktober und November 1988 zunächst unbehelligt im Programm, erst danach führten Nachfragen der zuständigen Bezirksverwaltung des MfS zu einer Untersuchung, die für Schramm zum Glück folgenlos blieb. Weitere Gründe für die fehlende Präsenz oppositioneller Musik im Parocktikum waren mit Sicherheit aber auch der oft kunstlos-raue Punkrock und die, wegen der Attitüde wie auch der damit verbundenen mangelnden technischen Möglichkeiten, mangelhafte Aufnahmequalität. Deutschsprachige Punkbands, welche diese beiden Kriterien vermeiden konnten und die aus unterschiedlichen Gründen keine Berührungsängste mit dem Ostradio hatten, tauchten | Diese thematische Kategorie ist der sytematisch zum Scheitern verurteilte Versuch (!), den ursprünglichen Anspruch des Wiki, das heißt den mehr oder weniger offiziellen musikalischen "Untergrund" der DDR so komplett wie möglich abzubilden. Gleichzeitig lassen sich aber damit die offensichtlich zwischen Anspruch und Realität klaffenden Widersprüche besser aufklären bzw. erläutern.<br>Durch die bisherigen Recherchen ist eindrucksvoll belegbar, dass die tatsächlich existierende alternative Band-Szene im genannten Zeitraum in der DDR wesentlich umfangreicher war, als das "Parocktikum" (die Radio-Sendung) je auch nur annähernd hätte präsentieren können. Das lag nicht alleine an der logischerweise begrenzten Sendezeit, sondern hatte ebenso immanente zeit- und mediengeschichtliche Gründe. [[Lutz Schramm]] als konzeptioneller Kopf, Programmgestalter und Moderator in Personalunion wollte zunächst vor allen Dingen aktuelle musikalische Sounds & Strömungen präsentieren, die im Rundfunk der DDR bisher kaum bis gar keine Präsenz hatten. Dabei ging es implizit auch um eine Abgrenzung zum systemübergreifend allgemein dominierenden Rock & Pop "Mainstream" im Radio. Warum zu diesem Zeitpunkt (Mitte der 1980er Jahre) einem Moderator eines DDR-Mediums überhaupt ein derartig weitreichendes Eigenhandeln mit offensichtlichen Widersprüchen zur bisherigen Medienpolitik (z.B. den hohen Anteil von Musik des westlichen Auslands, die noch dazu inhaltlich bis dahin als größtenteils "negativ/dekadent/subversiv" abgestempelt war) zugebilligt wurde, hatte in der damaligen kultur- und jugendpolitischen Staatsräson liegende, komplexe Gründe. An dieser Stelle ist nur entscheidend, wie die von Lutz Schramm geschaffenen Freiräume auch zu der im Rückblick immensen Belebung der "Untergrund-Szene" in der DDR beigetragen haben.<br>Bereits in der allerersten Sendung war mit einem Titel von '''[[Hard Pop]]''' die Produktion einer DDR-Band zu hören (neben zwei ungarischen Formationen aus dem Wave/Avantgarde-Bereich). Sicher mehr als programmatisches Statement statt als anzustrebenden Fokus verstanden, mangelte es danach für die weiteren neun Sendungen im Gründungsjahr 1986 (Senderhythmus einmal pro Monat) wahrscheinlich eher an sendefähigem Material. In diesem Zeitraum kamen sporadisch auch '''[[Aufruhr zur Liebe]]''', '''[[Teurer denn je]]''' und '''[[die anderen]]''' zu Gehör, außerdem wurden noch einzelne, bereits etablierte Bands aus dem Grenzbereich zum staatlich sanktionierten Ostrock gesendet wie z.B. '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Pankow_(deutsche_Band) Pankow]''', '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Possenspiel_(Band) Possenspiel]''' oder '''[[Amor & Die Kids]]''', sowie "Post-NDW" Gruppen wie '''[[Juckreiz]]''', '''[[Keks]]''', '''[[WK 13]]''', '''[[Prinzz]]''', die '''[[Gaukler Rock Band]]''' und '''[[Scheselong]]'''.<br>Ab Frühjahr 1987 kam es hier zu drastischen quantitativen und qualitativen Veränderungen. Mit der wachsenden Bekanntheit des Programms und ermutigt durch die bereits gesendete Musik wurde Lutz Schramm direkt von Musikern und Bands aus der ganzen Republik mit Demo-Aufnahmen beliefert, auch deren sendefähige Qualität hatte sich als indirekte Folge der landesweiten jugendpolitischen Öffnung stark verbessert. Bereits im März 1987 debütierten mit '''[[Kaltfront]]''', '''[[Sandow]]''' und '''[[AG Geige]]''' drei dominierende Vertreter der erst wesentlich später so bezeichneten "anderen bands" im Programm, kurz darauf gefolgt von '''[[Rosengarten]]''', '''[[Die Art]]''', '''[[Neu Rot]]''', '''[[Die Vision]]''' und '''[[Der Expander des Fortschritts]]'''. Alle genannten Bands definierten sich in vollkommener ästhetischer und personeller Abgrenzung zum Ostrock jeglicher Couleur als "Untergrund", waren aber zumindest durch eine Einstufung bereits einen Minimalkompromiss mit den Bedingungen staatlich akzeptierter Jugendkultur eingegangen. Der dabei zugrunde liegende Wunsch nach einer verbesserten öffentlichen Wahrnehmung reichte vom inhaltlichen, individuell/kritischen "Sendungsbewusstsein" über ein teilweise weit reichendes Kunst-Selbstverständnis bis hin zum ausgeprägten Popstar-Appeal. Aber auch eine hermetisch und unbedarft vor sich hin werkelnde Homerecording-Szene (z.B. [[D.A.M.]], [[Die Vandalen]], [[N.O.R.A. alias T.N.]], [[Der Versuch]]) drängte mit ihren Produkten in die Sendung, bis hin zu Projekten wie '''[[Neues Werk]]''', die sogar eigens für die Präsentation im Parocktikum ins Leben gerufen wurden. Erstmals konnte so am 21. Mai 1988 eine komplette Sendung ausschließlich mit DDR-Gruppen gestaltet werden.<br>Durch weiterführende konzeptionelle Planung, aber auch begünstigt durch die pompös ausgerichteten "750 Jahre Berlin" Feierlichkeiten, konnte das Parocktikum selbst ab 1987 aktiv durch Aufnahmen exklusives Material für die Sendung generieren. Beginnend mit '''[[AG Geige]]''', die im Oktober 1987 mit einem Aufnahme-Mobil des Berliner Rundfunks und Lutz Schramm als Produzent live in einer Galerie in Karl-Marx-Stadt mitgeschnitten werden konnten, begann die Herstellung regelmäßiger "Parocktikum-Live-Sessions". In Berlin folgten '''[[die anderen]]''' und '''[[Die Art]]''' (11/87), '''[[Rosengarten]]''' (12/87), '''[[Das Freie Orchester]]''' (?/8?), '''[[Die Skeptiker]]''' (2/88), '''[[Zorn]]''' (in Leipzig 3/88), '''[[Der Expander des Fortschritts]]''' (6/88) und '''[[Mad Affaire]]''' (7/88). Ab Mai 1988 wurden auch hochwertige Aufnahmeräume des Rundfunks in Berlin für Studioaufnahmen von '''[[Cadavre Exquis]]''', '''[[Herr Blum]]''', '''[[die anderen]]''', '''[[Hard Pop]]''' und andere zur Verfügung gestellt.<br>Kaum abgebildet im Programm blieb hingegen Musik aus Jugendszenen, die sich aus eigener Definition oder durch staatliche Repression als politische Opposition verstanden. Für die meisten Bands mit diesem Anspruch und/oder schlechten Erfahrungen mit der "Obrigkeit" war eine Zusammenarbeit mit einem als Teil des Staates identifizierten Rundfunk vollkommen undenkbar. Einige, die trotzdem ihre Kassetten an das Parocktikum geschickt hatten, gingen nicht auf Sendung weil Lutz Schramm das vermutlich von den Musikern unkalkulierte Risiko, für eine öffentliche Darbietung kritischen Inhalts belangt zu werden (ungeachtet auch seiner eigenen Sicherheit), zu deren Schutz ablehnte. Zu den wenigen Ausnahmen zählte die Saalfelder Band '''[[Gefahrenzone]]''' (Sende-Debüt Mai 1987), die trotz fehlender Einstufung und umfangreicher Observation durch die Staatssicherheit mehrfach in der Sendung auftauchte. Die gleichfalls im Fokus der Stasi stehenden '''[[Die Fanatischen Frisöre|Fanatischen Frisöre]]''' liefen dagegen im Oktober und November 1988 zunächst unbehelligt im Programm, erst danach führten Nachfragen der zuständigen Bezirksverwaltung des MfS zu einer Untersuchung, die für Schramm zum Glück folgenlos blieb. Weitere Gründe für die fehlende Präsenz oppositioneller Musik im Parocktikum waren mit Sicherheit aber auch der oft kunstlos-raue Punkrock und die, wegen der Attitüde wie auch der damit verbundenen mangelnden technischen Möglichkeiten, mangelhafte Aufnahmequalität. Deutschsprachige Punkbands, welche diese beiden Kriterien vermeiden konnten und die aus unterschiedlichen Gründen keine Berührungsängste mit dem Ostradio hatten, tauchten ab Anfang 1988 erst sporadisch im Programm auf, bis zum Fall der Mauer zunächst '''[[Die Skeptiker]]''', '''[[Keine Haftung]]''', '''[[Müllstation]]''', '''[[Zorn]]''', '''[[Feeling B]]''', '''[[Die Firma]]''', '''[[Naiv]]''', '''[[Atonal]]''', '''[[Papierkrieg]]''' und '''[[Keine Ahnung]]'''. Am 9. Dezember 1989 konnten dann endlich '''[[L'Attentat]]''' gespielt werden, als Antithese zu sämtlichen vorgenannten Hinderungsgründen, fortan gab es politisch eindeutig verorteten Punk fast im Übermaß zu hören. Das erklärt sich zum einen durch einen gewissen "Nachholebedarf", zum anderen dadurch, dass diese Musik nun verstärkt auch von den Hörern im Programm präferiert und gewünscht wurde. | ||
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Version vom 11. Juli 2022, 21:30 Uhr
Hier aufgeführt sind alle im Wiki dokumentierten Bands, die zwischen März 1986 und Februar 1993 auch im Programm der Radiosendung "Parocktikum" nachweislich mindestens einmal gesendet wurden.
Parocktikum als Kategorie im "Parocktikum"?
Diese thematische Kategorie ist der sytematisch zum Scheitern verurteilte Versuch (!), den ursprünglichen Anspruch des Wiki, das heißt den mehr oder weniger offiziellen musikalischen "Untergrund" der DDR so komplett wie möglich abzubilden. Gleichzeitig lassen sich aber damit die offensichtlich zwischen Anspruch und Realität klaffenden Widersprüche besser aufklären bzw. erläutern.
Durch die bisherigen Recherchen ist eindrucksvoll belegbar, dass die tatsächlich existierende alternative Band-Szene im genannten Zeitraum in der DDR wesentlich umfangreicher war, als das "Parocktikum" (die Radio-Sendung) je auch nur annähernd hätte präsentieren können. Das lag nicht alleine an der logischerweise begrenzten Sendezeit, sondern hatte ebenso immanente zeit- und mediengeschichtliche Gründe. Lutz Schramm als konzeptioneller Kopf, Programmgestalter und Moderator in Personalunion wollte zunächst vor allen Dingen aktuelle musikalische Sounds & Strömungen präsentieren, die im Rundfunk der DDR bisher kaum bis gar keine Präsenz hatten. Dabei ging es implizit auch um eine Abgrenzung zum systemübergreifend allgemein dominierenden Rock & Pop "Mainstream" im Radio. Warum zu diesem Zeitpunkt (Mitte der 1980er Jahre) einem Moderator eines DDR-Mediums überhaupt ein derartig weitreichendes Eigenhandeln mit offensichtlichen Widersprüchen zur bisherigen Medienpolitik (z.B. den hohen Anteil von Musik des westlichen Auslands, die noch dazu inhaltlich bis dahin als größtenteils "negativ/dekadent/subversiv" abgestempelt war) zugebilligt wurde, hatte in der damaligen kultur- und jugendpolitischen Staatsräson liegende, komplexe Gründe. An dieser Stelle ist nur entscheidend, wie die von Lutz Schramm geschaffenen Freiräume auch zu der im Rückblick immensen Belebung der "Untergrund-Szene" in der DDR beigetragen haben.
Bereits in der allerersten Sendung war mit einem Titel von Hard Pop die Produktion einer DDR-Band zu hören (neben zwei ungarischen Formationen aus dem Wave/Avantgarde-Bereich). Sicher mehr als programmatisches Statement statt als anzustrebenden Fokus verstanden, mangelte es danach für die weiteren neun Sendungen im Gründungsjahr 1986 (Senderhythmus einmal pro Monat) wahrscheinlich eher an sendefähigem Material. In diesem Zeitraum kamen sporadisch auch Aufruhr zur Liebe, Teurer denn je und die anderen zu Gehör, außerdem wurden noch einzelne, bereits etablierte Bands aus dem Grenzbereich zum staatlich sanktionierten Ostrock gesendet wie z.B. Pankow, Possenspiel oder Amor & Die Kids, sowie "Post-NDW" Gruppen wie Juckreiz, Keks, WK 13, Prinzz, die Gaukler Rock Band und Scheselong.
Ab Frühjahr 1987 kam es hier zu drastischen quantitativen und qualitativen Veränderungen. Mit der wachsenden Bekanntheit des Programms und ermutigt durch die bereits gesendete Musik wurde Lutz Schramm direkt von Musikern und Bands aus der ganzen Republik mit Demo-Aufnahmen beliefert, auch deren sendefähige Qualität hatte sich als indirekte Folge der landesweiten jugendpolitischen Öffnung stark verbessert. Bereits im März 1987 debütierten mit Kaltfront, Sandow und AG Geige drei dominierende Vertreter der erst wesentlich später so bezeichneten "anderen bands" im Programm, kurz darauf gefolgt von Rosengarten, Die Art, Neu Rot, Die Vision und Der Expander des Fortschritts. Alle genannten Bands definierten sich in vollkommener ästhetischer und personeller Abgrenzung zum Ostrock jeglicher Couleur als "Untergrund", waren aber zumindest durch eine Einstufung bereits einen Minimalkompromiss mit den Bedingungen staatlich akzeptierter Jugendkultur eingegangen. Der dabei zugrunde liegende Wunsch nach einer verbesserten öffentlichen Wahrnehmung reichte vom inhaltlichen, individuell/kritischen "Sendungsbewusstsein" über ein teilweise weit reichendes Kunst-Selbstverständnis bis hin zum ausgeprägten Popstar-Appeal. Aber auch eine hermetisch und unbedarft vor sich hin werkelnde Homerecording-Szene (z.B. D.A.M., Die Vandalen, N.O.R.A. alias T.N., Der Versuch) drängte mit ihren Produkten in die Sendung, bis hin zu Projekten wie Neues Werk, die sogar eigens für die Präsentation im Parocktikum ins Leben gerufen wurden. Erstmals konnte so am 21. Mai 1988 eine komplette Sendung ausschließlich mit DDR-Gruppen gestaltet werden.
Durch weiterführende konzeptionelle Planung, aber auch begünstigt durch die pompös ausgerichteten "750 Jahre Berlin" Feierlichkeiten, konnte das Parocktikum selbst ab 1987 aktiv durch Aufnahmen exklusives Material für die Sendung generieren. Beginnend mit AG Geige, die im Oktober 1987 mit einem Aufnahme-Mobil des Berliner Rundfunks und Lutz Schramm als Produzent live in einer Galerie in Karl-Marx-Stadt mitgeschnitten werden konnten, begann die Herstellung regelmäßiger "Parocktikum-Live-Sessions". In Berlin folgten die anderen und Die Art (11/87), Rosengarten (12/87), Das Freie Orchester (?/8?), Die Skeptiker (2/88), Zorn (in Leipzig 3/88), Der Expander des Fortschritts (6/88) und Mad Affaire (7/88). Ab Mai 1988 wurden auch hochwertige Aufnahmeräume des Rundfunks in Berlin für Studioaufnahmen von Cadavre Exquis, Herr Blum, die anderen, Hard Pop und andere zur Verfügung gestellt.
Kaum abgebildet im Programm blieb hingegen Musik aus Jugendszenen, die sich aus eigener Definition oder durch staatliche Repression als politische Opposition verstanden. Für die meisten Bands mit diesem Anspruch und/oder schlechten Erfahrungen mit der "Obrigkeit" war eine Zusammenarbeit mit einem als Teil des Staates identifizierten Rundfunk vollkommen undenkbar. Einige, die trotzdem ihre Kassetten an das Parocktikum geschickt hatten, gingen nicht auf Sendung weil Lutz Schramm das vermutlich von den Musikern unkalkulierte Risiko, für eine öffentliche Darbietung kritischen Inhalts belangt zu werden (ungeachtet auch seiner eigenen Sicherheit), zu deren Schutz ablehnte. Zu den wenigen Ausnahmen zählte die Saalfelder Band Gefahrenzone (Sende-Debüt Mai 1987), die trotz fehlender Einstufung und umfangreicher Observation durch die Staatssicherheit mehrfach in der Sendung auftauchte. Die gleichfalls im Fokus der Stasi stehenden Fanatischen Frisöre liefen dagegen im Oktober und November 1988 zunächst unbehelligt im Programm, erst danach führten Nachfragen der zuständigen Bezirksverwaltung des MfS zu einer Untersuchung, die für Schramm zum Glück folgenlos blieb. Weitere Gründe für die fehlende Präsenz oppositioneller Musik im Parocktikum waren mit Sicherheit aber auch der oft kunstlos-raue Punkrock und die, wegen der Attitüde wie auch der damit verbundenen mangelnden technischen Möglichkeiten, mangelhafte Aufnahmequalität. Deutschsprachige Punkbands, welche diese beiden Kriterien vermeiden konnten und die aus unterschiedlichen Gründen keine Berührungsängste mit dem Ostradio hatten, tauchten ab Anfang 1988 erst sporadisch im Programm auf, bis zum Fall der Mauer zunächst Die Skeptiker, Keine Haftung, Müllstation, Zorn, Feeling B, Die Firma, Naiv, Atonal, Papierkrieg und Keine Ahnung. Am 9. Dezember 1989 konnten dann endlich L'Attentat gespielt werden, als Antithese zu sämtlichen vorgenannten Hinderungsgründen, fortan gab es politisch eindeutig verorteten Punk fast im Übermaß zu hören. Das erklärt sich zum einen durch einen gewissen "Nachholebedarf", zum anderen dadurch, dass diese Musik nun verstärkt auch von den Hörern im Programm präferiert und gewünscht wurde.
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